# taz.de -- Wähler in den USA: Ein kleines Wünsch-dir-was | |
> Was will das Wahlvolk? Krise bekämpfen, Minderheiten stärken, Homo-Ehe | |
> verhüten. 13 Amerikaner erzählen, was sie von ihrem Präsidenten erwarten. | |
Bild: Ein Keks für jeden Geschmack: Zuckergebäck mit den Konterfeis der Kandi… | |
Was erwarten Wählerinnen und Wähler in den USA von ihrem nächsten | |
Präsidenten? Und wer soll es überhaupt werden? Die taz hat 13 von ihnen um | |
ein kurzes Statement gebeten. | |
## Politik wie in Chicago | |
Ich werde Mitt Romney wählen, weil ich hoffe, dass er den Staatshaushalt | |
wieder hinbekommt. Obama versteckt sich hinter Eloquenz, praktiziert dabei | |
aber klassische Chicagoer Politik. Er verschwendet Unsummen für | |
Wahlkampfthemen, die ihm die Wiederwahl sichern sollen. Das ganze Geld | |
reißt dann ein noch viel größeres Loch in das Budget. Dramatisch. Wir sind | |
bald so weit wie Griechenland, Spanien und Italien. | |
Tom Freking (65) aus Illinois ist ehemaliger Leiter eines Bibelverlags | |
## Obama hat viel Gutes getan | |
Das ist eine der wichtigsten Wahlen für unser Land. Wir beide werden unsere | |
Stimme Obama geben, denn er hat viel Gutes getan, obwohl die Umstände alles | |
andere als einfach waren. Wir verurteilen die Republikaner für ihren | |
bösartigen Hass und den Mangel an Kooperation. | |
Barbara und Walt Block (87 und 89), Rentner aus Connecticut, sehr aktiv in | |
ihrer Kirchengemeinde | |
## Romney ist das kleinere Übel | |
Ich werde wohl für Mitt Romney stimmen. Nicht deshalb, weil ich komplett an | |
seine Politik glaube, sondern weil ich denke, er ist das kleinere Übel. Man | |
muss bedenken, dass Romney die Steuern für kleine Unternehmen kürzen will. | |
Das kann durchaus ein Weg sein, um die Wirtschaft zu verbessern. Nicht zu | |
vergessen, dass es viele Jobs bringen würde - und das ist eines der größten | |
Probleme, die wir in diesem Land gerade haben. Auch wenn ich bei vielen | |
Themen anderer Meinung bin als Romney, so denke ich doch, dass er ein | |
stärkeres Fundament bietet, um den Wandel zu bringen, den Amerika braucht. | |
Eileen Jennings (19) ist Schülerin aus Wisconsin, sie beschreibt sich | |
selbst als offen und liberal | |
## Oft nur hohle Versprechungen | |
Politik interessiert mich eigentlich nicht so sehr. Ich werde trotzdem | |
wählen - wahrscheinlich Obama. Ich glaube an das, was er macht. Politiker | |
versprechen meist Dinge, die sie dann nicht halten. Für mich hat Obama | |
bewiesen, dass er das kann. | |
Dennis McCloud (57), Automechaniker mit Halloweenkrawatte aus Georgia | |
## Frauenrechte stärken | |
Es gibt einige Gründe, warum Obama meine Stimme bekommen wird. Zum einen | |
glaube ich an sein Engagement, sich für die Gleichheit der Frauen | |
einzusetzen, zum Zweiten nehme ich ihm ab, dass er das Bildungssystem | |
verbessern und den Zugang zu höherer Bildung erleichtern will. Drittens bin | |
ich überzeugt, dass er die Fähigkeit besitzt, unser Land gut zu führen und | |
die diplomatischen Beziehungen auszubauen. Ich traue ihm zu, unseren | |
Planeten zu schützen, indem er in nachhaltige Energien investiert, von | |
denen künftige Generationen profitieren. | |
Hoang-Anh L. Tran (36) ist freie Schriftstellerin und lebt in Missouri | |
## Nichts Gutes für die Demokratie | |
Ich werde Obama wählen. Nicht weil er meine Werte repräsentiert - er tut's | |
nicht -, sondern weil Romney umweltfeindlich, frauenfeindlich, | |
vielfaltsfeindlich und freiheitsfeindlich ist. Das Letzte, was Amerika | |
braucht, ist ein weiteres Abdriften vom Rest der progressiven, | |
vorwärtsdenkenden Welt. Leider haben wir nur zwei Parteien, von denen sich | |
die meisten Leute, die ich kenne, nicht repräsentiert fühlen. Das heißt | |
nichts Gutes für die Demokratie in unserem Land. | |
Dan Pittenger (27) aus Utah ist Biologe und arbeitet an einem | |
Klimaforschungsprojekt | |
## Vier Jahre sind zu wenig Zeit | |
Was meine Stimme angeht, so vergleiche ich die Ansichten beider Kandidaten. | |
Ich würde gerne sagen, dass es Zufall ist, dass meine eigene Meinung mit | |
der von Präsident Obama übereinstimmt. Aber die Wahrheit ist, dass ich sehr | |
viel Respekt vor ihm und seiner Arbeit habe und ihm vertraue. Ja, er hat | |
nicht all das eingehalten, was er versprochen hat, und er hat unser Land | |
auch nicht von allen Problemen befreit in seiner ersten Amtszeit. Aber wer | |
hätte das in vier Jahren schon geschafft? Ich persönlich glaube nicht, dass | |
Mitt Romney mehr zu bieten hat als die hohlen Worte, die man von ihm hört | |
und von denen er denkt, dass sie das sind, was der verunsicherte Amerikaner | |
hören möchte. | |
Alexis Roberts (28) ist aus Michigan, sie hat lateinamerikanische Wurzeln | |
und arbeitet als Projektmanagerin | |
## Haarsträubende Verschwender | |
Nun, wir sind pleite. Ich bin seit 20 Jahren Kreditanalystin und habe | |
unsere Regierung noch nie in einem finanziell so erbärmlichen Zustand | |
erlebt. Deshalb werde ich meine Stimme Mitt Romney und Paul Ryan geben - | |
die beiden haben Ahnung. Das amerikanische Volk wird in den Abgrund | |
schauen, wenn die Menschen diese Verschwender in Washington nicht endlich | |
abwählen. | |
Karen Stahl (49), Kreditanalystin aus Wisconsin, alleinerziehende Mutter | |
von drei Kindern, kauft bio | |
## Fragwürdige Wahlversprechen | |
Ich werde Obama wählen. Die Demokraten sind mir in sämtlichen Fragen um | |
Lichtjahre näher als die Republikaner. Besonders wichtig ist mir, dass die | |
Gesundheitsreform nicht rückgängig gemacht wird, eines von Romneys vielen | |
fragwürdigen Wahlversprechen. Sein Motto ist: Wenn jeder an sich denkt, ist | |
an alle gedacht. | |
Carsten Seemann (43) ist Arzt in Oregon, eigentlich aus Deutschland, hat | |
jetzt aber auch einen US-Pass | |
## Noch mehr Schulden mit Romney | |
Meine Stimme bekommt Obama. Ich bin Inhaber eines kleinen Unternehmens, | |
schwul und lebe seit Langem mit meinem Partner zusammen. Finanziell | |
gedacht, wäre es kurzfristig wohl sinnvoll, Romney zu wählen, denn er würde | |
meine Steuern kürzen. Aber ich glaube nicht, dass uns seine | |
Finanzvorschläge irgendwohin führen, außer in eine weitere Verschuldung. | |
Obama hat öffentlich bekundet, dass er die Ehe zwischen | |
gleichgeschlechtlichen Paaren unterstützt. Das ist für mich persönlich | |
natürlich sehr wichtig. | |
Brad Schmidt (38) ist Modemacher ([1][www.cadetusa.com]) aus New York City | |
## Entscheidung erst am Wahltag | |
Ich werde bei dieser Wahl zum ersten Mal abstimmen. Es ist sehr | |
kompliziert. Bei beiden Kandidaten gibt es Dinge, die ich mag, und andere, | |
die mir nicht gefallen. Ich bin Christin, ich bin gegen Abtreibung und auch | |
gegen die Homo-Ehe. Da bin ich anderer Meinung als Obama. Romney ist | |
allerdings Mormone. Das ist etwas ganz, ganz anderes als das Christentum. | |
Ich neige also ein wenig zu Obama. Ich weiß es aber wirklich noch nicht, | |
wen ich wähle. Das wird sich dann wahrscheinlich erst am Tag der Wahl | |
entscheiden. | |
Janelle Anderson (18) aus Maryland ist Kunststudentin und lässt sich noch | |
inspirieren | |
## Kandidaten mit vielen Mängeln | |
Viele Menschen sagen, dass es eine Verschwendung der eigenen Rechte und | |
eine Beleidigung für das amerikanische Volk ist, nicht wählen zu gehen. Ich | |
bin registriert als Wähler, weiß aber noch nicht, ob ich meine Stimme am | |
Wahltag abgeben werde. Das Problem ist für mich: Wenn es nur zwei | |
ernstzunehmende Kandidaten gibt, die beide viele Mängel haben, dann wählen | |
die Leute ja nicht den besseren Kandidaten, sondern den, der weniger | |
schlimm ist. Das kann es ja nicht sein. Aber falls ich wähle, dann wohl | |
Obama. | |
Connor Dwyre (19) aus New York State dient seit einem halben Jahr beim | |
US-Militär | |
29 Oct 2012 | |
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