| # taz.de -- SPD-Hochschulpolitik: Sparsamkeit statt Demokratie | |
| > Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt macht eine glücklose Figur: | |
| > Ihr Etat wurde abgelehnt, und die Novellierung des Hochschulgesetzes | |
| > lässt auf sich warten. | |
| Bild: Unglückliche Figur: Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt. | |
| Wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde. SPD-Wissenschaftssenatorin | |
| Dorothee Stapelfeldt geriet in dieser Woche zum Gespött der Medien, weil | |
| ihr Etat im Haushaltsausschuss auch mit Stimmen ihrer eigenen Genossen als | |
| „nicht-beratungsfähig“ eingestuft und auf Oktober verschoben wurde. Die | |
| Opposition reagierte mit Häme. Die FDP sprach genüsslich von „politischer | |
| Höchststrafe“. | |
| Es fehlten Zahlen, doch nach Auskunft von Stapelfeldts Sprecher Alexander | |
| von Vogel gibt es für den Zwischenfall „plausible Erklärungen“. Die | |
| Ausgleichszahlungen für wegfallende Studiengebühren etwa orientierten sich | |
| an den neusten Studentenzahlen, die erst jetzt vorlägen. „Wir haben schon | |
| früh angekündigt, dass es dafür eine Ergänzungsdrucksache gibt.“ So etwas | |
| sei schon üblich, räumt CDU-Politiker Thilo Kleibauer ein. „Aber hier | |
| betrifft es mehr als die Hälfte des Wissenschaftsetats.“ | |
| Die Grünen-Abgeordnete Eva Gümbel spricht von einem „Kompetenzdefizit“ der | |
| Senatorin, kritisiert aber zugleich die Inhalte des Etats. Denn im Trubel | |
| geht die schlechte Botschaft unter: Hamburg baut kräftig Studienplätze ab. | |
| Die Uni Hamburg etwa muss bis 2016 knapp zwölf Prozent der 9.323 | |
| Anfängerplätze abbauen. Da sei es verlogen, wenn Stapelfeldt im Haushalt | |
| das „Ziel“ vorgebe, dass die Zahl der Studienplätze „im Wesentlichen | |
| fortgeschrieben werden soll“. | |
| Stapelfeldt-Sprecher von Vogel hält dagegen, dass der größte Teil des | |
| Abbaus durch den Wegfall der Hochschulpakt-Mittel aus Berlin verursacht | |
| sei. Nur vier Prozent seien Hamburger Einsparungen. „Das ist im | |
| Wesentlichen eine Fortschreibung.“ | |
| Doch eine Senatorin, die für ihr Ressort kämpft, sollte mehr erreichen, | |
| meinen Kritiker. Momentan haftet der früheren Asta-Chefin der Ruf an, außer | |
| Sparkonzepten nichts zu Wege zu bringen. | |
| Dabei hatte sie mit Elan begonnen und den Hochschulen zum Beispiel mehr | |
| Demokratie versprochen. „Das wichtigste Projekt, das unmittelbar ansteht, | |
| ist die Novellierung des Hamburgischen Hochschulgesetzes“, sagte sie im Mai | |
| 2011 vor der Universitätsgesellschaft und konnte sich dabei auf das | |
| SPD-Regierungsprogramm stützen. Denn das 2003 von der CDU eingeführte | |
| Gesetz habe zu „undemokratischen Verhältnissen“ und Demotivierung geführt. | |
| Es sei ein Fehler gewesen, „die demokratischen Gremien an den Hochschulen | |
| so massiv zusammenzustreichen“. | |
| Stapelfeldts Entwurf, der den Forderungen der Hochschul-Basis nachkommt, | |
| war vorigen Herbst weit gediehen und wurde in Grundzügen den | |
| Hochschulpräsidenten vorgestellt. Der Einfluss der externen Hochschulräte | |
| sollte zum Beispiel zurückgefahren, wichtige Entscheidungen sollten wieder | |
| in die Hochschulen verlagert werden. | |
| Doch das erregte das Missfallen der Handelskammer, die quasi als | |
| Ghostwriter des derzeit gültigen Gesetzes gilt. Kammerchef Fritz Melsheimer | |
| wurde an Neujahr bei seiner „Rede des Ehrbaren Kaufmanns“ deutlich. Unis | |
| brauchten keine „aus dem politischen Archiv hervorgeholten Vorschläge für | |
| mehr Gruppendemokratie“. | |
| Die Studentin Golnar Sephernia, die im Akademischen Senat für | |
| Hochschuldemokratie streitet, ist darüber empört. Die Einmischung der | |
| Handelskammer sei in Zeiten der Wirtschaftskrise nämlich „abseitiger denn | |
| je“. Die Kammer halte am Konzept der „unternehmerischen Hochschule“ fest, | |
| das sei aber „eindeutig gescheitert“. | |
| Doch seit der Rede gedeiht das Gesetz nur noch in Zeitlupe. Stapelfeldt | |
| sei, sagen Genossen, im Senat bei ihrem wichtigsten Projekt ausgebremst | |
| worden. Es gebe „Druck von rechts“. Doch aufgegeben ist die Sache nicht. | |
| „Das Ziel ist, bis Jahresende einen Entwurf vorzulegen“, sagt von Vogel. | |
| Dann wird sich zeigen, was von den Ankündigungen geblieben ist. | |
| 14 Sep 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
| ## TAGS | |
| Hochschulgesetz | |
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