# taz.de -- Ausbeutung in der Textilindustrie: Kircheninstitut kritisiert Adidas | |
> Geringe Löhne, Überstunden, entwürdigende Behandlung – so soll der Alltag | |
> bei Sportartikel-Zulieferern in Indonesien aussehen. Der Konzern weist | |
> das zurück. | |
Bild: Sie lächeln, aber das muss nichts bedeuten: Textilarbeiterinnen in Indon… | |
BERLIN taz | Schicke Produkte, miese Arbeitsverhältnisse: Seit 20 Jahren | |
streiten Menschenrechtler mit Markenkonzernen wie Adidas über die | |
vermeintliche Ausbeutung der Arbeiter in den weltweiten Zulieferfirmen. | |
[1][In einer neuen Studie] hat das kirchliche Südwind-Institut nun | |
untersucht, ob sich die Zustände seitdem gebessert haben. Autorin Antje | |
Schneeweiß zieht die Bilanz, dass die Beschäftigten in Entwicklungsländern | |
durchaus von Fortschritten profitieren, manche Missstände aber nach wie vor | |
vorhanden sind. | |
In Indonesien lassen Adidas und andere Markenfirmen Schuhe und Textilien | |
fertigen. Partnerorganisationen von Südwind haben dort deshalb in den | |
vergangenen Monaten mehrere Zulieferfabriken untersucht. Der Studie | |
„Arbeitsrechtsverstöße in Indonesien. Was können Investoren tun?“ liegen | |
die Aussagen von 85 Beschäftigten zugrunde, die meisten von ihnen weiblich | |
und unter 30 Jahre alt. | |
Laut Südwind zahlen die Zulieferer ihren Beschäftigten meist zwar den | |
gesetzlichen Mindestlohn. Der reiche aber oft nicht aus, um die | |
Grundbedürfnisse zu decken. Die Arbeiterinnen seien deshalb gezwungen, | |
zahlreiche Überstunden zu leisten. Die Höchstzahl der gesetzlichen | |
erlaubten 14 Überstunden pro Woche werde nicht selten überschritten, | |
erfuhren die Rechercheure. Hinzu kämen zahlreiche weitere Missstände: unter | |
anderem erniedrigende Behandlung durch Vorgesetzte, sexuelle Übergriffe und | |
mangelhafte sanitäre Einrichtungen. | |
Adidas weist die Vorwürfe „vehement zurück“. „Seit vielen Jahren betrei… | |
die Adidas-Gruppe ein ausgereiftes Programm, um die Einhaltung fairer, | |
sicherer und gesunder Arbeitsbedingungen in unserer Lieferkette zu | |
gewährleisten“, erklärte eine Sprecherin. „Wir haben ein engagiertes Team | |
von Experten in Indonesien, die eng mit unseren Lieferanten | |
zusammenarbeiten.“ | |
Der Konzern forderte Südwind auf, die Rechercheergebnisse im Detail | |
offenzulegen, um sie überprüfen zu können. Südwind-Autorin Schneeweiß | |
sagte: „Wir begrüßen das Angebot der Kooperation, es wird zu Gesprächen | |
kommen.“ | |
## Einiges ist besser geworden | |
Das kirchliche Institut erkennt an, dass die Markenunternehmen in den | |
vergangenen Jahren einiges unternommen haben, um die Arbeitsbedingungen in | |
der Produktionskette zu verbessern. Man gab sich eigene Verhaltensregeln | |
und schloss Branchenvereinbarungen ab. Formuliert sind darin beispielsweise | |
Mindeststandards für die Bezahlung, ein Verbot gesetzwidriger Überstunden | |
und von Kinderarbeit. | |
Trotzdem liege noch vieles im Argen, heißt es bei Südwind. Die Frage ist, | |
warum? Antje Schneeweiß und andere kritische Experten hegen einen Verdacht: | |
Die Markenunternehmen würden einerseits schöne Standards aufstellen, | |
andererseits ihren Zulieferern eine zu geringe Gewinnmarge einräumen, als | |
dass diese die wohlklingenden Ziele auch umsetzen könnten. | |
Um aus diesem Dilemma herauszukommen, fordert Südwind institutionelle | |
Investoren wie Pensionsfonds auf, stärker auf die Beziehungen zwischen den | |
Markenunternehmen und ihren Zulieferern zu achten. | |
13 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.suedwind-institut.de/aktuelles-hauptspalte-details/datum/2012/11… | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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