# taz.de -- Budapester Europapolitik: Ungarn will den Euro nicht | |
> Erst die Krise aussitzen, dann der Währungsunion beitreten. Ungarns | |
> Ministerpräsident Orban hält die baldige Einführung des Euro für | |
> „unverantwortlich“. | |
Bild: Skeptisch: Viktor Orban, ungarischer Regierungschef. | |
BUDAPEST/DÜSSELDORF afp/dpa | Kurz vor seinem Besuch bei Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) in Berlin hat Ungarns Regierungschef Viktor Orban | |
erklärt, dass er derzeit für sein Land keinen Euro will. Es gebe keine | |
Notwendigkeit mehr, die europäische Währung in Ungarn einzuführen, sagte | |
Orban dem Handelsblatt (Donnerstagsausgabe). | |
Zum jetzigen Zeitpunkt wäre die Einführung des Euros für sein Land | |
„unverantwortlich“. Die südeuropäischen Staaten hätten sich der | |
Währungsunion eindeutig zu früh angeschlossen, sagte Orban. „Diesen Fehler | |
machen wir nicht.“ | |
Ursprünglich sei mit der EU-Mitgliedschaft zwar auch die Pflicht verbunden | |
gewesen, der Europäischen Währungsunion beizutreten, sagte Orban. „Doch als | |
wir den Beitrittsvertrag unterschrieben haben, sah die Euro-Zone ganz | |
anders aus. Eine Beitrittspflicht zur Währungsunion kann deshalb nicht mehr | |
automatisch sein.“ | |
Der ungarische Regierungschef geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die | |
Euro-Schuldenkrise noch viele Jahre dauern wird. Spätestens in fünf Jahren | |
werde sich diese zudem zu einer politischen Führungskrise ausweiten, | |
prophezeite er. | |
## Gefährdete Demokratie | |
Orban wird am Donnerstag von Merkel in Berlin empfangen. Der ungarische | |
Regierungschef ist im In- und Ausland höchst umstritten. Kritiker werfen | |
ihm vor, mit verschiedenen Reformen die Demokratie Ungarns in Gefahr zu | |
bringen. | |
Derweil hat der ungarische Außenminister Janos Martonyi unmittelbar vor dem | |
Deutschlandbesuch Orbans die Regierung seines Landes gegen Kritik aus | |
Brüssel und Berlin verteidigt. „Die Demokratie in Ungarn ist keinesfalls in | |
Gefahr“, sagte Martonyi der Nachrichtenagentur dpa. Entgegen der Vorwürfe | |
aus dem Ausland habe etwa das 2011 in Kraft getretene Mediengesetz mit | |
seinen Vorschriften und Strafmaßnahmen die Freiheit der Journalisten nicht | |
eingeschränkt. | |
11 Oct 2012 | |
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