# taz.de -- Marihuana macht doch nicht dumm: Das kommt gar nicht in die Tüte | |
> Eine amerikanische Langzeitstudie schien im vergangenen Sommer bewiesen | |
> zu haben: Kiffen macht dumm. Doch jetzt regt sich Widerstand – in | |
> Norwegen. | |
Bild: Für die Dunedin-Gesundheitsstudie wurden bei den Probanten über 38 Jahr… | |
BERLIN taz | Verfechter des freien Cannabis-Konsums haben ein schwieriges | |
Jahr hinter sich. Im Sommer 2012 veröffentlichte das amerikanische | |
Forscherteam um Madeline Meier eine [1][Studie] mit eindeutigen | |
Ergebnissen: Kiffen im Jugendalter macht Menschen dümmer. Um | |
durchschnittlich zehn Punkte sinke der IQ regelmäßiger Konsumenten bis zum | |
Erwachsenenalter als Folge eines neurotoxischen Effektes. | |
Die Forscher konnten ihre Thesen mit starkem Datenmaterial stützen. Für die | |
[2][Dunedin-Gesundheitsstudie] wurden 1.037 Personen – von ihrer Geburt an | |
– 38 Jahre begleitet. Regelmäßig wurden dabei sowohl der IQ als auch der | |
aktuelle Drogenkonsum erfasst. Der daraus abgeleitete Zusammenhang zwischen | |
Cannabis-Konsum erntete vor allem Anerkennung in der Wissenschaft. Die Lage | |
schien eindeutig. | |
Nun regt sich lauter Widerstand aus Norwegen. In einem Artikel erklärt | |
[3][//:Ole Røgeberg] die Ergebnisse für [4][unvollständig]. Schuld an dem | |
Intelligenzschwund sei in Wirklichkeit nicht die Droge an sich, sondern der | |
sozioökonomische Status einer Person. Menschen aus ärmeren Familien mit | |
geringem Einkommen und hoher Arbeitslosigkeit würden demnach nicht nur eher | |
zum Marihuana greifen, sondern auch zu einem intellektuell weniger | |
stimulierenden Umfeld tendieren. | |
Auch führe der Konsum oft dazu, dass Jugendliche frühzeitig die Schule | |
verlassen und keine Arbeit finden. In jedem Fall sei nicht die toxische | |
Wirkung des Cannabis' verantwortlich für die Verdummung des Konsumenten, | |
sondern allenfalls die sozialen Folgen. Anders als der von Meier vermutete | |
Effekt seien diese allerdings nicht dauerhaft. Die verlorene Intelligenz | |
würde mit einer Änderung des Lebensstils wieder auftauchen. | |
## Nachvollziehbarer Einwand | |
Eva Hoch von der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung hat sich | |
ausführlich mit der Studie von Madeline Meier beschäftigt und kann den | |
Einwurf aus Norwegen durchaus nachvollziehen. Den Disput, ob die kognitive | |
Leistungsfähigkeit durch Cannabis nur direkt nach dem Konsum oder ein Leben | |
lang eingeschränkt werde, sei lange zu keinem eindeutigen Ergebnis | |
gekommen. | |
Auch die Studie von Madeline Meier müsse jetzt auf die Kritik von Røgeberg | |
eingehen. „Drogenkonsum ist ein sehr komplexes Feld. Da spielen ganz viele | |
Variablen mit rein“, erklärt Hoch gegenüber taz.de. Die Autoren der | |
Originalstudie haben sich inzwischen in einer [5][Pressemeldung] zu Wort | |
gemeldet. | |
Sie hätten die Daten nochmal nur für Personen der Mittelschicht analysiert. | |
Auch dort mache der Cannabis-Konsum dümmer. Außerdem seien ihre Ergebnisse | |
im Einklang mit Erkenntnissen aus der Forschung an Ratten - „und Ratten | |
haben keinen sozioökonomischen Status“. | |
17 Jan 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.pnas.org/content/early/2012/08/22/1206820109.abstract | |
[2] http://dunedinstudy.otago.ac.nz/about-us/how-we-began/history-of-the-study | |
[3] http://onlinetaz.hal.taz.de/http | |
[4] http://www.pnas.org/content/early/2013/01/09/1215678110 | |
[5] http://www.moffittcaspi.com/sites/moffittcaspi.com/files/field/publication_… | |
## AUTOREN | |
Thomas Block | |
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