# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Ghana: Ein besseres Afrika ist möglich | |
> In Westafrikas Musterdemokratie wird ein neuer Präsident gewählt. Jetzt | |
> soll die politische und wirtschaftliche Stabilität das Leben der Menschen | |
> verbessern. | |
Bild: Ein Anhänger von Nana Akufo-Addo in Accra. | |
ACCRA taz | Der Ton wird rauer in Ghana vor den Präsidentschaftswahlen am | |
Freitag. Abwählen sollen die Ghanaer eine Regierung, die kein Versprechen | |
eingehalten hat und durch und durch korrupt ist. Dazu fordert jedenfalls | |
die Oppositionspartei Neue Patriotische Partei (NPP) in ihrem aktuellen | |
Werbespot auf. Spitzenkandidat Nana Akufo-Addo lächelt darin in eine Kamera | |
und will um die letzten noch unschlüssigen Wähler werben. | |
Dennoch darf in Ghana eines nicht passieren: Die Wahlen dürfen nicht unfair | |
und aggressiv werden. Denn das Land mit seinen knapp 25 Millionen | |
Einwohnern gilt als Westafrikas Musterdemokratie, als politisch stabiles | |
Land mit einem soliden und hohen Wirtschaftswachstum, und somit als eines, | |
das interessant für ausländische Investoren ist. In den vergangenen Monaten | |
betonten sowohl politische Parteien als auch nichtstaatliche Organisationen | |
deshalb regelmäßig: Wichtigstes Ziel der Wahlen sei ein friedlicher | |
Verlauf. | |
Dass das möglich ist, hat Ghana bereits vor vier Jahren demonstriert. 2008 | |
gewann John Atta Mills mit einer hauchdünnen Mehrheit die Stichwahl und | |
sorgte für einen Regierungswechsel. Ausschreitungen blieben aus, obwohl es | |
zunächst Zweifel bei den Wahlverlierern gegeben hatte. Das Ergebnis wurde | |
akzeptiert. | |
Umfragen zufolge könnte es auch bei diesen Wahlen zu einem knappen Ergebnis | |
zwischen Oppositionsführer Akufo-Addo und Amtsinhaber John Dramani Mahama | |
vom Nationalen Demokratischen Kongress (NDC) kommen. Mahama folgte erst im | |
Juli auf John Atta Mills, nachdem dieser überraschend verstorben war. Er | |
stellt sich jetzt erstmals dem Volk und könnte im ersten Wahlgang die | |
absolute Mehrheit erhalten, sagt das nationale Statistikamt aufgrund von | |
Wählerbefragungen. | |
## Die Finanzierung ist unklar | |
Solche Prognosen hört Kofi Twum Boafo vom NPP-Kommunikationsteam gar nicht | |
gern. Seine Partei, so findet er, habe enorm viel geleistet. Unter | |
Präsident John Kufour, der bis zur Wahlniederlage von 2008 an der Macht | |
war, sei beispielsweise der staatliche Nahverkehr eingeführt worden. „Und | |
sogar in Gegenden, in denen private Busunternehmen nicht gefahren sind“, | |
sagt Kofi Twum Boafo und blickt dabei auf seinen Zettel, auf dem ein paar | |
Stichwörter stehen: Seine Partei will die Korruption bekämpfen und setzt | |
sich für kostenfreie Bildung ein. Wie die NPP das finanzieren will, sagt | |
der Parteisprecher nicht. Er wirkt ein wenig ratlos und nicht wie jemand, | |
der die Massen für Nana Akufo-Addo begeistern kann. | |
Dabei hätte der 68-jährige Jurist noch vor ein paar Monaten alle Chancen | |
gehabt, zumindest mit seiner Bekanntheit ordentlich zu punkten. Er war es, | |
der vor vier Jahren John Atta Mills denkbar knapp unterlag. John Dramani | |
Mahama musste in den vergangenen Monaten indes erst einmal dafür sorgen, | |
dass er überhaupt als Anwärter auf das höchste Staatsamt wahrgenommen wird. | |
Wenige Stunden bereits nach dem Tod von Mills am 24. Juli wurde er als | |
damaliger Vizepräsident als neues Staatsoberhaupt vereidigt – so sah es die | |
ghanaische Verfassung vor. Ein paar Wochen später machte ihn der NDC auch | |
zum offiziellen Spitzenkandidaten, gegen parteiinternen Widerstand. | |
## „Wir kümmern uns“ | |
Im Hauptquartier des NDC, ganz in der Nähe der chronisch verstopften | |
Ringroad der Hauptstadt Accra, laufen die Wahlvorbereitungen auf | |
Hochtouren. Vor der Tür verkaufen Frauen Schals, Mützen und Tücher mit dem | |
Partei-Logo. Drinnen warten Besucher und wollen NDC-Verantwortliche | |
sprechen. Im kleinen Wartesaal sind alle Sofas besetzt. Solomon Nksansah, | |
stellvertretender Sekretär für nationale Propaganda, hat sich in sein | |
Zimmer zurückgezogen. Hier ist es ruhig, nur ab und zu klopft jemand an die | |
Tür und will ihn kurz sprechen. Ansonsten ist er ganz Wahlkämpfer. „Wir | |
müssen uns um die Ghanaer kümmern und ihre Lebensbedingungen verbessern“, | |
sagt er. „Egal, wo die vorherige Regierung versagt hat: Wir werden diese | |
Fehler ausbessern. Die Ghanaer haben auch den Unterschied zwischen ihnen | |
und uns gesehen. Die konzentrieren sich doch nur auf sich selbst. Wir | |
kümmern uns.“ | |
Das gelte auch für die häufig vorgeworfene Korruption. Erst im Februar 2012 | |
mussten sich mehrere hochrangige NDC-Mitglieder wegen Korruption vor | |
Gericht verantworten. „Deshalb zeichnet uns die Opposition jetzt schwärzer, | |
als wir sind“, tut Nksansah die Vorwürfe ab. | |
Ob das die Wähler auch so sehen? Für Emmanuel Akwetey, Leiter des Instituts | |
für demokratische Regierungsführung in Ghana, wird die Wahl am Freitag vor | |
allem eine Geschmacksfrage sein. „Wir haben zwei sehr starke Kandidaten“, | |
sagt er. Doch bei politischen Inhalten würde es kaum Unterschiede geben. | |
7 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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