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# taz.de -- Polit-Skandal in China: „Superbulle“ muss hinter Gitter
> Der ehemalige Polizeichef von Chongdinq, Wang Lijun, ist zu 15 Jahren
> Haft verurteilt worden. Er war der Vertraute von Bo Xilai, dem
> geschassten Hoffnungsträger der KP.
Bild: Wang Lijun vor Gericht
PEKING taz | 15 Jahre für Staatsverrat? Das ist für chinesische
Verhältnisse nicht viel. In anderen Fällen hätte es dafür die Todesstrafe
gegeben. Immerhin löste Wang Lijun Chinas größten Politskandal der letzten
20 Jahre aus. Das Gericht im zentralchinesischen Chengdu verurteilte den
Ex-Polizeichef der 30-Millionen-Metropole Chongqing am Montag zu 15 Jahren
Haft. Die Richter befanden den 52-Jährigen der Fahnenflucht, des
Machtmissbrauchs, der Rechtsbeugung und Bestechlichkeit schuldig.
Wang ist die Schlüsselfigur im Skandal um den gestürzten Spitzenpolitiker
Bo Xilai und seiner Frau Gu Kailai, die im November vergangenen Jahres
einen britischen Geschäftsmann vergiftete. Bo galt als aussichtsreicher
Kandidat für den Ständigen Ausschuss des Politbüros, dem höchsten
Führungsgremium der Volksrepublik, das beim Parteitag im Oktober erstmals
nach zehn Jahren personell ausgewechselt werden soll.
In Wangs Prozess folgten die Richter der Staatsanwaltschaft, die bereits
letzte Woche für ein „milderes Urteil“ plädiert hatten. Sie begründeten …
damit, dass Wang wesentlich zur Aufklärung des Mordes an dem britischen
Geschäftsmann Neil Heywood beigetragen habe und geständig war. „Das
Strafmaß liegt in einem normalen Umfang“, gab sich Wangs Verteidigerin
zufrieden.
Wang war Jahre Bos enger Vertrauter. Gemeinsam initiierte sie in Chongqing
die Kampagne gegen die sogenannte schwarze Mafia. In ihrem Kampf gegen
angebliche Kriminelle gingen sie mit so rüden Methoden vor, dass selbst in
den eigenen Reihen Kritik aufkam. In diesem Zusammenhang trug sich Wang den
Spitznamen „Superbulle“ ein.
Zum Bruch mit seinem einstigen Förderer kam es, als er Anfang des Jahres
Bos Ehefrau Gu Kailai vernahm und er dabei herausfand, dass sie zwei Monate
zuvor Heywood vergiftet hatte. Bo soll ihn Wangs Aussagen zufolge
geohrfeigt haben. Doch statt vor chinesischen Behörden auszusagen,
flüchtete Wang offensichtlich aus Angst vor Bos Einfluss in das US-Konsulat
in Chengdu und bat um Asyl. Die USA verweigerten ihm die Aufnahme - zu sehr
hatte Wang zuvor Menschenrechte verletzt.
Erst über diese spektakuläre Flucht wurde der Skandal öffentlich. Er
stürzte aber nicht nur Bo, sondern auch die gesamte Parteiführung in eine
Krise, von der sie sich bis heute nicht erholt hat.
Gu wurde inzwischen zum Tode verurteilt, wenn auch die Vollstreckung
ausgesetzt ist. Ihr Mann Bo wurde aller Ämter enthoben und wird an einem
unbekannten Ort festgehalten. Ein Verfahren gegen ihn gab es bisher nicht.
Im Zuge des Prozesses gegen Wang berichtete vergangene Woche aber erstmals
ein staatliches Medium, dass Bo über den von seiner Frau verübten Mord
Bescheid wusste. Das interpretieren Beobachter als Zeichen, dass auch dem
einstigen Politbüromitglied der Prozess gemacht wird. Vor dem Parteitag im
Oktober wird damit aber nicht mehr gerechnet.
24 Sep 2012
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
China
Bo Xilai
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