# taz.de -- Streit um Nebeneinkünfte: Der Kandidat keilt zurück | |
> Im Streit um Honorare für Vorträge geht SPD-Kanzlerkandidat Peer | |
> Steinbrück in die Gegenoffensive. Er habe kein schlechtes Gewissen. | |
Bild: Gut bezahlter Redner: Peer Steinbrück hält viele Vorträge. | |
BERLIN dapd | In der Debatte über seine Nebeneinkünfte geht | |
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück voll in die Offensive. „Ich habe kein | |
schlechtes Gewissen“, sagte Steinbrück am Samstag im Deutschlandfunk. | |
Er könne nichts „Ehrenrühriges“ daran finden, dass er von Unternehmen, | |
Banken, Versicherungen und Anwaltskanzleien, die gewinnorientiert seien, | |
für eine erbrachte Leistung ein Honorar genommen habe. Bei Schulen, | |
Vereinen und ehrenamtlichen Institutionen habe er hingegen keine | |
Bezahlungen für seine Redeauftritte verlangt. | |
Bereits am Freitag hatte Steinbrück überraschend angekündigt, alle | |
Informationen zu seinen Honoraren so schnell und umfassend wie möglich | |
offen zu legen. Kurz zuvor hatte er dies noch abgelehnt. Derzeit müssen | |
Abgeordnete Nebeneinkünfte nicht genau preisgeben, sondern lediglich drei | |
Stufen zuordnen - bis 3.500 Euro, bis 7.000 Euro und mehr als 7.000 Euro. | |
Steinbrück hat in der laufenden Legislaturperiode mehr als 80 Vorträge | |
gehalten, für die er Honorare der höchsten Stufe bekommen hat. | |
Am Sonntag will sich der SPD-Kanzlerkandidat nochmals der Öffentlichkeit | |
stellen: Für den Abend ist ein Auftritt in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ | |
geplant. | |
## Magazin berichtet von Auftritten in der Schweiz | |
Steinbrück betonte, er habe seine Nebeneinkünfte beim Bundestag stets | |
„lupenrein“ angezeigt. „Das wissen übrigens die, die das heute aufmische… | |
seit zwei oder drei Jahren“, sagte er. Vorwürfe aus der CSU, er sei ein | |
Liebling der Spekulanten, wies Steinbrück als absurd zurück. | |
Einen Bericht des Magazins Focus dementierte der SPD-Politiker nicht, | |
wonach unter den Honorarzahlern auch Finanzinstitute aus der Schweiz und | |
Liechtenstein gewesen sein könnten. Er habe jüngst bei einem Auftritt in | |
der Nähe von Zürich vor rund 750 Gästen „sehr dezidiert zu Europa, der | |
europäischen Integration, der Bankenregulierung und auch zur Bekämpfung von | |
Steuerhinterziehung und Steuerbetrug geredet“, sagte Steinbrück. „Wo soll | |
das Problem liegen?“ | |
Das Magazin berichtet zudem von einem Auftritt auf einem Kongress | |
vergangenen November in Berlin, der von einem umstrittenen | |
Lebensversicherungsunternehmen aus Liechtenstein mitinitiiert worden sein | |
könnte. Steinbrück sagte zu den Recherchen im Deutschlandfunk: „Ich bin | |
eingeladen worden von einer Gruppe von Gastgebern, ich weiß im Einzelnen | |
gar nicht, ob da ein Liechtensteiner Unternehmen dahinter gestanden hat, | |
sondern ich bin eingeladen worden von seriösen Leuten.“ | |
Zudem wehrte sich Steinbrück ganz grundsätzlich gegen Vorwürfe, er habe | |
etwas verbergen wollen: „In vielen Fällen stellt sich hinterher etwas als | |
ganz normal heraus, was vorher skandalisiert wird. Offenbar sind einige | |
sehr nervös darüber geworden, dass ich Kanzlerkandidat der SPD bin.“ | |
## Aigner sieht wenig Rückhalt für SPD-Kandidaten | |
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) gab sich derweil davon | |
überzeugt, dass die Entscheidung der SPD, Steinbrück als Kanzlerkandidat | |
aufzustellen, die Erfolgsaussichten der Union bei der Bundestagswahl | |
erhöht. „Steinbrück ist ein kluger Technokrat, aber ihm fehlt der Rückhalt | |
der eigenen Partei, und er wirkt auf Menschen sehr unnahbar“, sagte Aigner | |
der Zeitung Welt am Sonntag laut einem Vorabbericht. „Das wird uns helfen.“ | |
In der Debatte um Steinbrücks Nebeneinkünfte werde es keinen Schlussstrich | |
geben, „solange er nicht volle Transparenz hergestellt und alles auf den | |
Tisch gelegt hat“, kündigte Aigner an. | |
Linkspartei-Chefin Katja Kipping bezeichnete unterdessen Steinbrück als | |
„Kandidat ohne Zukunft“. Er stehe Merkel näher als der SPD-Basis, sagte sie | |
der Welt. | |
6 Oct 2012 | |
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