# taz.de -- Diktatorentochter bei Twitter: „Super, Menschen ärgern“ | |
> Gulnara Karimowa, Tochter des usbekischen Diktators, lässt die ganze Welt | |
> via Internet an ihrem Leben teilhaben. Sie ist eine Yoga-Twitterin. | |
Bild: Gulnara Karimowa dreht Filmcilps, nimmt Musik auf und veranstaltet Kultur… | |
BISCHKEK taz | Yoga soll gesund sein und den Körper biegsam halten. Wer die | |
entsprechenden Positionen wie „Hund“ und „Katze“ einigermaßen hingebog… | |
bekommt, lebt gesünder und bestimmt auch länger und glücklicher. | |
Aber wenn die usbekische Präsidententochter Gulnara Karimowa in rosa | |
T-Shirt und knapper schwarzer Hose ihre Dehnübungen fotografiert und auf | |
Twitter veröffentlicht, so ist dies nicht allein ein Bild für ihren | |
Freundeskreis, der sehen soll, wie gesund und glücklich sie ist. | |
Die unzähligen Twittereinträge und die täglich angereicherte Fotogalerie | |
der 40-jährigen Usbekin sind Ausdruck der Langeweile einer um | |
Aufmerksamkeit buhlenden und in ihrem Land allmächtigen Despotentochter. | |
Bis zu diesem Sommer ließ die Tochter des 74 Jahre alten usbekischen | |
Präsidenten Islam Karimow von den Filmfestspielen in Cannes bis zur | |
Aidsgala von Elton John in Los Angeles kein Event aus, um sich in die Arme | |
von Weltstars zu werfen. | |
## Kritiker, nein Danke | |
Es störte dabei nicht, dass der Spross der usbekischen Herrscherfamilie das | |
eigene Land ausplündert. In dem zentralasiatischen Land an der afghanischen | |
Grenze, das ein enger Verbündete der Nato ist, wird systematisch gefoltert. | |
Die unabhängige Presse und legale Opposition sind liquidiert. | |
Im Westen zogen in diesem Sommer jedoch düstere Wolken auf. In der Schweiz | |
beschlagnahmte die dortige Bundesanwaltschaft über 600 Millionen Franken | |
Schwarzgeld. Und in Schweden deckten Journalisten auf, dass die dortige | |
Mobilfunkgesellschaft über 300 Millionen Euro mutmaßliches Bestechungsgeld | |
an eine Strohfrau von Gulnara Karimowa nach Gibraltar überwiesen hätte. Die | |
bösen Geldwäscheskandale beendeten Gulnaras Partytrips in den Westen, | |
vorerst. | |
Nun muss sie sich auf Usbekistan beschränken. Sie dreht Filmcilps, nimmt | |
Musik auf, veranstaltet Kultur- und Modewochen und lädt internationale | |
Stars zur Seidenstraße. Doch ihr Land ist nicht die Welt, und daher erfolgt | |
die grenzüberschreitende Zuschaustellung von Yogaübungen bis zu bildreichen | |
Pediküretipps der usbekischen Sonnenkönige über Twitter. | |
Trotz der Eskapaden wird Gulnara Karimowa als Nachfolgerin ihres alternden | |
Vaters gehandelt. Bis dahin kann der Follower sicher noch manche Yoga-Pose | |
bewundern. „Super, wenn du gehasst wirst, dann kannst du auftauchen und die | |
Menschen ärgern“, lässt Karimowa alle wissen. | |
27 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
## TAGS | |
Twitter / X | |
Gulnara Karimowa | |
Usbekistan | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Konrad-Adenauer-Stiftung | |
Usbekistan | |
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024 | |
Twitter / X | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pressefreiheit in Usbekistan: Es ist doch alles gut | |
Eine usbekische Journalistin darf kein Flüchtling sein. Schreibt das | |
Hilfswerk der UNO. Dabei wurde sie bereits Opfer staatlicher Verfolgung. | |
Usbekische Parlamentsdelegation: Schöner Reisen | |
Eine usbekische Parlamentsdelegation ist auf Einladung der | |
Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland. Allzu kritische Fragen müssen sie | |
wohl nicht befürchten. | |
Korruptionsskandal bei Telia Sonera: Millionen für die Telefon-Prinzessin | |
Schwedens größter Mobilfunkanbieter Telia Sonera entlässt seinen | |
Vorstandschef wegen krummer Geschäfte in Zentralasien. Die Spur des Geldes | |
führt nach Usbekistan. | |
was fehlt ...: ... Chris-Brown-Tweets | |
Chris Brown neigt zu impulsiven Verhaltensweisen, das ist nicht neu. Neu | |
ist, das er dabei auch noch zur Redundanz neigt... | |
Video der Woche: Der Slut Drop | |
Die britischen Olympia- und Paralympicssportler tanzen für den guten Zweck. | |
Und Synchronspringer Tom Daley macht, was er am Besten kann: sich | |
ausziehen. | |
McAlpine-Skandal in Großbritannien: 10.000 Twitterer sollen zahlen | |
Die falsche Behauptung der BBC, ein Politiker habe Kinder missbraucht | |
,verbreitete sich in Windeseile auf Twitter. Nun drohen Klagen. |