# taz.de -- Finanzierung der Hochschulen: Brodeln hinter Uni-Mauern | |
> Der "Zukunftspakt" mit dem Senat ist zunehmend in der Kritik. Drei | |
> Fakultäten wollen für mehr Geld kämpfen. Der Ersatz für Studiengebühren | |
> nur bis 2015 zweckgebunden. | |
Bild: Gegen die Kürzung des Wissenschaftsetats: Demonstration mit den Präside… | |
Ruhe nach stürmischen Protestwochen: Das bescherte im Herbst vorigen Jahres | |
der Abschluss eines Zukunft-Paktes zwischen Uni Präsident Dieter Lenzen und | |
Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Inzwischen aber brodelt | |
es wieder hinter den Hochschulmauern: Offenbar mehrt sich die Zahl derer, | |
die jene Vereinbarung für einen Fehler halten. | |
Einer realen Inflation von bis zu zwei Prozent zum Trotz sichert der Pakt | |
der Uni eine jährliche Etat-Steigerung von nur 0,88 Prozent zu. Der | |
Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) geht davon aus, dass diese | |
Festlegung bis 2016 den Wegfall von bis zu 60 Professuren bedeutet. | |
Unruhe kam Anfang Juli auf, als das Uni-Präsidium einen Stellenstopp vor | |
allem in der Verwaltung beschloss. Erste Folge: Das Rechenzentrum an der | |
Schlüterstraße steht seit dieser Woche den Studierenden nur noch bis 16 Uhr | |
offen statt bis 18 Uhr. So mancher Fachschaftsrat bangt derweil um die | |
Mittel für die Tutorien, mit denen im Herbst die Erstsemester zu begrüßen | |
wären: Das komplizierte Studiensystem mit Modulen und strikten Fristen | |
„erklärt sich nicht von selbst“, so Asta-Refernt Martin Riecke. | |
In der vorigen Woche teilte Senatorin Stapelfeldt die genauen Summen mit, | |
die ab 2013 als Basis für das Budget der Hochschulen gelten. 288 Millionen | |
Euro sind es für die Universität, davon etwa 22 Millionen als Ersatz für | |
die abgeschafften Studiengebühren. | |
Doch auch hier droht Ernüchterung. Etwa sechs Millionen Euro entfällt auf | |
Lehrpersonal, das die Studienbedingungen verbessern soll. Dieses Geld, | |
teilte die Behörde nun der Uni mit, wird nur für den kommenden | |
Doppelhaushalt 2013/14 mit der entsprechenden „Zweckbindung“ versehen. | |
„Danach ist das nicht mehr geplant“, bestätigt Behördensprecher Alexander | |
von Vogel der taz. Es stehe aber weiter im Globalbudget der Uni zur | |
Verfügung. | |
Nur werden diese Stellen ohne diesen Verweis laut Asta „kapazitätswirksam“: | |
Sie werden zur Berechnung dafür herangezogen, wie viele Studierende | |
zugelassen werden können. „Das heißt, dass 900 Studierende mehr an die Uni | |
strömen“, sagt Asta-Referent Riecke. „Wir freuen uns, wenn mehr kommen. | |
Aber dafür muss es mehr Geld geben.“ | |
Auch das Uni-Präsidium hoffe, die derzeitige „Kapazitätsneutralität“ jen… | |
Stellen auch nach 2014 gewährt zu bekommen, sagt Sprecherin Christiane | |
Kuhrt. Dass wegen des Zukunftspakts tatsächlich 60 Professuren wegfallen, | |
will sie nicht bestätigen: „Abgestimmte Berechnungen dazu gibt es noch | |
nicht.“ | |
In den kommenden Monaten soll die Uni einen neuen Struktur- und | |
Entwicklungsplan (STEP) erarbeiten, der auf ebenfalls noch nicht fertigen | |
neuen „Leitlinien“ der Politik basiert. „Vor diesem Hintergrund ist auch | |
die Besetzungspause zu verstehen“, so Kuhrt. Es gehe konkret um acht | |
Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter und um Stellen für die | |
Verwaltung, für die derzeit ein neues „Zukunftskonzept“ erarbeitet wird. | |
Unterdessen steigt der Druck auf Uni-Präsident Dieter Lenzen, er möge den | |
Pakt neu verhandeln. Das haben drei der insgesamt sechs Uni-Fakultäten – | |
die Geistes-, Erziehungs- und die Naturwissenschaften – beschlossen. Die | |
Geisteswissenschaftler regen zudem an, die Protestkampagne „Kampf um die | |
Zukunft“ wieder aufzunehmen. Und auch die Personalversammlung vom 6. Juli | |
forderte neue „Gespräche mit dem politischen Senat“. | |
„Was der Senat an den Hochschulen macht, ist Mist“, sagt Roland Kohsiek, | |
zuständiger Sekretär bei der Gewerkschaft Ver.di. Den Stellenstopp nennt er | |
„Ausdruck von Hilflosigkeit“. Er frage sich, ob Präsident Lenzens | |
Unterschrift unter die Vereinbarung mit dem Senat vorschnell gewesen sei: | |
„Andere haben noch nicht unterschrieben“, sagt der Gewerkschafter, „und | |
bekommen trotzdem ihr Geld.“ | |
22 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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