# taz.de -- Washington gegen EU-Emissionshandel: Klimakrieg im Luftraum | |
> Die USA verbieten ihren Fluglinien, sich an die europäischen Vorgaben zum | |
> CO2-Emissionshandel zu halten. 15 weitere Länder wollen folgen. Ärger ist | |
> vorprogrammiert. | |
Bild: Auch für Delta Air Lines wird Fliegen günstiger. | |
WASHINGTON taz | Der US-amerikanische Widerstand gegen CO2-Abgaben für | |
Fluggesellschaften könnte sich zu einem Handelskrieg auswachsen: Am | |
Dienstag entschied der Handelsausschuss des US-Senats, dass sich | |
US-Fluggesellschaften nicht dem europäischen Diktat beugen dürften. Auch | |
das Repräsentantenhaus hat die Regelung bereits gebiligt. | |
Die noch ausstehende Abstimmung im Senat dürfte nicht anders ausfallen. | |
Parallel dazu trafen sich am Dienstag und Mittwoch Vertreter aus 16 Ländern | |
in Washington, die eine gemeinsame Front gegen die EU bilden. Dazu gehören | |
auch China und Indien. | |
Seit Anfang 2012 müssen Airlines in der EU Berechtigungen für ihren Ausstoß | |
an Klimagasen vorweisen, wenn sie einen Flughafen der Staatengemeinschaft | |
ansteuern oder dort starten. 85 Prozent dieser Emissionszertifikate | |
bekommen die Fluglinien kostenlos, den Rest müssen sie kaufen. Bis 2020 | |
sollen so fünf Prozent weniger Klimagase im Luftverkehr produziert werden. | |
US-Transportminister Ray LaHood, der prominenteste republikanische | |
Politiker in der Regierung, spricht von einer „miserablen Politik“ und | |
einem „miserablen Gesetz“. Es gehe nicht an, dass die EU unilateral Regeln | |
diktiere, die dann auch für andere Länder gälten. Verbindliche Vorgaben | |
könnten nur von der Internationalen Organisation für zivile Luftfahrt | |
(ICAO) kommen. | |
## Demokraten und Republikaner vereint | |
Die strikte Opposition gegen die EU-Richtlinie ist eine der letzten | |
politischen Fragen, in denen DemokratInnen und RepublikanerInnen einen | |
gemeinsamen Nenner finden. Auch die demokratischen Politiker wie Senatorin | |
Barbara Boxer und Senator John Kerry bemühten das Argument, „unilaterale | |
Bewegungen von Europa“ seien abzulehnen. Sie sagten, sie seien jedoch nicht | |
prinzipiell gegen Schadstoffabgaben, und verlangten von der ICAO aktivere | |
Schritte zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes. | |
Bei republikanischen Abgeordneten spielt neben dem Ärger über die | |
Bevormundung aus Brüssel auch die grundsätzliche Opposition gegen jede | |
Steuererhöhung eine Rolle. Fast alle haben öffentlich versprochen, keine | |
neuen Steuern einzuführen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mehrheit, | |
Präsidentschaftskandidat Mitt Romney inklusive, bezweifelt, dass die | |
globale Erwärmung menschengemacht ist – oder dass sie überhaupt | |
stattfindet. | |
Als gäbe es in der globalen Welt der Schadstoffe nationale Grenzen, | |
beklagen Republikaner sowie US-Fluggesellschaften und Handelskammern auch, | |
dass die EU ihre Abgaben nicht nur für Flüge im europäischen Luftraum | |
verlange, sondern für die gesamte Flugstrecke. | |
Die Teilnehmer des Treffens der 16 Anti-Emissionshandels-Länder | |
argumentierten ähnlich. Sie wollen es den USA gleichtun und ihren | |
Fluggesellschaften verbieten, die EU-Regelung zu akzeptieren. Für die EU | |
droht damit zwar eine neue transatlantische Konfrontation. Doch immerhin | |
hat sie eine internationale Debatte angestoßen. Die neuen Abgaben gelten | |
seit Januar. Die Rechnungen an die Fluggesellschaften sollen zum Jahresende | |
herausgehen. Doch fällig werden die Zahlungen erst im April 2013. Bis dahin | |
wird es dicke Luft geben. | |
1 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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