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# taz.de -- Betrug bei wissenschaftlichen Artikeln: Gefälschte Experten
> Wissenschaftler tricksten wiederholt das Peer-Review-System von
> Fachmagazinen aus. Ein Biologe schrieb sich die Reviews sogar selbst.
Bild: Anette Schavan soll ihre Doktorarbeit gefälscht haben. Noch einfacher is…
Insgesamt elf Artikel in Fachzeitschriften des Elsevier-Verlages wurden
kürzlich zurückgezogen. Der Grund: Die Reviews, die bei solchen
Fachartikeln üblich sind, waren offenbar gefälscht und stammten nicht von
denen, mit deren Namen sie unterzeichnet waren. Darüber berichtete kürzlich
das Blog [1][Retractionwatch]. Es ist innerhalb kurzer Zeit der zweite
derartige Vorfall bei Elsevier, dem weltgrößten Wissenschaftsfachverlag.
Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften werden üblicherweise einem
sogenannten Peer-Review unterzogen. Wissenschaftler aus demselben
Fachbereich, die an der Forschungsarbeit nicht selbst beteiligt sind,
begutachten dabei die Artikel ihrer Kollegen vor der Veröffentlichung. Das
Peer-Review-System gilt als wichtiges Instrument, um zu verhindern, dass
mangelhafte Forschungsarbeiten in Fachzeitschriften publiziert werden.
Große Verlage wie Elsevier verwenden hierbei inzwischen halbautomatisierte
Systeme. Potenzielle Reviewer können sich online beim Verlag anmelden.
Offenbar gelang es in diesem Fall Unbekannten, sich die Zugangsdaten von
legitimen Reviewern zu verschaffen und die gefälschten Berichte
einzureichen.
Sonderlich schwer hatten es die Angreifer nicht: Das Review-System von
Elsevier arbeitete mit unverschlüsselten Logins. Die bei Internetangeboten
heute oft übliche SSL-Verschlüsselungstechnik (zu erkennen am https:// in
der Webadresse) kam dabei standardmäßig nicht zum Einsatz.
## Motive der Fälschungen unklar
Die meisten der zurückgezogenen Arbeiten betrafen das Magazin Optics &
Laser Technology. Unklar sind dabei die Motive der Fälschungen. Elsevier
erklärte, man sehe keine Verbindung zwischen den Artikelautoren und den
gefälschten Reviews. Die Autoren sollen daher die Chance erhalten, ihre
Arbeiten erneut einzureichen, erklärte der Herausgeber von Optics & Laser
Technologie, Andrea Cusano.
Es ist nicht der erste Fall, in dem das Review-System von Elsevier in
Verruf gerät. [2][Im August berichtete Retractionwatch darüber,] dass der
koreanische Biologe Hyung-In Moon sich seine Reviews selbst schrieb. Er
reichte Texte bei Fachjournalen ein und machte gleichzeitig Vorschläge,
welche Fachkollegen für ein Review in Frage kämen. Gleichzeitig erstellte
er sich Accounts im Review-System von Elsevier unter den Namen der – real
existierenden – Kollegen mit gefälschten E-Mail-Adressen.
Eine Weile war Moon mit dieser Strategie erfolgreich, doch letztendlich
wurden die Herausgeber skeptisch, dass die Reviews immer ungewöhnlich
schnell eintrafen, meist bereits nach einem knappen Tag. Auf Nachfrage gab
Moon anschließend zu, die Reviews selbst geschrieben zu haben.
20 Dec 2012
## LINKS
[1] http://retractionwatch.wordpress.com/2012/12/11/elsevier-editorial-system-h…
[2] http://retractionwatch.wordpress.com/2012/08/24/korean-plant-compound-resea…
## AUTOREN
Hanno Böck
## TAGS
Wissenschaft
Betrug
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Wissenschaftsrat
Plagiat
Universität
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