| # taz.de -- Kommentar Einheitsabitur: Eine für alle | |
| > Gemeinsame Standards für das Abitur sind nur ein erster Schritt. | |
| > Gemeinsame Lehrpläne und eine einheitliche Schulstruktur wären besser. | |
| Bild: Besuch bei der Vorzeigeschule: Kultusministerin Gabriele Warminski-Leithe… | |
| Manchmal verdienen selbst die Kultusminister etwas Lob, bei aller Kritik am | |
| Klein-Klein der deutschen Bildungspolitik. Als eine Lehre aus dem | |
| Pisa-Schock haben sie Standards erarbeiten lassen und damit bundesweit | |
| verbindlich festgelegt, was Schülerinnen und Schüler können müssen. | |
| Für die Grundschule, den Haupt- und Realschulabschluss gibt es diese | |
| Bildungsstandards bereits. Jetzt haben die sonst so zerstrittenen | |
| Schulpolitiker festgelegt, was ein Abiturient in den Fächern Deutsch, | |
| Mathematik und den Fremdsprachen können muss. Gut so. Gut auch, dass die | |
| Standards auf Kompetenzen zielen und nicht auf paukbares Wissen. | |
| Deutschland bekommt endlich ein Zentralabi, ein zaghaftes zwar, das nicht | |
| so heißen darf, aber immerhin. | |
| Auf den ersten Blick scheint das den Wünschen vieler Eltern, Lehrer und | |
| Schüler entgegenzukommen. Laut Umfrageergebnissen sehnen sie sich mit | |
| überwältigender Mehrheit nach einem bundesweit einheitlichen Schulsystem. | |
| Zu Recht. Es ist schlicht unfair, wenn derselbe Abschluss in Berlin etwas | |
| anderes bedeutet als in Baden-Württemberg. Es ist nervig, wenn Abiturienten | |
| aus Bayern auf ihre Altersgenossen im Bremen herabblicken, weil denen das | |
| Abi ja angeblich geschenkt wird. Mal abgesehen davon, dass solche | |
| Überheblichkeit nicht auf Fakten, sondern oft auf reinem Gutdünken basiert. | |
| Einheit tut not. | |
| Das Problem ist nur: Der Beschluss der Kultusminister täuscht darüber | |
| hinweg, dass die Länder schulpolitisch eher auseinanderdriften, statt sich | |
| anzunähern. Die Verkürzung der Gymnasiumszeit auf 8 Jahre etwa hat dazu | |
| geführt, dass die Oberstufe im einen Land zwei, im anderen drei Jahre | |
| dauert. Daneben gibt es Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen, | |
| Gesamtschulen, Oberschulen, Werkrealschulen – nie war die Fülle größer. Und | |
| im Zweifel überlässt man es den Städten, die richtige Schulform | |
| auszuwählen. | |
| Auf diese Strategie setzen gerade grüne Bildungspolitiker – weil man sich | |
| wütende Elternproteste so vom Hals halten kann. Die Folge: Früher war es | |
| schwierig, von einem Bundesland zum anderen zu wechseln – heute kann schon | |
| der Umzug in den Landkreis nebenan zum Problem werden. | |
| Gemeinsame Standards sind eine halbherzige Lösung. Es braucht auch | |
| gemeinsame Lehrpläne, vergleichbaren Unterricht und nicht zuletzt: eine | |
| einheitliche Schulstruktur. Am besten mit einer Schule für alle in ganz | |
| Deutschland. | |
| 19 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernd Kramer | |
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