# taz.de -- Piratenentwurf zum Urheberrecht: Eckpunkte ahoi! | |
> Die Berliner Piratenfraktion stellt ein Papier für eine | |
> Urheberrechtsreform vor. Darin finden sich vor allem zarte | |
> Anpassungswünsche. | |
Bild: Mit Eckpunkten und Beschlussvorlagen in den Mühen der Ebene angekommen: … | |
BERLIN taz | Dass die Piraten im vergangenen Jahr ins Berliner | |
Abgeordnetenhaus gespült wurden, war eine Überraschung – nicht zuletzt für | |
sie selber. Kaum jemand hätte von der Neufraktion einen wirklich großen | |
Reformentwurf zum Urheberrecht erwartet. Wie zahm ihre aktuellen | |
Vorstellungen in [1][einem Eckpunktepapier (pdf)] jedoch ausfallen, ist | |
erstaunlich. | |
Statt größere Veränderungen zu fordern, geben sich die Berliner Piraten mit | |
etwas Anpassung, etwas Lockerung und etwas mehr Genauigkeit in strittigen | |
Passagen des Urheberrechts zufrieden. Von ihren schwedischen | |
Gründungsahnen, die sich noch für eine weitgehende Abschaffung des | |
Eigentums an Ideen und Werken einsetzten, ist bei ihnen nicht mehr viel zu | |
finden. | |
So setzt sich die Berliner Piratenfraktion dafür ein, dass künftig auch | |
einmal bezahlte digitale Werke veräußert werden können. Aber auch für sie | |
gilt: „Das Recht zur Weitergabe unkörperlicher Vervielfältigungen des | |
Werkes schließt nicht das Recht zur Bereitstellung über einen Online-Dienst | |
ein.“ Was übersetzt heißt: auch die Abgeordnetenhauspiraten finden | |
Filesharing geschützter und nicht hierfür freigegebener Werke nun falsch. | |
## Den „Total Buyout“ verhindern | |
Offenbar will man die gesamte Debatte mit seinem Schminkset für das | |
aktuelle Urheberrecht auf einmal abwürgen. So finden sich auch Vorschläge | |
darin, die vielen Urhebern gefallen dürften: so soll die Einräumung von | |
Verwertungsrechten für unbekannte Nutzungsarten wieder eingeschränkt werde. | |
Diese wurde erst vor wenigen Jahren im Urheberrecht eingeführt, weil mit | |
der Digitalisierung plötzlich jede Menge neue Ideen wie der Vertrieb von | |
Multimedia- oder Archiv-CDs, Podcasting oder eben die | |
Onlineveröffentlichung hinzukamen, für die die Auftraggeber oft keine | |
Rechte erworben hatten, was zu bürokratischem Chaos führte. Doch die | |
Neuregelung führte auch zum sogenannten „Total Buyout“, also dem Abtreten | |
aller veräußerbaren Rechte an die Auftraggeber – oft ohne adäquate | |
Entlohnung. | |
Ein bisschen mehr Transparenz hier, ein bisschen mehr Nutzerrecht da, ein | |
bisschen was für die Werkschaffenden: ein buntes Sammelsurium, das sich am | |
existierenden Rechtsrahmen orientiert. | |
Andere Parteien haben sich beim Urheberrecht zwar offiziell reformfreudiger | |
gezeigt, aber unter der Decke streiten sich auch die Grünen – zuletzt am | |
vergangenen Wochenende zwei Tage lang in Berlin. Bei der SPD sind die | |
Fronten schon innerhalb der Mediengewerkschaftsflügel verhärtet. Und selbst | |
in der CDU ist die Marschrichtung für die Zukunft des Urheberrechts derzeit | |
unklar. | |
Ist das Eckpunktepapier der Abgeordnetenhausfraktion-Piraten nun ein großer | |
Wurf? Wäre er von der SPD gewesen, hätte man dies wohl bejahen können. Doch | |
für eine Partei, die sich speziell den Anliegen der digitalen Generation | |
verschrieben hatte, erscheint er recht trocken geraten. | |
Auf Twitter wird seitdem heiß diskutiert. Die einen sagen, von ihm gehe das | |
Signal aus: Schaut, wir sind so seriös geworden, wir können jetzt mit | |
allen. Und damit vielleicht am Ende wieder mit niemandem. Und die anderen | |
sehen es als richtig an, erst einmal mit kleinen Veränderungsschritten im | |
Rahmen des derzeit machbaren in die richtige Richtung zu laufen. Während | |
wieder andere sich enttäuscht zeigen: die Revolution sei per Ordre de Mufti | |
abgeblasen worden. Ob die Gesamtpartei aber eine ähnliche Richtung | |
einschlagen wird wie die Berliner Fraktion, steht in den Sternen. | |
4 Sep 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.piratenfraktion-berlin.de/wp-content/uploads/2012/09/120904_UrhG… | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
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