# taz.de -- Aserbaidschan begnadigt Mörder: Schadensbegrenzung in Budapest | |
> Die ungarische Regierung pocht im Fall des ausgelieferten | |
> aserbaidschanischen Mörders Ramil Safarow auf die Einhaltung des | |
> Völkerrechts. | |
Bild: Protest in Armenien: Münzen auf der ungarischen Flagge als Symbol für K… | |
WIEN taz | Nach dem Wirbel um den aserbaidschanischen Mörder Ramil Safarow | |
ist Ungarns Premier Viktor Orbán um Beschwichtigung bemüht. Die Regierung | |
verschickte am Montag eine Stellungnahme, in der sie darauf hinweist, | |
Ungarn hätte seine völkerrechtlichen Verpflichtungen eingehalten. | |
Der wegen Mordes an einem Armenier im Jahre 2004 zu 30 Jahren Haft | |
verurteilte Gewalttäter war am letzten Freitag in sein Heimatland | |
abgeschoben und dort umgehend begnadigt worden. | |
Zsolt Németh, Staatssekretär im Außenministerium, bestellte daraufhin den | |
aserbaidschanischen Botschafter ein und überreichte ihm eine diplomatische | |
Protestnote. Das Verhalten Aserbaidschans stehe in schroffem Kontrast zu | |
den Zusagen, die der Vizejustizminister Mitte August gegenüber der | |
ungarischen Justiz gemacht habe. | |
Und Staatssekretär Péter Szijjártó gab Interviews, in denen er versicherte, | |
sein Land habe sich an das Straßburger Übereinkommen über die Überstellung | |
verurteilter Personen von 1983 gehalten. | |
Spekulationen, dass die vorzeitige Repatriierung Safarows von | |
Energieinteressen Ungarns geleitet gewesen sei, wies er entschieden zurück. | |
Medien in Ungarn, Armenien und selbst Aserbaidschan hatten die Freilassung | |
des Mörders mit dem Besuch Orbáns in Baku und seinen nach eigenen Angaben | |
„höchst erfolgreichen“ Gesprächen mit Staatschef Alijew im Juni in | |
Zusammenhang gebracht. | |
## „Strategische Ostöffnung“ | |
Laut der Budapester Wirtschaftszeitung Figyelö habe der öl- und gasreiche | |
Staat den Ankauf ungarischer Staatspapiere in der Höhe von 2 bis 3 | |
Milliarden Euro fest zugesagt. Der Deal passt in Orbáns „strategische | |
Ostöffnung“, die sich auch auf China, Indien und den Iran erstreckt. | |
Dass Budapest so naiv gewesen sei, den Zusicherungen der Aseris zu glauben, | |
schließen selbst regierungsnahe Blätter aus. Einige sprachen von | |
„moralischem Bankrott“ und einer Kapitulation vor Aserbaidschan. Die | |
Opposition fordert den Rücktritt von Justizminister und Vizepremier Tibor | |
Navracsics. | |
Die Armenier sind in Ungarn eine aktive Minderheit von zwischen 3.000 und | |
10.000 Personen. In vielen Gemeinden und den meisten Bezirken von Budapest | |
haben sie eine Minderheitenselbstverwaltung. | |
4 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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