# taz.de -- Korruptionsprozess in Südafrika vertagt: Bahn frei für Julius Mal… | |
> Der vom ANC geschasste Julius Malema ist bis zur Wahl 2014 vor einem | |
> Prozess sicher. Jetzt will er mit einer neuen Partei Stimmen der Armen | |
> sammeln. | |
Bild: Malema-Anhänger in der roten Parteifarbe der EFF demonstrieren vor dem G… | |
JOHANNESBURG taz | Julius Malema hat jetzt freie Fahrt in den Wahlkampf. | |
Ein Gericht in Polokwane in der nördlichen südafrikanischen Provinz Limpopo | |
hat am Montag ein Verfahren wegen Betrug gegen den Führer der neuen | |
linkspopulistischen Partei EFF (Economic Freedom Fighters) auf September | |
2014 vertagt. Damit bleibt dem früheren ANC-Jugendliga-Präsidenten genug | |
Zeit, ohne Angst vor einer Verurteilung Kurs auf Südafrikas | |
Präsidentschaftswahl im April 2014 zu nehmen. | |
Mit Wahlpropaganda startete Malema direkt nach der Verschiebung des | |
Prozesses vor dem Gericht: „Ich werde euch nicht betrügen. In meiner | |
Familie gibt es keine Kriminellen“, rief Malema seinen Anhängern zu, die in | |
roten T-Shirts mit rotem Barett, dem Markenzeichen der EFF, tanzten und | |
jubelten. Etwa 1.000 Malema-Fans hatten seit der Nacht zu Montag in ihren | |
roten Outfits Nachtwache für Malema in Polokwane gehalten. | |
## Nebenbei an Staatsausträgen verdient | |
Die Staatsanwaltschaft wirft Malema vor, sich zusammen mit seinen | |
Geschäftspartnern in der Ingenieursfirma On-Point einen Auftrag für | |
Straßenbau im Wert von 52 Millionen Rand (rund vier Millionen Euro) beim | |
Verkehrsministerium der Limpopo-Provinz ergattert zu haben. Malemas | |
Familientrust ist ein indirekter Teilhaber der Firma On-Point. Laut | |
Anklageschrift hat Malema großzügig von dem Auftrag profitiert. Aus dem | |
Gewinn habe er eine Farm und einen Luxuswagen erworben. | |
Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) in Südafrika hatte | |
Malema 2012 wegen Rufschädigung ausgeschlossen, nachdem ihm vorgeworfen | |
worden war, an korrupten Geschäften rund vier Millionen Rand verdient zu | |
haben. Er bleibt jetzt gegen eine Kaution von 10.000 Rand auf freiem Fuß | |
und muss sich nun erst nächstes Jahr wegen Geldwäsche, Korruption, Betrugs | |
und illegalen Geschäften verantworten. Ob der Prozess nächstes Jahr | |
überhaupt stattfindet, bleibt abzuwarten. Malemas Anwälte wollen erreichen, | |
dass die Anklage jetzt ganz fallengelassen wird. Dafür muss Malema am 28. | |
November noch einmal im Gericht erscheinen. | |
Der einstige ANC-Jugendligaführer schafft es, mit Parolen wie | |
„Wirtschaftlicher Frieden zu unseren Lebzeiten“ Fans um sich zu sammeln. Er | |
spricht für die Armen, die seit dem Ende der Apartheid und der | |
Machtübernahme des ANC 1994 immer noch auf eine Verbesserung ihres | |
Lebensstandards warten. Fast 40 Prozent der Südafrikaner, unter | |
Jugendlichen sogar die Mehrheit, sind arbeitslos. | |
Eine anhaltende Wirtschaftskrise verlangsamt das Wachstum und soziale | |
Konflikte nehmen zu. Da kommen Malemas antikapitalistische Versprechen | |
gerade recht. Er fordert Landumverteilung von Weißen an Schwarze ohne | |
Entschädigung und die Verstaatlichung der Banken. Er will radikale | |
Gewerkschaften formen, die nicht zögern, Firmenbosse zur Rede zu stellen. | |
## Zulauf vom ANC | |
Ob der „Commander in Chief“, wie Malema sich selbst nennt, mit seinen | |
Betrugsskandalen als Vorbild gelten kann, scheint unerheblich. Seine Partei | |
EFF bekommt nach eigenen Angaben ständig Zulauf. Jüngster prominenter | |
Überläufer vom ANC: Dali Mpofu, der den ANC nach 33 Jahren Mitgliedschaft | |
verließ. | |
Der Anwalt der Hinterbliebenen der vor einem Jahr von der Polizei | |
erschossenen Bergleute von Marikana behauptet, Südafrika stecke in einer | |
Krise und es sei jetzt Zeit für radikalere Reformen. Politische | |
Kommentatoren glauben trotzdem nicht, dass Malemas EFF die Mehrheit des ANC | |
nächstes Jahr wirklich kippen kann. | |
18 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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