| # taz.de -- Sperre in der Schach-Bundesliga: Die Stunde der Wahrheit auf dem Klo | |
| > Nach seinen verdächtigen Toilettenbesuchen mit dem Handy wird Falko | |
| > Bindrich gesperrt. Dort soll der Großmeister ins Smartphone gelugt haben. | |
| Bild: Falko Bindrich soll sich bei mehreren Toilettenbesuchen Vorteile mit Hilf… | |
| BADEN-BADEN taz | Wenn am Wochenende in der Schach-Bundesliga wieder | |
| gespielt wird, könnte es auf den stillen Örtchen ruhig bleiben. Vor allem | |
| die Toiletten in Emsdetten werden weniger im Fokus der Schiedsrichter | |
| stehen, verzichtet doch der SC Eppingen auf den Einsatz von Falko Bindrich. | |
| Der ist vom Deutschen Schachbund (DSB) für zwei Jahre aus dem Verkehr | |
| gezogen worden. | |
| Grund der Sperre: Der 22-jährige Großmeister soll sich mit einem | |
| Schachprogramm auf dem Smartphone Vorteile verschafft haben – auf dem Klo. | |
| Zumindest verstieß er gegen die Regel, die ein „Beisichführen technischer | |
| Hilfsmittel untersagt“, wie der DSB sein Urteil [1][begründet]. | |
| Mit dem Fall hat die Bundesliga weltweit Schlagzeilen gemacht. Was | |
| Weltmeister Viswanathan Anand oder der Weltranglistenerste Magnus Carlsen | |
| mit Serienmeister OSG Baden-Baden bis dato nicht schafften, gelang durch | |
| den kuriosen Fall Bindrich: Die [2][New York Times] berichtete über die | |
| Bundesliga. Als „Toilettegate“ wurde der Beschiss da bezeichnet. | |
| Mitte Oktober hatte der Mülheimer Pawel Tregubow nach seiner Niederlage | |
| gegen Bindrich erste Verdächtigungen geäußert. Schiedsrichter Dieter von | |
| Häfen behielt den Zittauer daher tags darauf in der zweiten Runde besonders | |
| im Visier. Binnen 45 Minuten sei der Sachse dreimal verschwunden – was auch | |
| seinen Kontrahenten Sebastian Siebrecht misstrauisch machte. Er folgte | |
| Bindrich auf die sanitären Anlagen und lugte unter der Tür durch. Als | |
| Bindrich vom Klo zurückkam, forderte ihn der Schiedsrichter zu einer | |
| „Taschenkontrolle“ auf. | |
| ## „Private Bilder und Geschäftzsdaten“ | |
| Der 22-Jährige verweigerte diese „entrüstet“. Bindrich rückte sein | |
| Smartphone nicht raus, weil sich darauf „private Bilder und sensible | |
| Geschäftsdaten“ befänden. Der Unparteiische erklärte darauf Siebrecht zum | |
| Sieger. Eppingen verzichtete fortan auf Einsätze des Talents. Nach der | |
| Entscheidung des DSB lassen die Kraichgauer den Großmeister daheim. | |
| „Wir warten die einmonatige Einspruchsfrist ab“, sagt Eppingens | |
| Vorsitzender Rudolf Eyer. „Der Fall läuft bilateral zwischen dem DSB und | |
| Bindrich ab.“ Eyer kann sich vorstellen, dass Bindrich nach seiner | |
| fruchtlosen mehrseitigen Rechtfertigung im Internet nun den ordentlichen | |
| Rechtsweg beschreitet und gegen das „zweijährige Berufsverbot“ klagt. | |
| Sollten die juristischen Mühlen langsam mahlen, werde Eppingen in der | |
| nächsten Saison einen Ersatz für Bindrich verpflichten. | |
| Das Präsidium des DSB ruft nach dem „schweren Schaden“ für den Denksport | |
| zudem die Ethikkommission des Schach-Weltverbandes Fide an. Der DSB will | |
| sich die allgemein übliche Auffassung bei der Dopingbekämpfung bestätigen | |
| lassen, wonach eine „Verweigerung zulässiger Kontrollmaßnahmen dem Gebrauch | |
| eines unzulässigen Hilfsmittels gleichzusetzen“ ist. | |
| Sollte die Fide die Ansicht teilen, enden auch Bindrichs Toilettenbesuche | |
| in der Schweiz: Beim Schweizer Erstligisten SK Luzern zeigte man sich | |
| weniger zimperlich als in Eppingen und bot Bindrich auch nach dem Skandal | |
| weiter auf. Anrüchiges wurde bei diesen Einsätzen immerhin nicht bekannt. | |
| 1 Feb 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.schachbund.de/entry/558 | |
| [2] http://www.nytimes.com/ | |
| ## AUTOREN | |
| Hartmut Metz | |
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