# taz.de -- Trauer um Nelson Mandela in Südafrika: Das Land betet für sich se… | |
> Zehn Tage beschäftigt sich Südafrika mit dem verstorbenen Nelson Mandela. | |
> Die vielen Probleme des Alltags treten dabei in den Hintergrund. | |
Bild: In Trauer verbunden: Polizistin betet mit einem Mann. | |
JOHANNESBURG taz/ap | Südafrika bereitet sich auf die Trauerfeierlichkeiten | |
für Nelson Mandela vor. Die tragische Nachricht seines Todes hat das Land | |
nicht ins Chaos gestürzt. Menschen strömen immer noch zu seinem Haus im | |
Johannesburger Wohnviertel Houghton, ein Lichtermeer von Kerzen brennt dort | |
seit der Nacht seines Todes. | |
In Soweto versammeln sich stündlich mehr Menschen in Vilakazi Street, in | |
der Nähe seines ehemaligen Wohnsitzes dort mit seiner früheren Frau Winnie. | |
Die Menschen sind in der tiefen Trauer um den Verlust der Ikone Mandela | |
dankbar, dass er ihnen die Freiheit, die Demokratie und den Frieden möglich | |
gemacht hat. | |
Am Dienstag gibt es im FNB-Stadion von Soweto, bekannt geworden durch die | |
Fußball-WM 2010, eine riesige Trauerfeier, zu der sich Persönlichkeiten aus | |
aller Welt angemeldet haben: Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton; | |
David Cameron und Prinz Charles; François Hollande und Joachim Gauck. | |
Von Mittwoch bis Freitag wird Mandela in der Hauptstadt Pretoria öffentlich | |
aufgebahrt; die Fahrt des Sarges hin zur Aufbahrungsstätte morgens und | |
zurück in die Leichenhalle abends wird ein öffentliches Ereignis. Und am | |
kommenden Sonntag wird Mandela in seinem Heimatdorf Qunu im eher kleinen | |
Kreis beerdigt. | |
## Die Armen bleiben arm oder werden ärmer | |
Insgesamt wird Südafrika damit zehn Tage Auszeit haben und die alltäglichen | |
Probleme in den Hintergrund treten lassen: eine von Streiks beeinträchtigte | |
Wirtschaft, die zu langsam wächst; zunehmende Unzufriedenheit mit der | |
Politik von Mandelas ehemaliger Befreiungsbewegung ANC, für die er sein | |
Leben aufgab. | |
Der ANC unter Präsident Jacob Zuma ist von schwacher Führung geprägt. | |
Korruptionsskandale sind an der Tagesordnung. Ein Untersuchungsbericht der | |
Staatsanwaltschaft, der teilweise bereits an die Öffentlichkeit gelangt | |
ist, wirft Zuma die unrechtmäßige Nutzung von Steuergeldern für den Ausbau | |
seiner Residenz in Nkandla vor. | |
Südafrikas schwarze Mittelklasse wächst zwar, aber die armen Massen in | |
Südafrikas Townships bleiben arm oder werden ärmer. Viel Gutes ist seit dem | |
Ende der Apartheidherrschaft 1994 und Mandelas fünfjähriger Amtszeit als | |
Präsident geschehen. Millionen von Häusern wurden gebaut, die meisten | |
Menschen haben heute Strom und fließendes Wasser. Doch die hohe | |
Arbeitslosigkeit von rund 40 Prozent und die Fehlleistungen im | |
Erziehungssektor bedeuten für die meisten Menschen in Südafrika eine | |
fortdauernde Marginalisierung auch in der nächsten Generation. | |
## Viele Schwächen der Regenbogennation | |
Südafrika hat mit Ausländerhass zu kämpfen. Für viele Migranten aus Afrika | |
ist das Land am Kap ein Ort der Hoffnung auf ein besseres Leben. | |
Einheimische Südafrikaner sehen darin eine Gefahr. Aber es gibt wenig | |
politisches Eintreten gegen Ausländerhass. Auch Rassismus ist noch häufig | |
vorhanden. Die geeinte Regenbogennation, für die Mandela bereit war zu | |
sterben, bleibt vielen Schwächen ausgesetzt. | |
Den Sonntag erklärte die Regierung jetzt zu einem Tag des Gebets. Millionen | |
von Menschen strömten landesweit in Gedenkgottesdienste. Der Tag diene | |
dazu, „für unsere Nation zu beten“, sagte Präsident Zuma, der gemeinsam m… | |
Mandelas Exfrau Winnie Madikizela-Mandela und Mandela-Enkel Mandla an einem | |
Gottesdienst teilnahm – „zu beten, dass wir nicht einige der Werte | |
vergessen, für die Mandela gekämpft hat“. | |
8 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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