# taz.de -- Schlechter Service bei Amazon: Konto weg, Bücher weg, angepampt | |
> Amazon hat wieder einmal bei seinem E-Reader-Service Kindle Kunden | |
> verprellt. Daran ist das sogenannte Digitale Rechtemanagement | |
> mitschuldig. | |
Bild: So stellt sich Amazon zufriedene Kindle-Kundschaft vor. Die Realität sie… | |
BERLIN taz | Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Montag die Nachricht: | |
Amazon bereitet der Kundschaft wieder einmal Probleme bei seinem | |
E-Reader-Service Kindle. Einer Norwegerin wurde erst das Amazon-Konto | |
gesperrt, sie hatte auch keinen Zugriff mehr auf ihre von Amazon bezogenen | |
Bücher – [1][und der Kundenservice versagte vollkommen.] | |
Der norwegische IT-Spezialist Martin Bekkelund beschreibt den Fall in einem | |
[2][unglaublichen Blogposting:] Eine Freundin von ihm, die sich einen | |
gebrauchten Kindle-E-Book-Reader gekauft hatte, wurde, als sie das Gerät | |
reparieren lassen wollte, von der britischen Amazon-Filiale komplett | |
ausgesperrt. Mit ihrem Konto sei missbräuchliche Nutzung verbunden gewesen, | |
sie sei bei Amazon nun nicht mehr willkommen. | |
Schade nur, dass Bekkelunds Freundin sich keines Missbrauchs bewusst war – | |
und mit defektem Gerät und ausgeschlossen von ihrem Amazonkonto auch all | |
ihre legal erworbenen Bücher nicht mehr zurückbekam. Alles, was der | |
Amazon-Kundenservice dazu zu sagen hatte: „Wir wünschen Ihnen Erfolg bei | |
der Suche nach einem Anbieter, der ihre Bedürfnisse besser erfüllt. Leider | |
können wir Ihnen keine weitergehenden Angaben zu diesem Vorgang machen.“ | |
Ende der E-Mail. | |
Keine Kommunikation, kein Zugriff, keine Bücher. Und der Kunde ist | |
weitgehend aufgeschmissen. Denn Amazon setzt beim E-Book-Reader Kindle und | |
der zugehörigen Software auf das sogenannte [3][Digitale Rechtemanagement | |
(DRM).] Wer Bücher über die Kindle-Software erwirbt und keinen Zugriff auf | |
sein Amazonkonto mehr hat, fliegt faktisch raus. | |
## Nur eine Nutzungslizenz? | |
Tatsächlich erwirbt der Nutzer auch kein Buch, so argumentiert Amazon, | |
sondern nur eine Nutzungslizenz. Und damit diese bestehen bleibt, muss er | |
sich haarklein an die Regeln halten, die Amazon ihm vorgibt. Auch wenn der | |
Nutzer diese nie gelesen hat. | |
Der lange Arm von Amazon reicht dabei technisch so weit, dass die Firma | |
sogar Bücher von den Geräten der Nutzer löschen kann, wie es im Jahr 2009 | |
mit Titeln von George Orwell geschah. Erst im Nachhinein stellte Amazon | |
fest, dass das Unternehmen gar nicht die notwendigen Vertriebsrechte besaß. | |
Damals entschuldigte sich Firmengründer Jeff Bezos wortkarg aber eindeutig: | |
Nie wieder solle etwas Vergleichbares vorkommen. Und nie bedeutet bei | |
Amazon offenbar drei Jahre lang. Nachdem es nun wieder Proteste hagelte, | |
funktionierte der Account plötzlich mitten in der Nacht wieder. Wie von | |
Geisterhand. | |
23 Oct 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://blogs.computerworlduk.com/simon-says/2012/10/rights-you-have-no-righ… | |
[2] http://www.bekkelund.net/2012/10/22/outlawed-by-amazon-drm/ | |
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Rechteverwaltung | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
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