# taz.de -- Geschlossene Unterbringung: Hilferufe aus der Haasenburg | |
> Von 15 Hamburger Jugendlichen in Brandenburger Heimen stehen mindestens | |
> elf auf der Isolations-Stufe "rot". Laut Senat gab es neun Beschwerden. | |
Bild: Verschließbare Tür im ehemaligen Heim Feuerbergstraße. | |
Die Unterbringung von Hamburger Jugendlichen in geschlossenen Heimen des | |
Unternehmens „Haasenburg“ in Brandenburg beschäftigt inzwischen die | |
Bürgerschaft. Die Linksfraktion wird einen Antrag auf Wiedereinsetzung der | |
unabhängigen Aufsichtskommission für geschlossene Heime stellen. Anlass ist | |
die Senatsantwort auf eine Anfrage, in der es heißt, deren Arbeit sei mit | |
Schließung der „Feuerbergstraße“ im November 2008 „beendet“ worden. D… | |
das Gremium ist laut Landesgesetz auch für Kinder zuständig, die außerhalb | |
der Stadt geschlossen untergebracht sind. | |
Derzeit leben 15 Jugendliche in den drei Heimen der Firma, der jüngste ist | |
zwölf, der älteste 17 Jahre alt. Sie leben seit drei bis zehn Monaten dort. | |
Vier Jugendliche wurden von Jugendämtern dort untergebracht, die übrigen | |
elf vom „Familieninterventionsteam“. Jene elf, berichtet die Sozialbehörde, | |
befinden sich in der internen Skala des Heims in der Phase „rot“. Das | |
bedeutet eine rigide Alltagsstruktur mit engmaschiger Kontrolle. Die | |
Jugendlichen verbringen nach Berichten ihrer Anwälte den ganzen Tag | |
isoliert auf ihren Zimmern, lernen auch dort ohne Lehrer und müssen sich | |
jede Lockerung durch Gehorsam verdienen. Normale Gespräche seien nicht | |
erlaubt, nur ein formalisierter Austausch von Informationen. | |
Da ist es fast ein Wunder, dass Beschwerden nach außen dringen. Davon habe | |
es neun gegeben, berichtet der Senat. Drei davon seien noch nicht | |
abgeschlossene Verfahren, die übrigen sechs habe man „für die | |
Minderjährigen befriedigend geklärt“. | |
Zwei Vorfälle beziehen sich auf das Post- und Fernmeldegeheimnis. Ein Brief | |
eines Jugendlichen ans Gericht sollte „nach Wunsch der Einrichtung zuvor | |
mit den Betreuerinnen überarbeitet werden“. In einem anderen Fall durfte | |
ein Jugendlicher nicht am selben Tag ein Fax an seinen Verfahrensbeistand | |
schicken. Das kann aber wichtig sein, wenn es um die Einhaltung von Fristen | |
geht. Die übrigen Beschwerden drücken aus, dass die Jugendlichen dort | |
unglücklich sind und wegwollen. „Beschwerde über Heimweh“, heißt es etwa, | |
oder „Minderjähriger wollte nicht in der Einrichtung sein“. | |
Die Linksfraktion lehnt die geschlossenen Heime ganz ab, sagt nun aber, | |
solange es diese gebe, müsse die Aufsichtskommission tätig werden, um das | |
Konzept der Einrichtung auf seine Eignung zu prüfen und die Rechte der | |
Kinder zu wahren. SPD-Sozialsenator Detlef Scheele müsse dafür mit der | |
Heimfirma eine Vereinbarung abschließen, die einen Zugang der | |
Aufsichtskommission ermöglicht, fordert der Abgeordnete Mehmet Yildz. | |
Doch Scheele stellt sich bislang auf den Standpunkt, dass die Haasenburg in | |
Absprache mit dem Landesjugendamt Brandenburg eine eigene externe | |
Kontrollkommission habe. Die wurde bis vor Kurzem von einem Anwalt des | |
Heimbetreibers geleitet. Für Fragen der taz nach deren Zusammensetzung und | |
Legitimation sieht sich die Sozialbehörde nicht zuständig. | |
Immerhin räumte Scheeles Behörde ein, dass die alte Hamburger | |
Aufsichtskommission nie entpflichtet wurde. Nach taz-Informationen hatte | |
der schwarz-grüne Senat die Entscheidung auf Eis gelegt, weil man sich | |
nicht einigen konnte. Auch die Grünen wollen die Kommission nun | |
reaktivieren. | |
18 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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