| # taz.de -- TV-Serie „House of Cards“: Der Hai und das Blut | |
| > In der TV-Serie „House of Cards“ brilliert Kevin Spacey als Politschwein. | |
| > Sein Rachefeldzug als US-Kongressmann hat Shakespear'sche Qualitäten. | |
| Bild: Mr. Skrupellos und Lady Macbeth: Kevin Spacey und Robin Wright | |
| Ein letztes Winseln, dann ist der angefahrene Hund der Nachbarn tot. „Ich | |
| mache die notwendigen, unangenehmen Dinge“, gibt Francis Underwood gleich | |
| in der ersten Einstellung das Motto der Serie vor. | |
| Dreizehn Folgen lang wird der skrupellose Kongressabgeordnete, gespielt von | |
| Kevin Spacey („Die üblichen Verdächtigen“, „American Beauty“), von nun | |
| immer montags seinen politischen Rivalen zum Sterben verhelfen – freilich | |
| macht er sich dabei die Hände nicht schmutzig, sondern spinnt hintersinnige | |
| Intrigen, besticht und erpresst und befördert Insiderwissen zur richtigen | |
| Zeit an die Öffentlichkeit. | |
| „House of Cards“ ist eine Adaption der gleichnamigen BBC-Serie von 1990 | |
| nach einem Roman von Michael Dobbs. Der war Ende der 1980er Jahre Stabschef | |
| im englischen Parlament und galt als meisterhafter politischer Drahtzieher. | |
| Folgerichtig spielte die vierteilige Originalserie zum Ende der Ära von | |
| Margaret Thatcher als britische Premierministerin. | |
| Produzent und Drehbuchautor Beau Willimon („The Ides of March – Tage des | |
| Verrats“) hat die Handlung nun in das Politmilieu Washingtons übertragen. | |
| Underwood, der dem demokratischen Präsidenten mit einem Wahlkampf zum Sieg | |
| verholfen hat, wird der versprochene Posten des Außenministers verweigert. | |
| Aus Rache verwendet der Geprellte fortan sein Können darauf, das Treiben | |
| der Anderen zu sabotieren. | |
| Wie die Originalserie ist auch die Neuinterpretation an die Tradition der | |
| Shakespeare’schen Dramen angelehnt. Underwoods Ehefrau Claire (Robin | |
| Wright) ist die perfekte Lady Macbeth, die ihren Mann erst zu den | |
| teuflischen Intrigen anstachelt, die ihm später selbst so große Lust | |
| bereiten. „Mein Mann entschuldigt sich nicht“, befiehlt sie | |
| rasiermesserscharf, „nicht mal bei mir.“ Nachts schmiedet sie mit ihm bei | |
| einer geteilten Zigarette die bösartigen Pläne. „Ich liebe diese Frau mehr, | |
| als Haie Blut lieben“, kommentiert Underwood die unheilige Allianz. | |
| Immer wieder wendet sich Kevin Spacey alias Francis Underwood direkt ans | |
| Publikum. Auch das ist aus der britischen Originalserie übernommen und der | |
| Shakespeare’schen Tradition entliehen. Spacey, seit zehn Jahren | |
| künstlerischer Leiter am Londoner Old Vic Theater, war dort 2006 selbst in | |
| der Titelrolle von Shakespeares Richard III. zu sehen. | |
| Es sind dessen Monologe, die ebenso wie Underwoods sarkastische Kommentare | |
| den Zuschauer zum Mitwisser und damit zum Komplizen machen. Beide Figuren | |
| sind Machtmensch und gekränkte Persönlichkeit zugleich. Beiden gefällt es, | |
| andere zu manipulieren und ihnen Schaden zuzufügen. | |
| Neu an „House of Cards“ ist vor allem der Verbreitungsweg. Der | |
| US-amerikanische Streaming Provider Netflix hat die Serie – die ersten | |
| beiden Folgen stammen von David Fincher („Fight Club“, „The Social | |
| Network“) – produziert. Alle dreizehn Folgen der ersten Staffel stehen seit | |
| dem 1. Februar online. Das Publikum kann selbst entscheiden, wann es wie | |
| viele Folgen sehen will. | |
| In Deutschland ist Netflix allerdings noch nicht verfügbar, bei uns wird | |
| die Serie vom Bezahlsender Sky ausgestrahlt – in bewährter Manier: jeden | |
| Montag, eine Folge, Woche für Woche. | |
| 4 Feb 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Marlene Halser | |
| Marlene Halser | |
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