# taz.de -- Proteste in Indien nach Vergewaltigung: Journalist getötet | |
> Bei den seit Tagen andauernden Protesten in Indien ist ein Journalist ums | |
> Leben gekommen. Er hatte von einer Demonstration berichtet. | |
Bild: Protestierende begegnen Wasserwerfern in Neu Delhi. | |
NEU DELHI afp | Nach der Vergewaltigung einer Studentin durch eine Gruppe | |
von Männern in Neu Delhi wird Indien weiter von massiven Protesten | |
erschüttert. Die Behörden ordneten am Sonntag ein Demonstrationsverbot für | |
das Zentrum der Hauptstadt Neu Delhi an. Im Nordosten des Landes wurde ein | |
TV-Journalist bei einer Protestkundgebung erschossen, die sich gegen einen | |
weiteren sexuellen Übergriff richtete. | |
Der Fall der 23-jährigen Studentin, die in einem Bus Opfer einer | |
Gruppenvergewaltigung wurde, versetzt Indien seit Tagen in Aufruhr. | |
Tausende Studenten versammelten sich am Samstag am India Gate im Zentrum | |
Neu Delhis, um für einen besseren Schutz von Frauen und härtere Strafen für | |
Vergewaltiger einzutreten. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern | |
gegen die wütenden Demonstranten vor. Laut der Nachrichtenagentur PTI gab | |
es 20 Verletzte. | |
Eine Gruppe von Demonstranten verbrachte die Nacht zum Sonntag vor dem Haus | |
der Vorsitzenden der regierenden Kongress-Partei, Sonia Gandhi. „Ich bin | |
auf Eurer Seite, und es wird Gerechtigkeit geben“, versprach Gandhi laut | |
PTI. | |
## Abgeriegeltes Zentrum | |
Aus Angst vor weiteren gewaltsamen Protesten riegelte die Polizei das | |
Zentrum der Hauptstadt am Sonntag ab. Die Gegenden um Regierungsgebäude | |
wurden gesperrt, nahegelegene U-Bahnstationen geschlossen. Dennoch gelang | |
es hunderten Demonstranten, sich am India Gate zu versammeln. Die Polizei | |
setzte erneut Tränengas und Wasserwerfer ein. | |
Die Studentin war vergangenen Sonntag von sechs Männern in einem Bus in Neu | |
Delhi vor den Augen ihres Freundes vergewaltigt und mit einer Eisenstange | |
schwer verletzt worden. Laut Polizei waren die Täter betrunken und hatten | |
den nicht im Betrieb befindlichen Bus mit getönten Scheiben ergriffen, um | |
damit umherzufahren. Sie ließen das ahnungslose Paar einsteigen, das | |
dachte, es handle sich um einen regulären Bus. Nach der Tat warfen die | |
Täter das Paar aus dem fahrenden Bus. Die Täter befinden sich in Haft. | |
Die junge Frau liegt noch im Krankenhaus. Am Samstag war sie erstmals in | |
der Lage, Ermittlern den Tathergang zu beschreiben. „Alle sechs Männer | |
haben mich der Reihe nach vergewaltigt“, sagte sie laut der Zeitung | |
Hindustan Times vom Sonntag. „Sie warfen uns an den Straßenrand, wo ich | |
ohnmächtig wurde.“ Die Angaben stimmten mit denen ihres 28-jährigen | |
Begleiters überein, der ebenfalls angegriffen worden war. | |
## Von Polizisten getötet | |
Bei einem weiteren Protest gegen den sexuellen Übergriff auf eine | |
Schauspielerin wurde in Imphal im Bundesstaat Manipur am Sonntag ein | |
TV-Journalist erschossen. Laut Polizei starb der 36-Jährige, nachdem die | |
Polizei das Feuer eröffnete. Der Fall der Schauspielerin hatte in Manipur | |
zu zahlreichen Protesten geführt, die von dem Fall der Studentin in Neu | |
Delhi weiter angefacht wurden. | |
Die Momoko genannte Schauspielerin war vergangene Woche von einem | |
bewaffneten Aktivisten einer verbotenen Rebellengruppe während einer | |
Vorstellung von der Bühne gezogen worden. Anschließend versuchte der Täter, | |
sie zu vergewaltigen. Dem Opfer gelang jedoch die Flucht. | |
Die Rufe nach der Todesstrafe für Vergewaltiger wurden zuletzt lauter. Die | |
Führerin der oppositionellen BJP, Sushma Swaraj, forderte die Heraufsetzung | |
des höchstmöglichen Strafmaßes für eine Vergewaltigung von lebenslänglich | |
auf Todesstrafe. Innenminister Sushil Kumar Shinde sagte, die | |
Kongress-Partei werde prüfen, ob die Strafen verschärft werden müssten. | |
Seit 2004 wurden in Indien zwei Todesstrafen vollstreckt. | |
23 Dec 2012 | |
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