# taz.de -- Altmaiers Ideen zur Energiewende: Zehn kleine Ministerpläne | |
> Peter Altmaier legt seinen großen Plan für die Energiewende vor. Und | |
> überrascht alle damit, die Klimaziele der Europäischen Union deutlich | |
> verschärfen zu wollen. | |
Bild: Ein Schwarzer mit grünem Daumen. | |
BERLIN taz | Peter Altmaier (CDU) findet oft heroische Worte, wenn es um | |
die Energiewende geht. Seit fast drei Monaten ist er nun | |
Bundesumweltminister, oft wurde ihm vorgeworfen, zwar viel zu reden, aber | |
wenig darüber zu sagen, was er eigentlich genau zu tun gedenkt. Am | |
Donnerstag stellte er in Berlin seinen lang angekündigten 10-Punkte-Plan | |
zur Energiewende vor. Und sagte gleich zu Beginn: „Die Energiewende ist die | |
größte wirtschaftspolitische Herausforderung seit der Wiedervereinigung.“ | |
Dann allerdings hatten es einige seiner Ideen in sich: Altmaier will den | |
Klimaschutz stärken und die EU dazu bringen, ihre CO2-Emissionen bis 2020 | |
um 30 statt um 20 Prozent im Vergleich zu 1990 zu mindern. Damit dürfte er | |
auch in der Bundesregierung einige Kontroversen auslösen. | |
Wie erwartet will er sich bis Ende September auf einen Gesetzentwurf für | |
eine bundesweite Suche nach einem Atommüllendlager mit den Bundesländern | |
einigen. Das Gesetz solle dann bis Ende des Jahres verabschiedet werden. | |
Bis Ostern 2013 soll es zudem ein Gesetz geben, um die Abfälle aus dem | |
maroden Atommülllager Asse schneller zu bergen. | |
Zudem will der Umweltminister die Förderung der erneuerbaren Energien, das | |
sogenannte Erneuerbare-Energien-Gesetz, grundsätzlich überarbeiten. Wie, | |
das ließ er offen. Er wolle im Herbst einen Verfahrensvorschlag zu einer | |
grundsätzlichen Überarbeitung einbringen, sagte Altmaier. | |
## Das Ministerium umbauen | |
Er kündigte an, einen „Club der Energiewendestaaten“ gründen zu wollen. | |
Einen Verbund der Staaten also, die ihre Stromversorgung auf erneuerbare | |
Energien umstellen wollen – unabhängig von ihrer Haltung der Atomkraft | |
gegenüber. Außerdem will Altmaier das Umweltministerium umbauen – und | |
Abteilungen für Bürgerbeteiligung, Energiewende und Klimaschutz schaffen. | |
Der Rest der zehn Punkte waren in den letzten Monaten oft vorgetragene | |
Sprechvorlagen und Allgemeinplätze. Er wolle die „Energiewende als | |
Kernaufgabe moderner Umwelt- und Wirtschaftspolitik erfolgreich und | |
effizient“ umsetzen, heißt es in seinem Papier. Nukleare Entsorgung müsse | |
um Konsens erfolgen, der Atomausstieg sei unumkehrbar, der Erhalt von | |
Arbeitsplätzen sei wichtig. | |
„Es darf keine schwerwiegenden sozialen Verwerfungen geben“, sagte Altmaier | |
mit Blick auf die Strompreise. Er definierte die Energiewende als | |
zweitwichtigste nationale Aufgabe nach der Lösung der Staatsschuldenkrise | |
in der Eurozone. | |
Kritik kam schon, bevor er sein Vorhaben der Presse in Berlin präsentierte. | |
Seine Idee einer kostenlosen Energieberatung artikuliert er schon seit | |
Wochen immer mal wieder, das Bundeswirtschaftsministerium reagierte auf ein | |
aktuelles Interview dazu: Eine solche Beratung gebe es bereits bei den | |
Verbraucherzentralen. | |
## Alte Gräben überwinden | |
Ärmere Haushalte seien bereits, gefördert von der Bundesregierung, von den | |
Kosten befreit. Altmaier ist seit Amtsantritt bemüht, die alten Gräben mit | |
dem Wirtschaftsressort unter der Leitung von Philipp Rösler (FDP) zu | |
überwinden. Altmaiers Vorgänger Norbert Röttgen (CDU) lag oft im Dissens | |
mit Rösler, dem wiederum viele Umweltverbände vorwerfen, die Energiewende | |
zu blockieren. | |
„Altmaier muss sämtliche Regierungsmitglieder davon überzeugen, dass die | |
Energiewende beschleunigt werden muss, anstatt sie zu zerreden“, forderte | |
in diesem Zusammenhang der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Er kritisierte, | |
dass Altmaier am Dienstag ein neues Braunkohlekraftwerk als | |
Klimaschutzmaßnahme gepriesen hatte. | |
16 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
## TAGS | |
Braunkohle | |
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