# taz.de -- Digitaler Buchmarkt: Mehr E-Books als Papierbücher | |
> Amazon drängt im deutschen Buchmarkt voran: Der weltgrößte Online-Händler | |
> startet eine digitale Leihbücherei und bringt ein neues Kindle-Modell auf | |
> den Markt. | |
Bild: Posen statt lesen: Amazon-Chef Bezos mit zwei Kindle-Modellen. | |
MÜNCHEN dpa | Besitzer der Kindle-Lesegeräte von Amazon können sich künftig | |
auch in Deutschland digitale Bücher ausleihen. Zum Start sind 8.500 Titel | |
auf Deutsch verfügbar, wie Amazon am Donnerstag mitteilte. Pro Monat kann | |
ein Buch ausgeliehen werden. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft im | |
Service Amazon Prime, die 29 Euro im Jahr kostet. | |
Außerdem bringt Amazon mit dem Kindle Paperwhite ein weiteres Modell seiner | |
E-Book-Reader nach Deutschland. Es hat eine höhere Auflösung und durch | |
spezielle Beleuchtung einen deutlichen helleren weißen Bildschirm im | |
Gegensatz zum Grau der klassischen Kindle-Modelle. | |
Inzwischen verkaufe Amazon auch in Deutschland mehr digitale als | |
Hardcover-Bücher, sagte Amazon-Chef Jeff Bezos der Nachrichtenagentur dpa | |
in München. Seit dem August dieses Jahres kamen auf 100 Hardcover-Ausgaben | |
verkaufte 108 Kindle-E-Books. Kostenlose digitale Bücher wurden dabei nicht | |
eingerechnet. | |
Zugleich zeichne sich derzeit nicht ab, dass E-Books gedruckte Bücher | |
vollständig verdrängen. „Wir sehen bisher, dass die Menschen, die sich ein | |
Kindle-Lesegerät anschaffen, danach nicht nur mehr digitale Bücher kaufen, | |
sondern auch mehr gedruckte“, sagte er. „Im Moment ist es kein | |
entweder/oder“ – er wisse aber nicht, wie sich das Geschäft | |
weiterentwickeln werde. | |
## Aggressiver Preiswettbewerb | |
Während Amazon durch aggressiven Preiswettbewerb bekannt ist, sieht Bezos | |
die deutsche Buchpreisbindung nicht als Hindernis: „Es gibt viele Punkte, | |
an denen wir uns beim Kunden hervorheben können. Es ist nicht nur der | |
Preis, sondern auch das Angebot, schneller Versand, Service.“ | |
Bezos sieht sein Unternehmen nicht in einem „Tech-Krieg“ mit Konkurrenten | |
wie Apple oder Google, wie es oft in Branchen-Medien beschrieben wird. | |
„Viele betrachten das Geschäft als eine Art sportlichen Wettkampf, aber | |
Business ist etwas ganz anderes.“ Hier gebe es im Gegensatz zum Sport Platz | |
für mehrere Gewinner. Zu schon lange anhaltenden Spekulationen über ein | |
Amazon-Smartphone wollte Bezos nichts sagen: „Wir sprechen nicht über Pläne | |
für zukünftige Produkte.“ | |
In der Kindle-Leihbücherei sind über 200.000 E-Books in verschiedenen | |
Sprachen erhältlich. Die Bücher können auf unbegrenzte Zeit ohne | |
zusätzliche Kosten ausgeliehen werden – aber immer nur eins auf einmal. Das | |
Programm lief zuvor bereits in den USA. Das Geschäftsmodell sei anders als | |
bei einer traditionellen Bücherei, erläuterte Bezos: „Der Rechteinhaber | |
wird jedes Mal bezahlt, wenn sich jemand ein Buch ausleiht.“ Für Amazon | |
lohne es sich trotzdem: „Es ist ein Anreiz, in das Amazon-Ökosystem | |
einzusteigen.“ | |
Der neue E-Book-Reader von Amazon, Kindle Paperwhite, kostet in der | |
Wlan-Version 129 Euro und 189 Euro mit UMTS-Funk. Es füllt die Lücke | |
zwischen den einfachen Lesegeräten und den Tablet-Computern Kindle Fire, | |
die Amazon am 25. Oktober auch auf den deutschen Markt bringen wird. Amazon | |
verfolge bei seinen Tablets einen anderen Ansatz als die Konkurrenz, | |
betonte der Amazon-Chef. „Für uns ist es ein Service und kein rein | |
technisches Gerät.“ Das Tablet werde praktisch zum Produktionspreis | |
abgegeben. „Wir hoffen, das Geld mit der Zeit hereinzubekommen, wenn Kunden | |
Bücher, Musik oder Apps kaufen.“ | |
12 Oct 2012 | |
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