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# taz.de -- Islamisches Theologie-Institut in Hessen: Die muslimischen Pioniere
> Die Ahmadiyya-Gemeinde ist eine kleine Reformbewegung im Islam. Jetzt
> eröffnet sie in Hessen ein eigenes „Institut für islamische Theologie und
> Sprachen“.
Bild: Das Oberhaupt der Ahmadiyya, Mirza Masroor Ahmad, hier bei einem Besuch A…
BERLIN taz | Sie sehen sich als Pioniere. Schon 1924 gründeten sie unweit
des Berliner Kurfürstendamms die erste Moschee in Deutschland, die sie bis
heute betreiben.
Heute unterhalten sie bundesweit 35 repräsentative Moscheen mit Minarett
und Kuppel, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Erst vor ein paar Tagen
eröffneten sie in den baden-württembergischen Städten Pforzheim und
Bruchsal zwei neue Moscheen. Dabei stellen die Ahmadiyya mit ihren etwa
30.000 Anhängern, die bundesweit in 230 Gemeinden organisiert sind, unter
den rund vier Millionen Muslimen in Deutschland nur eine verschwindend
kleine Minderheit.
An diesem Montag eröffnet die deutsche Ahmadiyya-Gemeinde im hessischen
Riedstadt, bei Darmstadt und Mainz gelegen, nun ein „Institut für
islamische Theologie und Sprachen“ mit angeschlossenem Internat.
Es wird das erste Institut dieser Art sein, das von einem muslimischen
Verband betrieben und komplett selbst getragen wird. Zwischen 80 und 120
Studenten lernen dort in einer siebenjährigen Ausbildung, den Koran und die
Überlieferungen auszulegen, und neben Deutsch und Englisch auch Arabisch
und Urdu.
## Messias als Stifter
Die Ahmadiyya-Gemeinde ist eine Reformbewegung, die vor über hundert Jahren
auf dem indischen Subkontinent entstanden ist. Ihr Gründer, Mirza Ghilam
Ahmad (1835–1908), erklärte sich damals zum von vielen Muslimen lang
erwarteten Messias, dem Mahdi – für traditionelle Muslime ein Sakrileg. In
Pakistan und anderen muslimischen Ländern werden seine Anhänger deshalb bis
heute offen angefeindet, die langjährige Unterdrückung und systematische
Verfolgung hat viele Ahmadiyya ins Ausland getrieben.
Dabei sehen sich die Ahmadiyya selbst als Vorzeigemuslime:
„Wertkonservativ, aber liberal“, sagt Abdullah Uwe Wagishauser, der
gewählte Vorsitzende und „Emir“ der deutschen Ahmadiyya. „40 bis 50 Proz…
unserer Mitglieder haben Abitur“, ergänzt der Verbandssprecher Muhammad
Asif Sadiq. Gewalt lehne man kategorisch ab – „und unsere Freitagspredigten
sind auf Deutsch“.
## Besuch vom Kalifen
Anders als an den neuen Instituten für islamische Theologie, die derzeit an
mehreren deutschen Universitäten entstanden sind, werden die Studenten am
Ahmadiyya-Institut in Riedstadt auch intensiv mit den Schriften des
Gründers der Bewegung vertraut gemacht. Die Absolventen sollen später als
Geistliche oder Sozialarbeiter in den Gemeinden oder im Ausland arbeiten.
Der Ahmadiyya-Gemeinde geht es darum, eine eigene theologische Elite
auszubilden, die mit den hiesigen Verhältnissen vertraut ist. Zur Eröffnung
wird der Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad, das Oberhaupt und Urenkel des
Gründers dieser Glaubensgemeinschaft, deshalb auch eigens aus der
Ahmadiyya-Zentrale in London anreisen.
In Hessen sollen ungefähr 15.000 Ahmadiyya-Muslime leben. Dort ist die
Gemeinde jetzt neben dem türkisch-staatsnahen Islamverband Ditib in der
engeren Auswahl, um ab 2013 an den staatlichen Schulen des Landes
islamischen Religionsunterricht zu geben. „Wir werden nur unterrichten, was
unter allen Muslimen weltweit Konsens ist“, betont Muhammad Asif Sadiq.
„Die Kernelemente unseres Glaubens sind dieselben.“
Andere Muslime betrachten das mit Skepsis. Die Ditib mag keine Ahmadiyya
als Islamlehrer haben. Auch zur Islamkonferenz des Innenministers wurden
sie bisher nicht eingeladen.
17 Dec 2012
## AUTOREN
Daniel Bax
Daniel Bax
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Ahmadiyya
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Pakistan
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CDU
Islam
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