# taz.de -- Prozess gegen chinesischen Funktionär: Bo Xilai erinnert sich nicht | |
> Schwere Strafen drohen dem früheren KP-Funktionär. Gleich zum Auftakt des | |
> Korruptionsprozesses in Jinan weist er jegliche Verantwortung von sich. | |
Bild: Der gefallene Politstar Bo Xilai am Donnerstag vor Gericht. | |
PEKING/JINAN ap/dpa | Gegen den früheren chinesischen Spitzenfunktionär Bo | |
Xilai hat am Donnerstag einer der spektakulärsten Prozesse gegen ein | |
ranghohes KP-Mitglied seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 | |
begonnen. | |
Dem 64-jährigen ehemaligen Politbüromitglied und Parteichef der Metropole | |
Chongqing werden Korruption und Machtmissbrauch vorgeworfen. Der Prozess in | |
der ostchinesischen Stadt Jinan findet unter strengen | |
Sicherheitsvorkehrungen statt. | |
Die Staatsanwaltschaft beschuldigte Bo, in der ostchinesischen Stadt Dalian | |
zwischen 1999 und 2012 mehr als 20 Millionen Yuan (2,5 Millionen Euro) | |
Bestechungsgeld angenommen zu haben und weitere fünf Millionen Yuan (600 | |
000 Euro) für ein öffentliches Bauprojekt, bei dem auch seine Frau Gu | |
Kailai beteiligt gewesen sei. | |
Zum Auftakt des Prozesses gibt sich der gestürzte chinesische | |
Spitzenpolitiker kämpferisch. So wies das einstige Politbüromitglied gleich | |
den ersten Anklagepunkt zurück. Er habe bei den Ermittlungen durch die | |
Disziplinkommission der Partei gegen seinen Willen eingeräumt, 1,1 Million | |
Yuan (134 000 Euro) Bestechungsgeld von einem Geschäftsmann angenommen zu | |
haben, sagte Bo Xilai nach Angaben des Gerichts. „Ich weiß nichts über die | |
Einzelheiten dieses Falles“, sagte Bo Xilai laut einem Transkript des | |
Gerichts zum ersten Anklagepunkt. | |
## Auf dem Sprung ins Zentrum der Macht | |
Ausländische Journalisten wurden nicht in den Gerichtssaal zugelassen. Das | |
Gericht teilte auf seinem Mikroblog Sin Weibo mit, dass fünf | |
Familienangehörige Bos anwesend gewesen seien, nannte aber keine Namen. | |
Unter den 110 Prozesszuschauern seien 19 Journalisten gewesen. | |
Bos Fall kam in einer Zeit, in der der linksgerichtete Funktionär auf dem | |
Sprung ins Pekinger Machtzentrum zu sein schien: Bo saß im 25-köpfigen | |
Politbüro und war Anwärter auf einen der sieben Sitze im obersten | |
Führungsgremium, dem Ständigen Ausschuss, als die Affäre bekannt wurde. | |
Zudem war er Parteichef der Millionenstadt Chongqing. Auslöser waren | |
Berichte, dass seine Frau Gu einen britischen Geschäftsmann getötet habe. | |
Sie wurde vor einem Jahr deswegen bereits zu einer bedingten Todesstrafe | |
verurteilt. | |
Der Skandal wurde im Januar vergangenen Jahres bekannt, als Bos Polizeichef | |
in ein US-Konsulat flüchtete. Wang Lijun, lange Zeit ein enger Vertrauter, | |
konfrontierte Bo mit Mordvorwürfen gegen dessen Frau. Er habe Beweise, dass | |
Gu zwei Monate zuvor den britischen Geschäftsmann Neil Heywood getötet | |
habe. Wang wurde wegen seiner Rolle bei dem Verbrechen – er unterstützte Gu | |
bei der Beseitigung von Beweisen, hielt aber einige heimlich zurück – zu 15 | |
Jahren Gefängnis verurteilt. | |
Ein prominenter Menschenrechtsanwalt in Peking, Pu Zhiqiang, sagte, Bo | |
werde ein politischer Prozess gemacht. „Bo Xilai ist in einem Machtkampf | |
zwischen Spitzenfunktionären in Ungnade gefallen“, sagte er. „Es ist in | |
Wirklichkeit gar nicht wichtig, wessen er beschuldigt wird..., weil es ein | |
politischer Prozess ist, der nicht den Geist des Gesetzes repräsentiert.“ | |
Vor dem Gericht hielt ein Mann ein Mao-Poster hoch und sagte: „Ich | |
unterstütze nicht die Einzelperson Bo Xilai, sondern seine Ideen zum Teilen | |
des Wohlstands.“ Dann wurde er von Polizisten abgeführt, die versuchten, | |
Gespräche zwischen Journalisten und Passanten zu unterbinden. | |
22 Aug 2013 | |
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