# taz.de -- Kommentar Kuwait: Noch hat der Emir alles im Griff | |
> Die Demokratisierung Kuwaits geht einen Schritt vor und zwei zurück. Der | |
> Grund: Das beschränkte internationale Interesse und die übermächtigen | |
> Nachbarn. | |
Bild: Musallim al-Barrak wird vor dem Gefängnis von seinen Anhängern begrüß… | |
Der Clan der Sabah ist in Kuwait seit über 250 Jahren an der Macht und sein | |
oberster Chef, der 83-jährige Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah, passt gut in | |
das Muster autoritär-konservativer Herrscher auf der Arabischen Halbinsel. | |
Ein Herrscher freilich, der trotz aller Einschränkungen ein wenig | |
Demokratie wagt. Aber auch tunlichst darüber wacht, dass das nicht Überhand | |
nimmt. | |
So lässt er ein gewisses Maß von Meinungs- und Redefreiheit zu und | |
akzeptiert sogar Kritik der Abgeordneten des 50-köpfigen Parlaments. Die | |
Macht aber teilt Sabah nicht mit dem Parlament: Die wichtigsten Posten | |
werden von ihm besetzt, und wenn die Abgeordneten zu aufmüpfig werden, dann | |
wird das Parlament eben aufgelöst. | |
So geschehen im Frühjahr, nachdem Islamisten auf legitime Weise die | |
Mehrheit gewonnen hatten und der Emir das Parlament nach Hause schickte – | |
zum sechsten Mal in sechs Jahren. Das Verfassungsgericht bestätigte diesen | |
Schritt und setzte flugs das vorherige Parlament mit seiner | |
Sabah-freundlicheren Mehrheit wieder ein. Klassischer | |
Scheich-Parlamentarismus. | |
Die Islamisten begannen daraufhin zu demonstrieren und das Parlament zu | |
boykottieren, bis Sabah schließlich Neuwahlen für den 1. Dezember | |
ankündigte. Zuvor aber will er die Wahlbezirke neu sortieren – zur | |
Verärgerung der Islamisten: Sabah wolle damit die Chancen ihm ergebener | |
Kandidaten verbessern. Demonstrationen und Zusammenstöße häufen sich, aber | |
sie sind noch erheblich maßvoller als etwa in Bahrain. | |
Der Hauptgrund hierfür dürfte darin liegen, dass Kuwait nicht von einer | |
religiösen oder ethnischen Minderheit regiert wird, dass die Erinnerung an | |
den Einmarsch des Irak noch wach ist und der andere Nachbar – Saudi-Arabien | |
– übermächtig ist. Dies und das doch recht begrenzte internationale | |
Interesse dürften die Demokratisierung auch weiterhin „einen Schritt vor | |
und zwei zurück“ gehen lassen. | |
5 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Peter Philipp | |
## TAGS | |
Kuwait | |
Schiiten | |
Opposition | |
Bahrain | |
Kuwait | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Majestätsbeleidigung in Kuwait: Fünf Jahre Haft und Zwangsarbeit | |
Der Kuwaiter Musallim al-Barrak muss für fünf Jahre ins Gefängnis. Der | |
ehemalige Parlamentarier hatte den Emir, Scheich Sabah al-Ahmed al-Sabah, | |
kritisiert. | |
Parlamentswahl in Kuwait: Schiiten gewinnen dank Boykott | |
Bei der Parlamentswahl in Kuwait gewinnt die schiitische Minderheit. Die | |
Opposition bezeichnet das neue Parlament als illegitim. | |
Opposition in Kuwait: Demonstrieren verboten | |
Zehntausende gehen in Kuweit trotz Verbot auf die Straße und fordern die | |
Rücknahme eines neuen Wahlgesetzes. Am 1. Dezember wird ein neues Parlament | |
gewählt. | |
Demo-Verbot in Bahrain: Maulkorb für die Untertanen | |
Eine überwiegend schiitische Protestbewegung fordert seit 2011 Reformen in | |
Bahrain. Nun hat das sunnitische Herrscherhaus Demos verboten. | |
Proteste gegen Wahlrecht in Kuwait: Gummigeschosse und Lärmgranaten | |
Zehntausende Menschen protestierten in Kuwait gegen eine | |
Wahlrechtsänderung. Die Polizei nahm zahlreiche Demonstranten fest. Es gab | |
Verletzte. | |
Reformen in Kuwait: Herrscher unter Druck | |
Die konstitutionelle Monarchie in Kuwait steht auf dem Prüfstand. Die Rufe | |
nach einer gewählten Regierung werden immer lauter. |