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# taz.de -- Soziale Netzwerke von Prominenten: Mitglied im Gaga-Universum
> Ob 50 Cent, Zooey Deschanel oder Lady Gaga – im Netz errichten Prominente
> soziale Netzwerke zur Fanbindung. Sie scheinen zum Greifen nah und sind
> doch ganz weit weg.
Bild: „Bitte nicht anfassen“: Lady Gaga und Fans.
LONDON taz | Prominente verschanzen sich gerne. Hinter hohen Zäunen,
Bodyguards und einstweiligen Verfügungen. Sie machen nicht in Hotels
Urlaub, sondern haben Luxusvillen auf der ganzen Welt oder steigen bei
anderen Promi-Freunden ab. Sie reisen mit dem eigenen Flugzeug oder
Chauffeur. Die breite Masse vermeiden sie wie der Teufel das Weihwasser –
es sei denn, sie wollen Musik, Kinofilme, Parfüms und andere Produkte mit
ihrem Namen darauf an den Mann oder die Frau bringen.
Seit einiger Zeit ist auch bei Prominenten im Internet dieses Verhalten zu
beobachten. Die Masse darf staunen, kaufen und bewundern, aber soll nicht
mitmischen und auf Distanz gehalten werden. Dazu launchen die Promis ihre
eigenen Webseiten, die entweder Social Networks sind, wie im Fall von
[1][Lady Gagas Littlemonsters], oder Fan-Seiten wie [2][die von US-Rapper
50 Cent] oder [3][Zooey Deschanel], Hauptdarstellerin der
US-Comedy-Hitserie „New Girl“.
Lady Gagas höchsteigenes soziales Medium ist eine Mischung aus Facebook,
Ticketmaster (schließlich ist sie kein Philantrop), Reddit und Pinterest –
alles schön aufgemischt im exzentrischen Lady-Gaga-Stil. Wer sich
angemeldet hat, kann nach Herzenslust im virtuellen Gaga-Universum
herumsurfen, eigene Gaga-Fotos und Fan-Kunst posten, Konzertkarten kaufen,
sich an aktuellen Gaga-News erfreuen oder mit anderen Gaga-Fans in Forums
chatten. Bislang hat die Seite 200.000 Mitglieder.
„Diese Gaga-Gemeinschaftserfahrung könnte auch für andere Künstler wie Guns
and Roses oder Green Day funktionieren“, resümierte Matt Michaelson, CEO
von Backplane, den Produzenten von Littlemonsters.
## Alle sollen über dich reden
Lady Gaga ist auf einen virtuellen Zug aufgesprungen, der stetig an Fahrt
gewinnt. Anfang des Jahres launchte HipHop-Künstler und Grammy-Gewinner
Jermaine Dupri seine eigene Social-Media-Webseite, [4][namens Global 14],
die es mit 35.000 Mitgliedern zwar nicht ganz in die Bundesliga der Stars
geschafft hat, aber immerhin.
Dieser Umstand bereitet auch so manchem Fan Kopfschmerzen: „Manche Leute
besuchen die Seite und sagen, ‘Was? Du hast nur 35.000 Mitglieder, das ist
aber nicht viel’, aber es ist viel, wenn sie alle über dich reden“,
erklärte Dupri gegenüber der US-Webseite Mashable. Und darum geht es ja
schließlich.
Der Hip Hopper sagte weiter, er könne auf seiner eigenen Webseite besser
den Überblick behalten: „Wenn du Millionen Follower auf Twitter hast, dann
kannst du nicht mal mehr sehen, wer mit dir spricht.“ Sicher, bei 35.000
Fans auf der eigenen Webseite ist das ein Kinderspiel. Wenn jeder Fan pro
Woche eine E-Mail schickt, dann muss Dupri ja nur 5.000 E-Mails am Tag
beantworten, was sicher für ihn ein Klacks ist.
## 1980er, Kätzchen, Nail Art
„New Girl“ Zooey Deschanels Webseite HelloGiggles kann sich mit ihren
400.000 Unique Visitors in den USA da schon eher sehen lassen. HelloGiggles
ist ein virtuelles Aushängeschild für den „Cute Girl“ Hipster-Lifestyle m…
dem Deschanel bekannt geworden ist. Die Themenauswahl spiegelt das wider:
In ihren Postings schwadroniert das „süße Mädchen“ über 1980er-Jahre-Fi…
Kätzchen, Dinge aus Garn und Nail Art. Und, wie Deschanel betont, der
Inhalt ist auf die junge Frau von heute abgestimmt.
Besonders perfide ist [5][WhoSay.com], eine Art Facebook für Promis bei der
Otto Normalverbraucher nur durchs „virtuelle Glas“ gaffen – also sich die
angeblich „originalen“ Fotos der Stars und Sternchen ansehen darf – aber
„anfassen“ ist nicht erlaubt, sprich man kann nur Mitglied per Einladung
werden. Aber weil die meisten Fans weder mit Jennifer Lopez oder Charlie
Sheen verwandt, bekannt oder verschwägert sind, bleiben die „oberen
Zehntausend“ unter sich. Natürlich haben diese Online-Auftritte vor allem
ein Ziel: Das eigene Image zu fördern, mehr Produkte zu verkaufen, mehr
Geld zu machen, damit sich die Promis noch stärker von „Joe Bloggs“
abgrenzen können.
Sicher, oft wird als Argument angeführt, dass Celebrities pausenlos von der
breiten Masse belästigt werden, wenn sie keinen „virtuellen“ oder wie auch
immer gearteten Zaun um sich herum errichten. Aber: Ist das nicht so, als
ob Roger Federer über seinen Tennisellenbogen jammert? Natürlich tun seine
Ellenbogen weh, aber sein Sport bringt ihm auch Millionen ein und genauso
ist es mit der Showbiz-Welt.
## Nebenwirkungen des Ruhms
Ihr Ruhm bringt Promis Millionen ein, damit sind auch immer
„Nebenwirkungen“ verbunden. Die Frage, die sich viele Stars angesichts der
Social-Media-Revolution gestellt haben dürften, ist die: Wie kann ich der
Masse meine Erzeugnisse andrehen, ohne selbst mit der Masse in Berührung
kommen zu müssen? Online-Auftritte sind dafür ideal, denn sie erwecken den
Anschein, als ob die Stars zum Greifen nah sind, aber in Wirklichkeit
verschanzen sie sich hinter einem „virtuellen“ Zaun – sie bleiben die
„Untouchables“.
WhoSay.com beherbergt inzwischen 900 Promi-Profile und Macher Steve Ellis
ist mächtig stolz auf sein Produkt: „Wir beobachteten ein Abbröckeln der
digitalen Identitäten unserer Kunden und der Möglichkeit, mit Inhalten zu
Geld zu verdienen“, sagte Michael Yanover, einer der Direktoren der
Webseite.
Und weil Steve Ellis dieses herzzerreißende Trauerspiel nicht mitansehen
wollte, rief er WhoSay.com ins Leben. Leider bislang mit bescheidenem
Erfolg, denn die Webseite fährt noch keine Gewinne ein. Das Reichwerden
bleibt auch weiterhin Ellis’ Schützlingen vorbehalten.
14 Aug 2012
## LINKS
[1] http://littlemonsters.com/
[2] http://thisis50.com
[3] http://hellogiggles.com
[4] http://global14.com/
[5] http://www.whosay.com/
## AUTOREN
Frank Heinz Diebel
## TAGS
Microsoft
Schwerpunkt Meta
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