# taz.de -- Senatorin über Planungssicherheit: "Hochschulpakt III ist nötig" | |
> Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) will Studienplätze, die | |
> für doppelte Abi-Jahrgänge geschaffen wurden, erhalten. Hochschulen | |
> sollen verlässliche Finanzierung bekommen. | |
Bild: Hat der Streit ums Sparen ein Ende? Senatorin Stapelfeldt ist mit den Hoc… | |
taz: Frau Stapelfeldt, heute starten rund 6.000 Erstsemestler an der Uni | |
Hamburg. Sechsmal so viele hatten sich beworben. Ein nie dagewesener | |
Andrang, wegen doppelter Abi-Jahrgänge und des Wegfalls der Wehrpflicht. | |
Hat Hamburg genug für diese jungen Menschen getan? | |
Dorothee Stapelfeldt: Ja, das haben wir im Rahmen der Hochschulpakte getan. | |
Für Hamburg bedeutet das konkret 2.300 zusätzliche Studienanfängerplätze | |
aus dem Pakt I von 2007 bis 2010 und 4.400 zusätzliche Plätze aus dem Pakt | |
II von 2011 bis 2015. Hinzu können noch bis zu 1.800 Plätze wegen des | |
Wegfalls des Wehr- und Ersatzdienstes kommen. Ich denke, die hohe | |
Bewerberzahl ist auch ein Zeichen dafür, dass Hamburg ein attraktiver | |
Studienstandort ist. Viele Studierende haben sich zudem an mehreren | |
Hochschulen beworben. Wie viele unversorgt bleiben, ist schwer zu | |
ermitteln, da es leider noch keine zentrale Vergabe gibt. | |
Ist denn auch für das Drumherum gesorgt? Der Asta berichtet, viele | |
Studienanfänger fänden keinen Wohnraum. | |
Das ist ein Problem. Nach München müssen Studierende in Hamburg die | |
höchsten Mieten zahlen. Zudem fehlt einfach kostengünstiger Wohnraum. Wir | |
haben gerade den Grundstein für ein neues Wohnheim des Studierendenwerks | |
mit 201 Plätzen gelegt. Insgesamt gibt es in Hamburg rund 8.500 Plätze, | |
davon bietet das Studierendenwerk alleine über 3700 Wohnplätze an. Aber das | |
reicht nicht. Wir müssen weiter versuchen, Studierenden günstigen Wohnraum | |
zu vermitteln. | |
Ihr Start ins Amt war stark vom Streit ums Sparen geprägt. Hat sich die | |
Lage entspannt? | |
Ja. Die Entscheidung, die Abschaffung der Studiengebühren in voller Höhe | |
mit 39 Millionen Euro zu kompensieren, hat den Hochschulen ein Stück | |
Verlässlichkeit und Planungssicherheit gebracht. Es gibt von den | |
Hochschulen sehr positive Resonanz. | |
Aber nun geht es um den Doppelhaushalt 2013 bis 2014. Wegen der | |
Schuldenbremse soll der Stadt-Etat nur um jährlich 0,88 Prozent steigen. | |
Wie schaffen Sie es da, den Hochschulen die weit höher steigenden Tarif- | |
und Sachkosten zu ersetzen? | |
Ich denke schon, dass es einen Weg gibt und wir zu guten Verabredungen | |
kommen. Dazu stehe ich mit den Hochschulen im Gespräch, sehr konkret | |
derzeit mit der Universität. Mein Ziel ist es, Planungssicherheit für sie | |
und eine verlässliche Hochschulfinanzierung sicherzustellen. | |
Müssen Sie womöglich Studienplätze abbauen? | |
Mein politisches Ziel ist, die jetzige Zahl der Plätze, die mit Hilfe des | |
Hochschulpaktes II geschaffen wurden, zu halten. Es muss einen | |
Hochschulpakt III geben. Die Nachfrage nach Studienplätzen wird nach 2015 | |
nicht sinken, dafür sprechen die steigenden Abiturientenzahlen. Die sind | |
bildungspolitisch ein Erfolg. Doch die Länder können das nicht allein | |
schultern. Deswegen ist es mein Wunsch, dass der Pakt verlängert wird. | |
Ist Berlin bereit dazu? | |
Aus dem Bundesministerium habe ich noch nichts gehört, mit dem müssen wir | |
sprechen. | |
Steht die Fusion der Hafencity-Uni mit der TU-Harburg noch zur Debatte? | |
Es gibt deshalb eine Debatte, weil es dazu Anträge im Parlament gibt. Für | |
meine Behörde ist das kein Thema. Eine solche Fusion spart kein Geld. Im | |
Gegenteil. | |
Sie mussten sich viel mit Finanzen beschäftigen. Aber sie hatten andere | |
Ziele. Bleibt es dabei, dass sie die Hochschulen demokratisieren wollen? | |
Ja. Der Referentenentwurf für das neue Hochschulgesetz ist aber noch in | |
Arbeit. Die Änderungen sind auch deshalb nötig, weil das geltende | |
Hochschulgesetz vom Verfassungsgericht als teilweise verfassungswidrig | |
eingestuft wurde. | |
Während der Uni-Krise um Präsidentin Monika Auweter-Kurtz in 2009 gab es | |
viel Kritik am externen Hochschulrat. Was wird aus dem? | |
Ich höre aus den Hochschulen, dass der externe Blick geschätzt wird. | |
Insofern glaube ich, dass es Sinn macht, den Hochschulrat als beratendes | |
Gremium zu erhalten. | |
Und wer wählt den Hochschul-Präsidenten? | |
Das sollte Aufgabe der zentralen Gremien der Hochschule selber sein. Ebenso | |
wie die Wahl des Kanzlers und die Verabschiedung des Wirtschaftsplans und | |
des Struktur- und Entwicklungsplans. | |
Die CDU unterstellt Ihnen, Sie wollten eine ineffiziente | |
Gremienuniversität. | |
Man sollte keinen Gegensatz aufbauen zwischen dem Vorhandensein einer | |
Akademischen Selbstverwaltung und effizienten Strukturen. Wenn die | |
akademischen Mitwirkungsmöglichkeiten gestärkt werden, bedeutet das noch | |
nicht einen Verlust an Effizienz. Die Hochschulen haben sich erheblich | |
verändert. Deshalb ist so ein Kampfbegriff wie "ineffiziente | |
Gremienuniversität" nicht mehr tauglich. | |
16 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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