Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Finanzmarktforscherin zur Eurokrise: „Im Sommer ist Spekulation e…
> Mit festen Ansagen würde die EZB nur Spekulanten ermuntern, meint die
> Forscherin Dorothea Schäfer. Stattdessen müssten die Euro-Hüter die
> Märkte überraschen.
Bild: Die Sonne scheint, Anleger machen Urlaub und Spekulanten haben es einfach…
taz: Frau Schäfer, die Anzeichen mehren sich, dass die Europäische
Zentralbank bald wieder Staatsanleihen aufkauft. Was halten Sie davon?
Dorothea Schäfer: Punktuelle Eingriffe sind nötig, um die Spekulation
einzudämmen und die Zinsen für Spanien und Italien zu senken.
Bundesbank-Chef Jens Weidmann ist vehement dagegen.
Die Bundesbank sollte sich zurückhalten. Gerade jetzt im Sommer ist die
Spekulation besonders einfach. Viele Anleger sind im Urlaub, und die
Handelsvolumina auf den Märkten sind gering. Da reichen schon wenige
Spekulanten, um die Zinsen für Spanien und Italien nach oben zu treiben.
Welches Zinsniveau wäre denn akzeptabel?
Es kommt darauf an, wie hoch die Inflation ist. Der Realzins sollte nicht
über 3 Prozent für eine 10-jährige Anleihe liegen.
Wenn die EZB eingreift: Sollte sie ein solches Zinsziel explizit
formulieren?
Nein. Man sollte auf gar keinen Fall feste Marken vorgeben. Dann gibt es
immer Investoren, die dagegen spekulieren. Als Signal reicht es völlig,
wenn die Europäische Zentralbank sagt, dass sie alles tun wird, um den Euro
zu retten. Punkt.
Die Schweizer Nationalbank geht einen anderen Weg. Sie hat als Ziel einen
Kurs von 1,20 Franken zu 1 Euro definiert – und die Spekulanten haben sich
darauf eingestellt. Die Nationalbank muss jetzt kaum noch eingreifen. Warum
sollte dies nicht auch in der Eurozone klappen, wenn man einen Realzins
von, sagen wir, 3 Prozent vorgeben würde?
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dies nicht funktioniert, sondern die
Spekulanten nur ermuntert, dagegen zu wetten. Man muss die Märkte
überraschen.
Als Alternative zur EZB wird erwogen, den Rettungsschirm ESM mit einer
Banklizenz auszustatten. Dann könnte er sich Geld bei der EZB Geld leihen,
um selbst Staatsanleihen aufzukaufen. Halten Sie das für eine gute Idee?
Nein. Dann hat man in der Eurozone gleich zwei Institutionen, die irgendwie
Geldschöpfung betreiben können. Zudem ist völlig ungeklärt, wer das Sagen
hat. Müsste die EZB immer zahlen, wenn der ESM neues Geld verlangt? Mir
wäre es lieber, wenn klare Verantwortlichkeiten herrschen – und nur die EZB
interveniert.
Die Bundesbank fürchtet aber um die Unabhängigkeit der Zentralbank, wenn
sie Staatsanleihen aufkauft.
Die Europäische Zentralbank ist für den Euro und seinen Erhalt zuständig.
Da wäre es doch komisch, wenn sie zusähe, wie dieser Euro zerbröselt.
Viele Kritiker fürchten, dass die Krisenstaaten nicht mehr sparen, sobald
die EZB Staatsanleihen aufkauft. Eine reale Gefahr?
Nein. Der ESM könnte diesen Prozess doch politisch begleiten und die
Anstrengungen in den Krisenländern überwachen. Ich bin nur dagegen, dass
der Rettungsschirm auch noch anfängt, Staatsanleihen aufzukaufen. Das
sollte die Zentralbank machen.
2 Aug 2012
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## ARTIKEL ZUM THEMA
Reaktion auf instabile Währungsunion: Konzerne drohen mit Kapitalflucht
US-amerikanische und britische Firmen drohen mit dem Abzug von Kapital aus
dem Euroraum. Experten erkennen darin nichts als Propaganda.
Spekulant Florian Homm: Der Plattmacher von Mallorca
Er ist seit fünf Jahren auf der Flucht, auf seinen Kopf war ein hoher
Betrag ausgesetzt. Im Gegenzug bedrohte Finanzjongleur Homm seine Jäger –
und das offenbar sehr glaubhaft.
Zinssatz über sieben Prozent: Für Spanien wird frisches Geld teuer
Der Zinssatz ist auf ein kritisches Niveau geklettert. Staatsanleihen sind
für Spanien kaum mehr zu refinanzieren. Trotzdem hat Regierungschef Rajoy
Rentenkürzungen ausgeschlossen.
Fragen und Antworten zu Anleihekäufen: Keine Angst vor hoher Inflation
Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank, erneut
Staatsanleihen zu kaufen, könnte den Wert des Euros verringern. Es gibt
noch andere Auswirkungen.
Krisenmanagement in Europa: Super-Mario rettet den Euro
Die EZB ist grundsätzlich zum Erwerb weiterer Staatsanleihen bereit.
Gleichzeitig spricht sich EZB-Chef Draghi gegen eine Banklizenz für den
Rettungsfonds ESM aus.
Europäische Zentralbank in der Eurokrise: Und nun?
Die Europäische Zentralbank berät über die Eurokrise. Leitzins senken,
Staatsanleihen kaufen, den Rettungsschirm zur Bank machen – was sie tun
kann.
Kommentar Bundesbank-Chef: Vor dem Rücktritt
Dass er gegen den Ankauf von Staatsanleihen ist, bringt Bundesbank-Chef
Weidemann in eine ausweglose Situation. Entweder er verliert den Job oder
seine Würde.
Mit Hilfe der EZB aus der Eurokrise: Zentralbank soll Euro retten
Frankreich und Italien senden ein wichtiges Signal an die Finanzmärkte: Man
werde „alles“ tun, um den Euro zu verteidigen und zu stärken.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.