| # taz.de -- Triathleten über ihren Sport: „Wir trainieren 365 Tage im Jahr“ | |
| > Andreas und Michael Raelert starten am Samstag bei der Ironman-WM. Ein | |
| > Gespräch über ihre Motivation, ihre Chancen und ihren Trainingsaufwand. | |
| Bild: Treten bei der Ironman-WM auf Hawai erstmals gemeinsam an: (v.l.) Andreas… | |
| taz: Herr Raelert und Herr Raelert, bisher haben Sie sich immer gegenseitig | |
| bei den Rennen gecoacht, weil Michael auf der Mittel- und Andreas auf der | |
| Langdistanz angetreten ist. Nun starten Sie vermehrt bei den gleichen | |
| Rennen. Ist das eine starke Umgewöhnung? | |
| Andreas Raelert: Wir treten auf Hawaii erstmals miteinander an. Bei allen | |
| anderen Wettkämpfen und Veranstaltungen werden wir es aber weiter so | |
| gestalten wie in den letzten Jahren auch. Unsere zukünftige Rennplanung | |
| stimmen wir wieder individuell ab – wir werden uns bei den | |
| unterschiedlichen Rennen weiterhin gegenseitig unterstützen. | |
| Andreas, Sie sind Weltrekordhalter über die Langdistanz, die auch beim | |
| Ironman in Hawaii absolviert wird. Im Vorjahr waren Sie dort Dritter. Sind | |
| Sie der Favorit am Samstag? | |
| Andreas: Nein. Jeder der fünfzig, die hier antreten, hat eine Chance auf | |
| den Sieg. Wir träumen natürlich davon, dass auf der Siegerliste ganz oben | |
| der Name Raelert steht – welcher Vorname dann aber dahintersteht, ist egal. | |
| Wie viel Training erfordert der Ironman? | |
| Michael Raelert: Wir trainieren an 365 Tagen im Jahr – trainingsfreie Tage | |
| gibt es nicht. In der gezielten Vorbereitung für Hawaii haben wir dreimal | |
| täglich trainiert. Pro Woche kommen in der direkten Vorbereitungsphase etwa | |
| 30 Kilometer Schwimmen, 700 Kilometer Radfahren und 150 Kilometer zusammen. | |
| Was gibt es denn noch außer Training in den Wochen vorher? | |
| Andreas: Einen leckeren Kaffee zwischendurch! | |
| Sie sprechen immer von Triathlon als Ihrer Passion. Was meinen Sie damit | |
| genau? | |
| Andreas: Triathlon ist für uns nicht in erster Linie ein Beruf. Wir leben | |
| diesen Sport – und investieren viel dafür. | |
| Michael: Auf mich übt es einen unheimlichen Reiz aus, seine Grenzen zu | |
| erreichen und immer weiter zu verschieben. | |
| Was macht Hawaii immer noch so besonders? Warum steht es bei den | |
| Triathleten etwa über einer Olympia-Teilnahme? | |
| Michael: Der Ironman Hawaii ist in jeder Hinsicht extrem, von den | |
| klimatischen Bedingungen, von der sportlichen Besetzung und vor allem von | |
| der mentalen Komponente. Er gehört zu den anspruchsvollsten | |
| Sportveranstaltungen der Welt. | |
| Als „Raelert Brothers“ funktionieren Sie in etwa wie ein Verein oder eine | |
| Firma. | |
| Andreas: Ja, wir bilden mit unseren Partnern und Sponsoren ein Team und | |
| versuchen gemeinsam erfolgreich zu sein. Wir sind wie ein kleines | |
| Familienunternehmen. | |
| Warum ist der Triathlon in den letzten Jahren so populär geworden? Was | |
| macht Triathlon zu einem besonderen Sport? | |
| Michael: Triathlon ist eine der wenigen Sportarten weltweit, wo | |
| Altersklassenathleten und Profis in dem gleichen Rennen starten können und | |
| ihre Leidenschaft in einem Rennen teilen. Der einzige Unterschied ist die | |
| Zeit an der Ziellinie. Auch das erklärt die Faszination des Sports. | |
| Was macht für Sie selbst den Extremsport so wichtig? Warum gehen Sie immer | |
| wieder über die Schmerzgrenze hinaus? | |
| Michael: Für uns ist es wichtig, uns immer neue Ziele setzen zu können. Die | |
| setzen wir uns durch bessere Zeiten oder indem man einen bestimmten Titel | |
| holen will. Wenn man mit Erreichen der Ziellinie gleich ein Feedback | |
| bekommt, kann das sehr erfüllend sein. | |
| Was kann nach der Triathlon-Langdistanz noch kommen? Vielen fällt es | |
| schwer, davon loszulassen. Andreas, Sie sind nun 36. Denken Sie an die Zeit | |
| nach dem Profisport? | |
| Andreas: Nein, bei uns beiden ist der Spaß und der Wille unvermindert groß. | |
| Wir denken im Moment an den Ironman in Kona, aber noch nicht daran, was | |
| nach dem Rennen kommt. | |
| Wie viel verbrennt so ein Raelert eigentlich während eines Ironman-Rennens? | |
| Michael: In einem solchen Wettbewerb werden acht- bis neuntausend | |
| Kilokalorien verbrannt. Diese Mengen sind für den „normalen“ Menschen wohl | |
| nur schwer vorstellbar. Die Energiezufuhr während des Rennens muss schon | |
| stimmen, sonst hat man keine Chance. | |
| Im Radsport gibt es eine durch und durch dopingverseuchte Szene. Könnte im | |
| Profitriathlon das böse Erwachen noch kommen? | |
| Andreas: Ich finde, Doping ist ein zu ernstes Thema, um über potenzielle | |
| Manipulationen zu spekulieren. Ich kann nur für uns sprechen. Michael und | |
| ich hatten im Jahr 2012 von Januar bis September mehr als fünfzig | |
| Kontrollen. | |
| Andreas Raelert, Craig Alexander, Marino Vanhoenacker, Chris McCormack – | |
| oder doch Michael Raelert? Wer macht das Rennen? | |
| Michael: Bei der Weltmeisterschaft treten die besten Athleten der Welt | |
| gegeneinander an – und alle sind in Topform. Alle Profis, die auf Hawaii | |
| starten, haben die Fähigkeit ganz vorne mitzuspielen. Wir möchten in Kona | |
| um den Sieg mitkämpfen. | |
| 13 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Jens Uthoff | |
| ## TAGS | |
| Ironman | |
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