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# taz.de -- Reparatur von Apple-Geräten: Verklebt und vernagelt
> Apple baut seine Geräte leichter und schmaler – zum Teil mit rabiaten
> Vernagelungsmethoden. Das behindert Recycling und Materialsparsamkeit.
Bild: „Und hier haben wir die Revisionsöffnng vergessen, haha.“ – Apple-…
Apples neuer [1][iMac] wird als Meisterwerk der Gadget-Ingenieurskunst
beworben: An den Rändern nur fünf Millimeter dick, entsteht das Alugehäuse
des All-in-one-Rechners in einem speziellen Schweißverfahren („Friction
stir welding“), das sonst nur im Flugzeugbau zum Einsatz kommt.
„Unser bester iMac aller Zeiten“, kündigte Apples Marketingchef Phil
Schiller bei der Vorstellung im Oktober begeistert an – eine Begeisterung,
die auch auf Technikjournalisten übergriff. Sie lobten das Gerät, das
inzwischen im Handel ist, über den grünen Klee.
Der Blick ins Innere des Gehäuses trübt jedoch die Apple-typische
Hype-Stimmung in den IT-Medien. Wie der Reparaturdienstleister „iFixIt“ vor
einigen Tagen [2][berichtete], handelt es sich beim neuen iMac um den wohl
am schlechtesten zu wartenden Desktop-Computer von Apple seit langem.
Nur ganze drei von zehn Punkten im Reparierbarkeitsindex erhielt die
Maschine. Allein der Zerlegungsprozess („Teardown“) benötigte schon ganze
26 Schritte. Das beginnt bei der Tatsache, dass sich das Gehäuse kaum
öffnen lässt. Zunächst muss man dazu den Bildschirm entfernen. War dessen
Glasabdeckung bei früheren iMac-Modellen „nur“ mit Magneten gesichert, hat
Apple die Platte nun verklebt. Mit einem Haarfön und Plektren musste sich
iFixIt ans Werk machen.
Dabei wurde ersichtlich, dass Glasplatte und eigentlicher LCD-Bildschirm
nun ebenfalls zu einer Einheit zusammengefasst sind. Apple sagt, dass dies
dabei helfe, unerwünschte Reflexionen zu vermeiden. In der Praxis bedeutet
dies aber, dass ein kaputtes LCD oder eine kaputte Scheibe stets zum
Austausch von beiden Bauteilen führen. Das ist schlecht für die Umwelt und
teuer für den Kunden.
## Steckplatz „vergessen“
Das weitere Innenleben des iMac ist kaum besser zugänglich. An den Speicher
des 21,5-Zoll-Modells kommt man nur nach dem Ausbau nahezu alle
Komponenten. Nur die größere, ab Dezember erhältliche 27-Zoll-Variante
verfügt über eine Klappe, mit der eine unkomplizierte Aufrüstung möglich
ist. Ähnliches gilt für die Festplatte, an die man nur nach Entnahme des
Bildschirms kommt.
Wer einen iMac erst nachträglich mit einem schnellen Flash-Festspeicher
nachrüsten will, kann laut iFixIt ebenfalls nicht auf Apple zählen: Zwar
gibt es hinreichend Raum auf der Hauptplatine, doch das Unternehmen hat den
notwendigen Steckplatz „vergessen“ anzulegen. Außerdem ist das notwendige
Modul proprietär, man kann also nur Nachbauten kaufen, die dazu passen.
Von Apples Gerätevernagelungsmethoden profitieren vor allem
Profireparateure. Die rücken der Hardware mit Wärmepistole, speziellen
Plastikspachteln und Saugnäpfen zu Leibe. Apple selbst rät, bestimmte Teile
erst gar nicht zu tauschen, sondern lieber die gesamte Baugruppe. Das gilt
etwa für das erwähnte Display. Auch die Hauptplatine wird nicht selten
einfach ganz getauscht, wenn Probleme auftreten.
## Ist der Akku kaputt, wird die gesamte Baugruppe ausgetauscht
Der iMac, in dem eigentlich genügend Platz für etwas mehr
Reparaturfreundlichkeit zur Verfügung stehen würde, ist derweil nicht das
einzige Apple-Modell mit schlechter Wartbarkeit. Bei den Laptops der
jüngsten Generation, den sogenannten Retina-Modellen, ist die Lage ähnlich.
Sie verfügen ebenfalls über festverklebte Bildschirme, darüber hinaus
werden die Batteriezellen mit dem Rechnerboden verklebt, vorgeblich um den
Platz besser auszunutzen.
Beim Recycling verursacht dies diverse Probleme. So kann sich ein
Wiederverwerter bei der Trennung von Akku und Gehäuse verletzen und es
sogar zu Bränden kommen. Die Verklebung sorgt außerdem dafür, dass der
Verwertungsprozess selbst länger dauert als bei anderen Rechnern.
Einfach austauschbare Akkus bietet Apple schon seit Jahren nicht mehr an
und pocht darauf, dass die heute verbauten Zellen doch viel länger halten
würden als früher. Ist der Akku kaputt, wird so auch hier die gesamte
Baugruppe ausgetauscht – laut Apple-Reparaturdokumentation inklusive des
Alubodens der Geräte. Anders ginge es auch nicht, schließlich sind die
Zellen darin verklebt.
14 Dec 2012
## LINKS
[1] http://www.apple.com/de/imac/
[2] http://www.ifixit.com/Teardown/iMac+Intel+21.5-Inch+EMC+2544+Teardown/11936…
## AUTOREN
Ben Schwan
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