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# taz.de -- Plakataktion für einen toleranten Islam: Die Kuschelmuslime
> Die Ahmadiyya-Gemeinschaft in Hamburg wirbt für einen toleranten Islam.
> Andere muslimische Gemeinden zeigen sich reserviert: die Gruppierung gilt
> bei ihnen als Sekte
Bild: Integrationswillig: Ahmadiyya mit Deutschlandfahne bei einem Jahrestreffe…
HAMBURG taz | Das Plakat ist pink, und auf ihm steht in weißer Schrift ein
Zitat des Propheten Mohammed: "Der Beste unter euch ist derjenige, der
seine Frau am besten behandelt". Es ist eines von zehn Motiven, die ab
Dienstag auf allen Hamburger U-Bahnstationen und einigen S-Bahnstationen zu
sehen sein sollen.
Hinter der Plakataktion steckt die Hamburger Ahmadiyya Muslim-Gemeinschaft.
"Der Islam wird seit Jahren immer nur angegriffen", sagt deren
Pressesprecher Fazal Ahmad. Doch das Islam-Bild, das in der deutschen
Gesellschaft vorherrsche, sei falsch. "Das, was man dem Islam vorwirft, ist
vom Islam nicht gewollt", sagt Ahmad. Mit der Kampagne wolle man "die
Diskussion auf eine andere Ebene bringen".
Die Mohammed- und Koran-Zitate, die die Hamburger Gemeinde ausgewählt hat,
rufen etwa dazu auf, sich den Gesetzen des Wohnortes anzupassen und
niemandem seinen Glauben aufzuzwängen: "Es soll kein Zwang sein im
Glauben".
"Die Ahmadiyya sind sehr religiöse Menschen. Sie sind politisch gemäßigt
und lehnen jegliche Gewalt im Namen des Dschihad ab", sagt Professor Bülent
Ucar von der Universität Osnabrück. Finanziert wurde die Plakataktion von
den 300 Mitgliedern der Gemeinde. Im Spätsommer letzten Jahres kam die Idee
auf, seitdem haben ungefähr 20 Mitglieder die Aktion ehrenamtlich
organisiert.
Andere Gemeinden haben sich an der Aktion allerdings nicht beteiligt, was
auch daran liegen könnte, dass die Ahmadiyya-Bewegung von vielen Muslimen
als Sekte betrachtet wird. "Ihre theologischen Grundeinstellungen sind für
orthodoxe Muslime nicht akzeptabel", sagt Mustafa Yoladas vom Rat der
islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura). Die Ahmadiyya seien eine
"Splitterbewegung".
Seit ihrer Gründung gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Indien wird die
Bewegung von anderen Muslimen bekämpft - vor allem, weil sie an weitere
Propheten neben Mohammed glaubt. Im Jahr 1974 wurden die Ahmadiyya von der
"Islamischen Weltliga" zur Sekte erklärt, im Mai des Jahre 2010 richteten
muslimische Extremisten ein Blutbad in einer pakistanischen
Ahmadiyya-Moschee an.
"Wir akzeptieren die Ahmadiyya als Religionsgemeinschaft ihrer eigenen Art,
aber nicht als Teil der islamischen Religionsgemeinschaft", sagt Ahmet
Yazici vom Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland, in dem
sich die Milli-Görüs-nahen Moscheen organisiert haben.
Ahmadiyya-Pressesprecher Fazal Ahmad sagt, dass man mit muslimischen
Gemeinden in Hamburg in Kontakt stehe. Das Verhältnis sei nicht immer
freundlich, "feindlich wäre aber auch zu viel gesagt".
Dennoch ist Ahmad überzeugt, dass er mit der Plakataktion die Meinung aller
Muslime in Deutschland widerspiegelt: "Es sind Zitate aus dem Heiligen
Koran. Da kann kein Muslim sagen, dass es nicht zutreffend sei", sagt er.
Die ausgewählten Slogans seien "sehr schöne Sprüche", sagt der Hamburger
Schura-Vorsitzende Yoldas, und wenn "die Aktion dazu dient, ein positiveres
Image des Islam zu bekommen", habe er nichts dagegen.
Ahmet Yazici ist da allerdings skeptisch: "Wir leben in einem schnellen
Zeitalter", sagt er. "Ich glaube, dass Vorurteile gegenüber
Religionsgemeinschaften nicht mit solchen Slogans abgearbeitet werden
können."
30 Jan 2011
## AUTOREN
Nora Lassahn
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