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# taz.de -- Ghostwriter bei wissenschaftlichen Arbeiten: Profs wollen Fremdschr…
> Bachelor-Arbeiten oder Promotionen lassen sich kaufen. Wer das macht,
> riskiert seinen Titel. Nun will der Hochschulverband auch die Ghostwriter
> belangen.
Bild: Ist doch anstrengend, so viel für die Abschlussarbeit selbst zu lesen.
BERLIN taz | Das Angebot kommt schon eine Stunde nach der Anfrage: Gern sei
man bei der Erstellung der Bachelor-Arbeit behilflich, schreibt die Agentur
Arcad Write auf eine verdeckte Anfrage der taz. Die „Erstellung eines
wissenschaftlichen Werkes“ würde 2.390 Euro kosten, bis 30. November könne
man liefern. „Wir garantieren Ihnen selbstverständlich, dass das von uns
angefertigte Werk ein Unikat ist.“
Die Helfer im Hintergrund versprechen absolute Diskretion: „Ghostwriter
sind sehr vergessliche Leute. Kaum haben sie einen Text dem Kunden
übergeben, haben sie auch schon vergessen, ihn jemals geschrieben zu
haben“, heißt es in der Infobroschüre der Agentur, die nach eigenen Angaben
in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig ist.
Der Deutsche Hochschulverband möchte der Branche der Promotionsberater und
Ghostwriter jetzt den Garaus machen: Die Professorenvertretung fordert den
Gesetzgeber auf, für Wissenschaftsbetrug einen Straftatbestand zu schaffen.
Studenten, die einen Ghostwriter engagieren, sollten mit einer
Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldbuße bestraft werden.
Aber nicht nur sie: Auch die Ghostwriter selbst sollen durch einen
entsprechenden Passus im Strafgesetzbuch mit zur Verantwortung gezogen und
mit Gefängnisstrafen bestraft werden können.
Der Hochschulverband hat seine Forderung an Bundesforschungsministerin
Annette Schavan (CDU) geschrieben. Die jedoch reagiert skeptisch. Man halte
den Vorschlag „zurzeit nicht für weiterführend“, sagte eine Sprecherin der
taz. Die Hochschulen hätten schon jetzt genug Möglichkeiten,
Wissenschaftsbetrug zu ahnden: Gibt ein Doktorand etwa eine eidesstattliche
Versicherung ab, kann er strafrechtlich verfolgt werden, wenn herauskommt,
dass die Arbeit doch nicht aus seiner Feder stammt. Den Titel ist er
ohnehin los. Ähnlich zurückhaltend beurteilt der Wissenschaftsrat, das
wichtigste forschungspolitische Beratergremium der Regierung, den
Vorschlag.
Dem Hochschulverband reicht das nicht. Denn bisher geraten eben nur die
Doktoranden ins Visier, nicht aber die Hintermänner, die das Werk
verfassten und den Schwindel erst ermöglichen. „Ein Grad kann entzogen
werden, wenn der Deal mit dem Ghostwriter auffliegt. Aber das ist zu
schwach. Mit der konkreten Strafandrohung gewinnt die Abschreckung erst
Zähne“, sagte Hochschulverbandssprecher Matthias Jaroch der taz.
Die Promotionshelfer versuchen sich bei ihren Geschäften geschickt
abzusichern. Die Agentur Arcad Write etwa weist in ihrer Broschüre darauf
hin, dass Kunden den gelieferten Text nicht als Prüfungsarbeit einreichen
dürften: „Aber er kann Ihnen als exzellente Vorlage dienen, Ihre Arbeit
schnell und auf Topniveau zu schreiben.“
10 Aug 2012
## AUTOREN
E. Gamperl
B. Kramer
## TAGS
Nobelpreis
Doktorarbeit
Wissenschaft
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