# taz.de -- Krieg in Syrien: Noch intensivere Luftangriffe | |
> Die syrische Luftwaffe hat die Angriffe auf Stellungen der Rebellen | |
> weiter verstärkt. Zudem wirft das Regime der Türkei vor, „zerstörerische | |
> Politik“ zu betreiben. | |
Bild: Zerstörte Häuser in Homs nach schweren Luftangriffen der syrischen Armee | |
BEIRUT/PEKING dapd | Nach dem Scheitern der vereinbarten Waffenruhe weitet | |
die syrische Luftwaffe ihre Angriffe auf die Rebellen offenbar weiter aus. | |
Kampfflugzeuge beschossen am Mittwoch Stellungen der Aufständischen in der | |
Nähe von Damaskus und im Norden des Landes. Die Regierungstruppen von | |
Präsident Baschar Assad hätten die Luftangriffe intensiviert, da sie auf | |
dem Boden keine Erfolge mehr gegen die Rebellen erzielen könnten, erklärten | |
syrische Oppositionelle. | |
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte unterdessen bei | |
einem Besuch in Berlin, die Entscheidung über eine Flugverbotszone über | |
Teilen Syriens liege beim Weltsicherheitsrat. Allerdings hätten die | |
Erfahrungen wie beispielsweise aus dem Irak gezeigt, dass ein solcher | |
Schritt mit zahlreichen Problemen behaftet sei. Erdogan gilt als einer der | |
schärfsten Kritiker Assads in der Region. | |
Die Luftwaffe habe fünf Angriffe gegen eine Rebellenhochburg im Bezirk | |
Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus geflogen, teilte die in London | |
ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Aus Maaret al | |
Numan an der strategisch wichtigen Straße zwischen Damaskus und Aleppo | |
seien drei Luftangriffe gemeldet worden. | |
Allein in der vergangenen Woche seien dort über 70 Häuser bei Luftangriffen | |
zerstört worden, sagte ein früherer Bewohner der Stadt. „Die syrische | |
Luftwaffe verlässt den Himmel überhaupt nicht mehr. Wenn die Kampfflugzeuge | |
wegfliegen, kommen die Hubschrauber“, sagte der Mann, der sich Ahmad | |
nannte, am Mittwoch per Telefon. Wegen der schweren Gefechte, seien die | |
meisten Einwohner geflohen. „Man kann dort nicht mehr leben“, sagte Ahmad. | |
## Bombenanschlag nahe schiitischem Heiligtum | |
Berichte über Tote lagen nach den Angriffen vom Mittwoch zunächst nicht | |
vor, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Tags zuvor seien bei Angriffen | |
der Regierungstruppen aber mindestens 185 Menschen im ganzen Land getötet | |
worden. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März vergangenen Jahres | |
gab es nach Schätzungen der Opposition mehr als 36.000 Tote. | |
Bei einem Bombenanschlag nahe einem schiitischen Heiligtum bei Damaskus | |
kamen einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge am | |
Mittwoch sechs Menschen ums Leben. Weitere 13 seien bei der Explosion | |
verletzt worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete | |
hingegen mindestens acht Todesopfer. Der Sprengsatz sei nahe dem Schrein | |
von Sajeda Seinab, der Enkelin des Propheten Mohammed, in einem Vorort von | |
Damaskus in einem Müllsack versteckt gewesen. | |
US-Außenministerin Hillary Clinton will möglichst breite Teile der | |
syrischen Opposition in die Gespräche über die Zukunft des Landes | |
einbinden. Die Tage, in denen der Syrische Nationalrat führender | |
Verhandlungspartner und Vertreter der oppositionellen Kräfte war, seien | |
vorbei, auch wenn der Rat weiterhin eine Rolle spielen sollte, sagte | |
Clinton bei einem Besuch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb am Mittwoch. | |
Die US-Regierung hoffe, dass sich der bisher gespaltene syrische Widerstand | |
bei Gesprächen in der kommenden Woche in Doha auf ein Führungsgremium | |
einige. | |
## „Zerstörerische türkische Politik“ | |
Unterdessen warf der Sprecher des syrischen Außenministeriums der Türkei am | |
Mittwoch vor, eine „zerstörerische Politik“ gegen Damaskus zu betreiben. | |
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu „greift die Sicherheit und | |
Stabilität“ Syriens an, sagte Dschihad Makdessi. Am Tag zuvor hatte | |
Davutoglu sich enttäuscht gezeigt, dass die vereinbarte Waffenruhe am | |
Wochenende immer wieder gebrochen worden war, und erklärt, seine Regierung | |
sehe keine Grundlage mehr für weitere Gespräche mit Assad. | |
Im Ringen um ein Ende des Bürgerkriegs in Syrien wandte sich der | |
UN-Sondergesandte Lakhdar Brahimi unterdessen an China. Das Land könne | |
„eine aktive Rolle bei der Suche nach einer Lösung spielen“, sagte er bei | |
einem Gespräch mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi am Mittwoch | |
in Peking. | |
Die internationale Gemeinschaft ist sich weiter uneins, wie der Bürgerkrieg | |
gestoppt werden kann. China und Russland blockieren mit ihrem Vetorecht im | |
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen alle Versuche, härtere Sanktionen | |
gegen Syrien zu verhängen. Die Forderung westlicher Länder nach einem | |
Rücktritt Assads lehnen sie ab. | |
Bei dem Treffen mit Brahimi habe Yang dem Sondergesandten den neuen | |
chinesischen Vier-Punkte-Plan zur Beilegung des Konflikts in Syrien | |
vorgestellt, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Darin werde | |
eine Waffenruhe und der Beginn eines politischen Übergangsprozesses | |
angeregt. Zudem werde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die | |
Vermittlungsbemühungen Brahimis stärker zu unterstützen, hieß es in dem | |
Bericht von Xinhua. | |
1 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Surk | |
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