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# taz.de -- Mit Hilfe der EZB aus der Eurokrise: Zentralbank soll Euro retten
> Frankreich und Italien senden ein wichtiges Signal an die Finanzmärkte:
> Man werde „alles“ tun, um den Euro zu verteidigen und zu stärken.
Bild: Himmel hilf: Italiens Premier Mario Monti braucht jede Unterstützung.
BERLIN dpa/taz Die Fronten bei der Eurorettung formieren sich. Am Dienstag
machte sich Italiens Premier Mario Monti auf die Reise, um in Frankreich,
Spanien und Finnland vorzusprechen. Erste Station war Paris. Dort wurde
Monti nicht enttäuscht. Der französische Präsident François Hollande sagte
anschließend: „Wir haben erneut unseren Willen bekräftigt, alles zu tun, um
die Eurozone zu verteidigen, zu erhalten und zu stärken.“
Damit wiederholten Hollande und Monti die Wortwahl, auf die sie sich in der
vergangenen Woche mit Angela Merkel verständigt hatten. Die Kanzlerin hatte
bereits am Freitag versichert, dass man „alles“ tun werde, „um den Euro zu
schützen“.
Italien leidet unter den sehr hohen Zinsen, die es für seine Staatskredite
zahlen muss. Deswegen wirbt Monti schon seit Monaten dafür, dass die
Europäische Zentralbank (EZB) oder die europäischen Rettungsschirme
eingreifen, indem sie Staatsanleihen aufkaufen.
## Unbegrenztes Volumen für Rettungsschirm
Offenbar rückt eine solche Intervention nun näher. Wie die Süddeutsche
Zeitung am Dienstag berichtete, soll der dauerhafte Euro-Rettungsschirm ESM
eine Banklizenz der EZB erhalten. Dadurch würde eine Art Kreisverkehr in
Gang gesetzt: Der ESM würde Staatsanleihen von Italien und Spanien
aufkaufen, um die Zinsen zu drücken – und dann genau diese Papiere bei der
EZB einreichen, um dafür einen Zentralbankkredit zu erhalten. Damit wäre
das Ausleihvolumen des ESM unbegrenzt.
Bisher hat der Rettungsfonds nur einen Umfang von 500 Milliarden Euro, die
durch Garantiezusagen der einzelnen Eurostaaten ermöglicht werden. Dieses
Volumen ist jedoch zu gering, um den Finanzbedarf von Spanien und Italien
zu decken.
Schon seit Wochen gibt es Gerüchte, dass der Rettungsschirm ESM mit einer
Banklizenz der EZB ausgestattet werden könnte. Bereits in der vergangenen
Woche hatte die französische Le Monde darüber berichtet.
Von offizieller Seite gibt es jedoch keine Bestätigung. Der luxemburgische
Außenminister Jean Asselborn sagte lediglich: „Wir müssen ein Instrument
entwickeln, das die Spekulation unterbindet.“ Und da sei die EZB „das beste
Programm, das wir haben, um gegenzusteuern“. In der Bank säßen schließlich
„keine Finanzjongleure“.
Auch bisher hat die EZB schon interveniert. So hat sie bereits
Staatsanleihen in Höhe von 211 Milliarden Euro im Depot. Allerdings wurden
diese punktuellen Ankäufe im Frühjahr gestoppt, weil die Bundesbank
opponierte.
Am Dienstag wurden auch die Arbeitslosenquoten für Europa mitgeteilt. In
Spanien liegt sie jetzt bei 24,8 Prozent, in Griechenland bei 22,5 Prozent.
## Griechenland möchte in der Eurozone bleiben
Ungeklärt ist, wie es in Griechenland weitergeht. In den kommenden zwei
Jahren müssen 11,5 Milliarden Euro eingespart werden. Doch am Montagabend
konnten sich die drei Regierungsparteien nicht einigen. Nun sollen die
Verhandlungen in den nächsten Tagen weitergehen. „Wichtig ist, dass unsere
Entscheidungen nicht die Möglichkeit zunichte machen, dass das Land in der
Eurozone bleibt“, sagte Finanzminister Jannis Stournaras.
Gleichzeitig ist die Troika in Athen, um die Sparanstrengungen zu
überprüfen. Die Experten werden ihren Bericht im September vorlegen. Erst
dann sollen Entscheidungen fallen, ob weitere Hilfskredite an Griechenland
ausgezahlt werden.
31 Jul 2012
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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