| # taz.de -- Kernforschungszentrum Jülich: Atommüll für die USA | |
| > Das Forschungszentrum Jülich verzichtet auf unsinnige | |
| > Brennstofftransporte ins Zwischenlager Ahaus. Stattdessen will es | |
| > radioaktiven Abfall in Amerika entsorgen | |
| Bild: Die gelbe Gefahr: Castorbehälter im Forschungszentrum Jülich. | |
| BOCHUM taz | Der Atommülltourismus aus dem ehemaligen Kernforschungszentrum | |
| Jülich bei Aachen ins Zwischenlager Ahaus im Münsterland und zurück ist | |
| zunächst vom Tisch. Der Aufsichtsrat des Forschungszentrums (Fz), an dem | |
| der Bund 90 Prozent und das Land Nordrhein-Westfalen der Anteile halten, | |
| beschloss am Mittwoch nach eigenen Angaben, einen entsprechenden Antrag | |
| beim Bundesamt für Strahlenschutz „ruhend zu stellen“. | |
| Geprüft werden soll stattdessen der Bau eines neuen Zwischenlagers in | |
| Jülich, das die über 290.000 Brennelemente des dortigen Forschungsreaktors | |
| aufnehmen soll. Zuerst hoffen die Vertreter von Bund und Land aber auf | |
| einen Rücktransports des Atommülls in die USA, woher das radioaktive | |
| Material ursprünglich stammt. | |
| Die kugelförmigen Brennelemente sind die strahlende Hinterlassenschaft der | |
| Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor Jülich, die dort seit 1967 an einem | |
| Hochtemperaturmeiler arbeitete – der sollte einer wirtschaftlicheren | |
| Energiegewinnung dienen. Doch sorgte der Reaktortyp immer wieder für | |
| massive Störfälle: Die Brennelement-Kugeln zerbröselten und verstopften das | |
| Kühlsystem. Der Thorium-Hochtemperaturreaktor im westfälischen Hamm, der | |
| als einziges AKW dieser Bauart jemals in Deutschland ans Netz ging, musste | |
| nach dem Austritt von Radioaktivität 1986 stillgelegt werden. | |
| Auch in Jülich gelangte zwischen 1967 und 1987 immer wieder strahlendes | |
| Material in die Umgebung. Besonders stark kontaminiert ist offenbar der | |
| Boden unter dem 2.100 Tonnen schweren Reaktorbehälter, der deshalb Ende | |
| 2013 in eine neu errichtete Halle transportiert werden soll. | |
| ## Kein Schutz bei Flugzeugabstürzen | |
| Hochproblematisch ist auch der Verbleib der Brennelemente: Die Genehmigung | |
| des dafür vorgesehenen Jülicher Zwischenlagers läuft Ende Juni 2013 aus – | |
| gegen Flugzeugabstürze ist es nur unzureichend geschützt und heute deshalb | |
| nicht genehmigungsfähig. Die Fz-Leitung wollte das hochradioaktive Material | |
| deshalb ins kaum besser gesicherte Zwischenlager Ahaus schaffen lassen, das | |
| über eine Betriebsgenehmigung bis 2036 verfügt. Sollte dann kein Endlager | |
| gefunden sein, müssten die Brennelemente eben zurück nach Jülich, hieß es | |
| inoffiziell. | |
| Jetzt soll der Atommüll per Sondergenehmigung zunächst in Jülich bleiben. | |
| „Der Verzicht auf die Transporte ist ein Riesenerfolg unserer Proteste und | |
| Demonstrationen“, sagte Siegfried Faust, Sprecher der Anti-Atom-Initiative | |
| Stop Westcastor. Schließlich hatten die gefährlichen Atommülltransporte per | |
| Lkw im Landtagswahlkampf selbst klassische CDU-WählerInnen wachgerüttelt. | |
| „Zum Transport in die USA gibt es keinerlei Informationen“, kritisiert aber | |
| Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz. Es müsse auf | |
| jeden Fall verhindert werden, dass das radioaktive Material weiterverwendet | |
| wird. Buchholz liegt damit auf einer Linie mit der Vorsitzenden der | |
| NRW-Grünen, Monika Düker: „Jede 'weitere atomare Verwendung' müsse | |
| „ausgeschlossen“ werden, sagt auch sie – stattdessen gehöre der Müll | |
| „sicher gelagert“. | |
| 14 Nov 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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