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# taz.de -- Kommentar Angriffe auf Parteibüros: Eine Landkarte des Terrors
> Von den Angriffen auf Parteibüros ist vor allem eine Partei betroffen:
> Die Linke. Statt Schutz zu bekommen, wird sie vom Verfassungsschutz
> überwacht.
Bild: Häufigstes Opfer: die Linkspartei (lila).
Die Parteien haben nicht den besten Ruf. Ähnlich wie die katholische Kirche
plagen diejenigen Organisationen, die laut Grundgesetz die noble Aufgabe
haben, „bei der politischen Willensbildung des Volkes“ mitzuwirken, ernste
Nachwuchsprobleme.
Die Stimmen, die in den Parteien nur noch eine sich vollziehende
Negativauslese von skrupellosen Karrieristen à la zu Guttenberg erkennen
wollen, sind nicht zu überhören. Und sie sind ernst zu nehmen.
Und doch leisten die Parteien, ihre Jugendorganisationen und Stiftungen
einen unverzichtbaren Beitrag zur Demokratie. Sie sind nicht verächtlich.
Wenn ihre Einrichtungen vor Ort zum Ziel von feigen Anschlägen werden, wenn
eingeworfene Schaufensterscheiben von Abgeordnetenbüros in vielen Städten
Deutschlands inzwischen zum Alltag gehören, dann ist das ein nicht
hinnehmbarer Zustand.
Die Landkarte des Terrors, die heute in der taz erscheint, dokumentiert
durchschnittlich einen Anschlag jeden zweiten Tag – von Schmierereien bis
zu Schüssen auf Parteibüros.
Von dieser einschüchternden Gewalt ist überwiegend eine demokratische
Partei betroffen, die von den Verfassungsschützern immer noch überwacht
wird: die Linkspartei. Wohlgemerkt: Die Linkspartei wird nicht vor den
Angriffen der Nazis geschützt, sie wird überwacht.
Das könnte man einen schlechten Witz nennen, wenn Demokratie eine
Geschmacksfrage wäre. Ist sie aber nicht. Sie ist ernst, sie muss sich
verteidigen und tun müssen das konkrete Menschen – ob in den Institutionen
oder im Alltag.
Zur Demokratie gehört Öffentlichkeit. Auch die Täter wollen sie, und sie
sollen sie bekommen – nur anders, als sie es sich erwartet haben. Noch
verschweigen viele politische Repräsentanten vor Ort das Geschehen.
Erst wenn die Versicherungen nicht mehr bereit sind zu zahlen, wenn es
konkret darum geht, den Demokratieladen dichtzumachen, suchen sie die
Öffentlichkeit. Das muss grundsätzlich anders, muss Chefsache werden – ob
bei den Falken in Berlin- Britz oder bei den Linken in Hoyerswerda.
Dass auch sich radikal gerierende Linke Büros und Privatwohnungen von
Politikern, die ihnen nicht in den Kram passen, angreifen, dokumentiert die
taz-Recherche genauso wie die Tatsache, dass die NPD zum Opfer werden kann.
Deren Parteibüros wird es allerdings hoffentlich bald nicht mehr geben –
wenn der Verfassungsschutz und sein Spitzelsystem nicht wieder die
Demokratie gefährden.
13 Dec 2012
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
Verfassungsschutz
Die Linke
Rechtsextremismus
FDP
Anschlag
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