# taz.de -- Liveticker aus dem Wendland: Kein Castor, nirgends | |
> Am 27. November berichtet taz.de live aus dem Wendland. Wie sieht es in | |
> Gorleben aus, was treibt die Menschen um im ersten Jahr ohne Castor? | |
> Wohin geht der Widerstand? | |
Bild: Der Atomausstieg ist beschlossen – was mit den Brennstäben passiert, b… | |
BERLIN/DANNENBERG taz | 15 Jahre lang, von 1995 bis 2011, war das | |
Zwischenlager im wendländischen Gorleben Ziel von Atommülltransporten. In | |
diesem Jahr aber rollt kein Castor. | |
Ist jetzt, nach dem Atomausstieg, alles gut? Keineswegs, denn die | |
Endlagerfrage ist bis heute nicht gelöst, „ergebnisoffen“ soll weiter | |
gesucht werden – Gorleben bleibt, weil es politisch so gewollt ist, wohl | |
ein möglicher Standort als Atommüll-Endlager. | |
taz.de wollte wissen, wie es heute im Wendland aussieht, was die Menschen | |
umtreibt im ersten Jahr ohne den Castor. Deshalb gibt es auch in diesem | |
Jahr einen Liveticker aus dem Wendland, der ein Stück Normalität zeigen | |
will – an einem Ort, der zum Sinnbild des Ausnahmezustandes geworden ist. | |
## Widerstand vom ersten Tag an | |
Schon der erste Transport im April 1995 war von den Protesten tausender | |
AnwohnerInnen und aus der ganzen Bundesrepublik angereister | |
AtomkraftgegnerInnen begleitet. In den folgenden Jahren wurde der Landkreis | |
Lüchow-Dannenberg, wenn die Transporte unter anderem aus den | |
Kernkraftwerken Philippsburg, Neckarwestheim, Gundremmingen und vor allem | |
der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague kamen, integraler | |
Bestandteil der alternativen Protestkultur. | |
Zehntausende Polizeibeamte gehörten jedes Jahr zur schweren | |
Sicherungseskorte der Castorzüge. Die Zeltlager der Protestierenden, die | |
Treckerbarrikaden der Bauern und Fernsehteams waren Teil der Folklore vor | |
Ort und des handfesten (energie)politischen Streits dahinter. | |
Die Verladung der Atommüllbehälter auf Straßentransporter in Dannenberg und | |
der anschließende Weg durch die Landschaft auf engen Straßen, die | |
Hubschrauber dazu – all das hat sich tief in das Gedächtnis einer ganze | |
Generation engagierter AktivistInnen eingebrannt. | |
## Und heute? | |
Sie haben in Novemberkälte auf Straßen im Wald gesessen, sie haben sich in | |
Betonpyramiden angekettet, auf Bäumen an der Transportstrecke campiert, den | |
Schotter von Bahnschienen entfernt. Jedes Jahr aufs neue. | |
Und 2012? Kein Castor wird durchs Wendland rollen, keine | |
Einsatzhundertschaften durch Wälder stürmen. Es wird keine Volxküchen und | |
keine Gemeinschaftsbadebottiche geben, keine Wasserwerfer und keine warme | |
Suppe beim Bauern nebenan. Der hat trotzdem das gelbe Kreuz im Vorgarten – | |
warum, erzählt er und andere Wendländer hier: Am 27. November 2012, ab 8 | |
Uhr im Kein-Castor-Liveticker. | |
26 Nov 2012 | |
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