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# taz.de -- Korruption in Südafrika: Die Millionendeals des Armenführers
> Julius Malema steht wegen Geldwäsche vor Gericht. Der umstrittene
> ANC-Politiker hatte sich zum Wortführer der streikenden Kumpels
> aufgeschwungen.
Bild: Julius Malema vor Gericht in Polokwane. Der 31-Jährige hat eine lange Ka…
JOHANNESBURG taz | „Hände weg von unserem Anführer“ stand auf den Plakate…
die die Anhänger des südafrikanischen Linkenpolitikers Julius Malema
gestern zum Gerichtsgebäude in Polokwane in Südafrikas nördlicher Provinz
Limpopo brachten.
Drinnen wurde Malema, der von seiner eigenen Partei suspendierte ehemalige
Präsident der Jugendliga des regierenden Afrikanischen Nationalkongress
(ANC), wegen Geldwäsche in Höhe von 4,6 Millionen Rand (rund 460.000 Euro)
angeklagt und gleich wieder auf Kaution freigelassen.
Und schon direkt nach dem Gerichtstermin verkündete der umstrittene
Jugendführer: „Geldwäsche ist keine ernsthafte Anklage.“ Er rief in die
Menschenmenge: „Man hatte mir gesagt, ich würde wegen Korruption und Betrug
angeklagt!“ Das seien ernsthafte Vorwürfe. „Ich bin nicht korrupt,“ sagte
er.
Aber nur etwa tausend „Juju“-Fans hatten sich versammelt, um Malema
zuzujubeln – viel weniger als erwartet. Die Polizei hatte das
Gerichtsgelände mit Stacheldraht abgesperrt und war in höchster
Alarmbereitschaft. Malema gilt als wichtigster parteiinterner Widersacher
des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma und hat sich in den letzten
Wochen in die Politik zurückgemeldet, indem er für die streikenden
Bergarbeiter eintrat, die im August von der Polizei vor der Platinmine
Marikana zusammengeschossen worden waren und sich vom ANC nicht mehr
vertreten fühlen.
## Politisch motivierte Anklage?
Südafrikas Strafverfolgungsbehörden haben Malema bereits länger im Visier.
Aber der Zeitpunkt der Anklage kommt laut Malema nicht von ungefähr, die
Anklage sei politisch motiviert, behauptet er. Vor etwa einer Woche hatte
die Polizei Malema mit angedrohter Verhaftung aus Marikana vertrieben. Er
hatte dort die streikenden Arbeiter am Lonmin-Platinwerk mehrmals zum
Durchhalten aufgefordert. Gleichzeitig hatte Präsident Zuma im Parlament
verkündet, gegen Aufrührer der Kumpels hart durchzugreifen.
Der Streik bei Lonmin ist inzwischen mit kräftigen Lohnerhöhungen
beigelegt, aber inzwischen findet er immer mehr Nachahmer: Die
Bergbaufirmen Anglo American Platinum und AngloGold Ashanti werden
bestreikt, von AngloGolds 35.000 Arbeitern sind inzwischen die Mehrheit im
Ausstand. Und Malema sah sich kurz nach Ende des Streiks in Marikana mit
einem Haftbefehl wegen seiner Geschäfte konfrontiert.
Der Ratanang-Trust im Besitz Malemas soll unrechtmäßig von Bauaufträgen
profitiert haben, die seine Geschäftspartner mit der Provinzregierung in
Limpopo abgeschlossen haben. Malemas Trust besitzt Anteile an der Firma
On-Point, die laut eines Berichts der Generalstaatsanwältin Thuli Madonsela
mithilfe falscher Angaben eine Ausschreibung gewann. Vier Geschäftspartner
erschienen bereits am Dienstag vor Gericht und kamen gegen eine Kaution von
je 4.000 Euro frei. Insgesamt sollen sich die von On-Point gewonnenen
Ausschreibungen für Verkehrsprojekte in Limpopo auf 52 Millionen Rand (über
5 Millionen Euro) belaufen.
Malema hat auch die Steuerbehörde auf dem Hals: Wegen Steuerhinterziehung
von 16 Millionen Rand soll Malemas Vermögen in den Provinzen Limpopo und
Gauteng unter die Lupe genommen werden. Dazu zählt eine Farm, ein Haus in
Polokwane und ein halbfertiges doppelstöckiges Haus im schicken Stadtteil
Sandton im Norden Johannesburgs. Malema, der sich nach außen stets für die
Armen starkmacht und mit seinem Populismus die Regierung ärgert, lebt
selbst auf großem Fuß. Das haben ihm seine Kritiker oft vorgeworfen – jetzt
wird es ihm juristisch zum Verhängnis.
27 Sep 2012
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Südafrika
Julius Malema
ANC
Südafrika
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