# taz.de -- Fragen und Antworten zu Anleihekäufen: Keine Angst vor hoher Infla… | |
> Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank, erneut | |
> Staatsanleihen zu kaufen, könnte den Wert des Euros verringern. Es gibt | |
> noch andere Auswirkungen. | |
Bild: Skeptisch: Bundesbankpräsident Jens Weidmann. | |
BERLIN taz | Die Europäische Zentralbank bereitet eine koordinierte Aktion | |
vor: Sie will angeschlagenen Euro-Ländern wie Spanien und Italien zu | |
frischem Geld verhelfen – und dafür deren Staatsanleihen aufkaufen. Damit | |
will die EZB die Schuldzinsen drücken, unter denen Madrid und Rom leiden, | |
weil sie sich auf dem freien Markt gegenwärtig nur sehr teuer Gelder | |
beschaffen können. Letztlich geht es darum, die Spanier und Italiener vor | |
der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. | |
Warum werden Anleihekäufe kritisiert? | |
Kritiker wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann befürchten einen | |
unerwünschter Nebeneffekt: Inflation. Denn mit ihren Anleihekäufen setzt | |
die EZB Hunderte Milliarden Euro zusätzlich in die Welt. Wächst die | |
Geldmenge aber stärker als die produzierten Waren, dürften die Preise | |
steigen – und der Außenwert des Euro sinken. Außerdem verbieten die | |
europäischen Verträge es der EZB, Regierungen zu finanzieren. | |
Droht eine Inflation? | |
Die EZB will die Teuerung möglichst niedrig halten. Zwei Prozent sollen | |
nicht überschritten werden. Die tatsächliche durchschnittliche | |
Preissteigerung im Euro-Raum liegt mit 2,6 Prozent etwas darüber. | |
Muss man mit mehr rechnen? | |
Thomas Straubhaar, Chef des [1][Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts], | |
meint: „vorläufig nein“. Ende 2011 habe die Geldmenge gegenüber dem Vorja… | |
bei plus 2,6 Prozent gelegen – trotz des Kaufs von Staatsanleihen durch die | |
EZB. Sollte sich das ändern, kann die Zentralbank den Geschäftsbanken etwa | |
weniger Kredite geben und damit die Menge des umlaufenden Geldes | |
verringern. | |
Bisher hat das geklappt. Und langfristig? Die Anleihekäufe der EZB müssten | |
die Ausnahme bleiben, meint Straubhaar. Sonst nehme die Inflationserwartung | |
von Bürgern, Firmen und Investoren zu. Die Gefahr einer Preisspirale | |
wachse. | |
Warum ist Inflation schlecht? | |
Bei einem mittleren Arbeitnehmereinkommen von 40.000 Euro jährlich bedeuten | |
zwei Prozent Inflation einen Kaufkraftverlust von 800 Euro im Jahr. Die | |
Inflation knabbert auch an Lebensversicherungen, Sparguthaben, Aktien- und | |
Wertpapierrenditen. Wer mit einer monatlichen Rente von 1.000 Euro rechnet, | |
muss einkalkulieren, dass die spätere Kaufkraft vielleicht nur zwei Drittel | |
des Nominalbetrages ausmacht. | |
Gibt es auch Vorteile? | |
Während Preise steigen, können zugleich die Löhne und Gehälter wachsen. | |
Viele Deutsche erhalten derzeit Lohnzuschläge über der Inflationsrate. Eine | |
großzügige Geldpolitik könnte Ländern wie Spanien auch helfen, dem | |
Teufelskreis aus Sparen und Arbeitslosigkeit zu entkommen. Mit der | |
Inflation nimmt auch der Wert alter Kreditschulden ab. | |
2 Aug 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.hwwi.org/ | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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