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# taz.de -- Kommentar Europäische Zentralbank: Bundesbank endlich machtlos
> Für EZB-Direktor Asmussen ist vollkommen klar, dass die EZB
> Staatsanleihen kaufen wird. Mit dieser Erkenntnis ist er spät dran, aber
> früher als der Bundesbank-Chef.
Er ist ein treuer Diener seines neuen Chefs: EZB-Direktor Jörg Asmussen hat
ein Interview gegeben – und wortwörtlich wiederholt, was EZB-Präsident
Mario Draghi vor fast drei Wochen angekündigt hat. Etwas verkürzt: Die
Europäische Zentralbank sei bereit, Staatsanleihen aufzukaufen, um die
Zinsen für Italien und Spanien zu drücken.
Inhaltlich war das Interview also nicht interessant – aber taktisch. Denn
Asmussen spricht im Futur I. Für ihn ist völlig klar, dass die EZB
Staatsanleihen aufkaufen wird und dass es gar keine Alternative mehr gibt.
Damit stellt sich der Ex-Finanzstaatssekretär gegen seinen Freund und
Weggenossen Jens Weidmann, der es vom Bundeskanzleramt zum Chef der
Bundesbank gebracht hat.
Schon länger war klar, dass sich Weidmann unter den EZB-Notenbankern
isoliert hat, weil er strikt dagegen ist, Staatsanleihen aufzukaufen – aber
selbst keinen Vorschlag zu bieten hat, wie die Eurokrise ansonsten zu lösen
wäre. Das Asmussen-Interview illustriert nun erneut, wie machtlos Weidmann
und seine Bundesbank sind.
Asmussen war immer ein guter Indikator für den Zeitgeist, um es höflich zu
formulieren. Stets fiel er durch Überzeugungen auf, die seiner Karriere
nützlich waren. Es dürfte Asmussen also nicht entgangen sein, dass
Kanzlerin Merkel seit Anfang August die gleichen Worte benutzt wie Draghi,
indem sie versichert, man werde „alles“ tun, um den Euro zu retten.
Es hat lange gedauert, aber nun setzt sich selbst in Deutschland die
Erkenntnis durch, dass die EZB zu einer normalen Notenbank werden muss, die
die Staatsanleihen ihrer Mitgliedsländer aufkaufen darf. In den USA oder
England ist dies selbstverständlich. Asmussen ist also spät dran, aber
immerhin noch früher als Weidmann.
20 Aug 2012
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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