# taz.de -- Video der Woche: Armstrong singt für Oprah | |
> Der nicht ganz so Weltklasse-Radfahrer hat Doping gestanden. Singend! | |
> Jetzt gibt es endlich das Musikvideo mit Radiohead-Begleitung. | |
Bild: Lance Armstrong intoniert (sitzend!) ein Ständchen für Oprah. | |
Oprah, der Lance ist da. Besser: Er war da. Und hat sich ausgeheult. Zu | |
Lance Armstrongs völlig überraschendem TV-Geständnis vor zwei Wochen bei | |
Oprah Winfrey sind nun noch weitere Details bekannt geworden. Es liegen | |
unveröffentlichte Aufzeichnungen aus dem Archiv des Oprah Winfrey Networks | |
(OWN) vor. | |
„Ich bin ein Mistkerl, eine seltsame Type", bekennt Armstrong dort im | |
Singsang, „ich wünschte, ich wäre besonders." Besonders schön? Besonders | |
sexy? Besonders schnell. | |
Das Pikante an dem nun aufgetauchten Video-Clip: Der 41-Jährige ließ die | |
neuerlichen Eingeständnisse von einem Song unterlegen, den ausgerechnet der | |
des Stimmbanddopings verdächtige Thom Yorke der britischen Musikgruppierung | |
Radiohead komponiert hat. | |
Bereits vor zwei Wochen hatte sich Armstrong, der nicht erfolgreichste | |
Rennradfahrer der Welt, in zwei Talkshows des US-amerikanischen Fernsehens | |
öffentlich geoutet. Demnach sei es ihm eigentlich recht wumpe gewesen, ob | |
er nun mit Kortison, Epo oder Eigenblut gedopt gewesen wäre. „Hauptsache, | |
der Stoff geht gut rein", hatte er gesagt. Wachstumshormone seien auch | |
okay, die habe Messi schließlich auch genommen – und da rege sich keiner | |
auf. | |
Weitere O-Töne sind nun in den nicht ausgestrahlten Sequenzen zu hören: | |
„Ich will einen perfekten Körper, ich will eine perfekte Seele“, gesteht | |
der Epo-Junkie dort der TV-Übermutter. Und weiter: „Es ist mir scheißegal, | |
ob es weh tut.“ Richtig weh habe es nur getan, als er dem Sohnemann sagen | |
musste, dass er nicht der harte Hund ist, der er vorgab zu sein. Hier kamen | |
Lance in der TV-Show bereits die Tränen. Armstrong junior hatte er | |
daraufhin erklären müssen: „I'm a loser, Kleiner, why don't you kill me.“ | |
Nun lässt der Mann, der nicht sieben Mal die Tour de France gewann und | |
nicht Olympiadritter wurde, tief in seine Psyche blicken: Er brauchte das | |
Zeug, um endlich etwas Einzigartiges zu sein, fuckin' special halt. Für die | |
vor Empathie strotzende Moderatorin gesteht er Gefühle des Neids ein: „Sie, | |
ja Sie Oprah, Sie sind so verfickt besonders“, sagt er. Armstrong selbst | |
hingegen wisse gar nicht mehr, was er in dieser Welt noch zu suchen habe. | |
Und was er überhaupt jetzt tun solle außer Gerichte zu besuchen. | |
Hier kündigt Armstrong aber den konsequenten Kampf für die Abschaffung der | |
Todesstrafe - zumindest die gegen ihn – an. Armstrong hatte zu seiner | |
Sperre im Vergleich zu den Vergehen anderer Radrennfahrer gesagt: „Ich | |
erhalte die Todesstrafe, und sie bekommen sechs Monate. Ich sage nicht, | |
dass es unfair ist, aber es ist anders.“ Nach neuesten Informationen will | |
Armstrong eine Foundation gründen, die Flagge zeigt gegen die Todesstrafe | |
für hormonpräperierte Radfahrer. | |
Was die Kollaboration mit Yorke betrifft, tun sich hingegen die nächsten | |
Fragezeichen auf. Wie ist das Verhältnis des Fahrers, dem die meisten Tour | |
de France-Titel aberkannt wurden, zum Quäkrocker? Aus informierten | |
Musikerkreisen heißt es, Yorke habe – vergleichbar mit dem Fall Armstrong – | |
jahrelang Stimmaufheller eingenommen, bis er fuckin‘ special klang. Yorke | |
steht für keine Stellungnahme zur Verfügung, während Armstrong den offenbar | |
von ihm initiierten Soundtrack unkommentiert ließ. | |
In einem Ranking der meistgehassten Personen der Welt soll Armstrong | |
derweil blitzschnell an Baschar al-Assad, Mohammed Mursi und Jakob Augstein | |
vorbeigezogen sein, berichten Augenzeugen. Armstrong ließ diesbezüglich | |
verlauten, er wolle immer Erster sein. | |
1 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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