# taz.de -- Daten von US-Drohnen leicht zugänglich: Ich sehe das, was du auch … | |
> Die unbemannten US-Flugdrohnen sind immer noch unzureichend gesichert. | |
> Ihr Videosignal kann mit der richtigen Ausrüstung quasi jeder abfangen. | |
Bild: Offenbart Sicherheitslücken: US-Drohne vom Typ MQ-1 Predator. | |
Sie sind die Speerspitze der US-Militärmacht und Symbol ihrer | |
Überlegenheit: Unbemannte Flugdrohen der amerikanischen Armee sind weltweit | |
im Einsatz, um Terroristen aufzuspüren, allgemeine Luftaufklärung zu | |
betreiben oder direkt Kampfeinsätze zu fliegen. [1][Tausende wurden bei | |
Drohneneinsätzen getötet], die unter der Regierung Obama hat die Einsätze | |
sogar noch ausgeweitet. | |
Doch diese Überlegenheit hält nur so lange, wie die Drohnen nicht unter | |
Kontrolle der Gegner stehen. Dass es mit der Sicherheit der unbemannten | |
Flugkörper nicht zum Besten steht, hat das Blog [2][„Danger Room“] der | |
US-Zeitschrift Wired nun wieder aufgedeckt. | |
Vier Jahre nachdem bekannt wurde, dass Aufständische im Irak mit | |
einfachsten Mitteln das Videosignal der Drohnen abfangen konnten, ist die | |
Flotte der Drohnen immer noch nicht gegen unerlaubte Zuschauer abgesichert. | |
Lediglich 30 bis 50 Prozent unbemannten Flugkörper sind demnach | |
mittlerweile auf voll verschlüsselte Kommunikation umgestiegen. | |
Das hat zur Folge, dass im Prinzip jeder im Funkbereich der Reaper- oder | |
Predator-Drohnen mit einfacher Software sehen kann, was die US-Piloten in | |
Las Vegas oder Texas auf ihrem Bildschirm sehen. So können organisierte | |
Gruppen theoretisch feststellen, wen die USA gerade auskundschaften wollen | |
oder wo ein Angriff bevorsteht. | |
## Relativ billige Software benötigt | |
Was benötigt wird: Ein Funkempfänger, ein Computer und eine relativ billige | |
Software. Im Prinzip funktioniert die Drohne wie ein fliegender | |
Fernsehsender – man muss nur die richtige Frequenz einstellen und eine frei | |
verkäufliche Software zum Aufbereiten des Videosignals installieren. | |
Die Sicherheitslücke ermöglicht wohlgemerkt nicht, dass Gegner die Drohnen | |
auch steuern können. Denn die Steuersignale, mit denen die Piloten in den | |
USA den Drohnen ihren Kurs oder gar Feuerbefehle übermitteln, laufen über | |
eine hochverschlüsselte Satellitenverbindung. Das Videosignal, das | |
abgefangen werden kann, dient dazu, Truppen auf dem Boden per Funk | |
Einblicke in die Aufklärungsbilder der Drohne zu liefern. | |
„Wenn US-Offiziere attackiert werden, ist ihr erster Ruf der nach | |
Drohnenunterstützung, so dass sie das Kampfgebiet aus der Perspektive der | |
Drohne sehen können“, schreibt Danger Room. | |
Im Zweifel könnte das der Gegner auch machen – doch noch gibt es keine | |
Berichte, dass dies tatsächlich geschehen ist. Die Umrüstung ist nicht | |
einfach: Über 7500 Drohnen sind im Dienst – und nicht nur die Flugkörper | |
müssen umgerüstet werden, sondern auch die Kommunikationsausrüstung der | |
Bodentruppen. | |
## Umstellung auf Linux | |
Dass es mit der Sicherheit der Drohnen auch in anderen Bereichen nicht zum | |
Besten steht, zeigt sich immer wieder. So musste die US-Armee im Oktober | |
vergangenen Jahres einräumen, dass sie [3][Steuerungcomputer mit Viren | |
verseucht waren] – wohl nur eine Zufallsinfektion der verwendeten | |
Windows-Computer und kein gezielter Angriff von Hackern im Dienste eines | |
Staates. Einige Systeme werden deshalb auf sichere Linux-Betriebssysteme | |
umgestellt. | |
Auch wenn die Drohnen nicht einfach übernommen werden können, ist die | |
Unterbrechung der Kommunikationsverbindung zum US-Befehlszentrum eine | |
weitere erfolgversprechende Angriffsmethode. | |
So konnten bei einem Wettbewerb in den USA [4][schon Kinder] die | |
Steuerungssignale ziviler Drohnen so stören, dass die nur noch zu einer | |
Notlandung fähig waren. Reißt die Verbindung ab, sind die unbemannten | |
Drohnen hilflos – zumindest bisher. Die Armeen forschen intensiv, wie sie | |
die Flugroboter immer autonomer handeln lassen können. Den Feuerbefehl muss | |
aber auf absehbare Zeit immer noch ein Mensch geben. | |
5 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] /Drohnen-Angriffe-der-USA/!71500/ | |
[2] http://www.wired.com/dangerroom/2012/10/hack-proof-drone | |
[3] /Zukunftskrieg-der-Luefte-/!96418/ | |
[4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Drohnen-Jammer-Kinder-legen-Flugkoer… | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
## TAGS | |
US-Drohnen | |
Sicherheitslücken | |
Drohnenkrieg | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Drohnen | |
Air Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debatte Tötung durch Drohnen: Perverse Waffen | |
Drohnen haben in den vergangenen Jahren tausende Menschen getötet – auch | |
viele Zivilisten. Die UNO muss die unbemannten Kampfmaschinen ächten. | |
Ferienflieger auf US-Airbase in Italien: Mit Airberlin zum Drohnen-Stützpunkt | |
Maschinen von Air Berlin heben im sizilianischen Catania von einem | |
US-Militärstützpunkt ab. Das hat abenteuerliche Konsequenzen für die | |
Fluggäste. | |
Wissenschaftler über Drohnen: Terror für die Bevölkerung in Pakistan | |
Drohnen sind zum festen Bestandteil des US-Krieges geworden. Doch die | |
Einwohner der betroffenen Gebiete zahlen einen hohen Preis, wie US-Forscher | |
feststellten. | |
Streit um Waffenbeschaffung: SPD: Drohnen frühestens 2020 | |
Die Bundeswehr soll bewaffnete Drohnen erst nach ausreichender Debatte über | |
„Einsatzschwelle“ bekommen, sagt ein SPD-Verteidigungsexperte. | |
Debatte Obamas Außenpolitik: König der Drohnen | |
Barack Obama trat 2008 als „Friedenskandidat“ an. Doch seine Außenpolitik | |
unterscheidet sich kaum von der der letzten Bush-Jahre. Eine traurige | |
Bilanz. |