Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: So fett wie Hitler
> Nix mehr zum Papst. Aber die heißesten News über Frank Schirrmacher,
> Mathias Döpfner, Ulrich Wickert und unseren Mann im Silicon Valley.
Bild: Ulrich Wickert alias Nuschel-Uli wickert bzw. nuschelt wieder
Hallo taz-Medienredaktion!
Zum Papst sag ich mal nix. Das ist ja alles schon rum! Aber zu etwas
anderem möchte ich was sagen, das ich mir richtig toll vorstelle: eine
Zeitung herauszugeben und dann schreiben zu können, was man will. Lauter
tolle Worte aneinanderreihen. Manche fangen mit „M“ an und manche mit „R�…
Manche sind lang, manche länger.
Das geht natürlich auch, wenn man Chefin ist. Auch dann kann man schreiben,
was immer den Weg in den Kopf findet. Und wenn das selbst der eigenen
Zeitung irgendwann zu viel ist oder die Zeitung zu klein für den großen
Geist, dann macht man eben ein Buch. Oder zwei. Oder drei.
Und wenn man dann richtig Glück hat bzw. die Hamburger trotz aller
historischen und ideologischen Gräben weich werden, dann kann man als Frank
Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Spiegel
seine „Kernthesen in einem Essay“ „kompilieren“. Und wird in der
Hausmitteilung gefeiert, mit einem Interview bedacht und auf dem Cover
angekündigt. Nicht neben einer Uhr von Adolf Hitler, sondern neben einer
Frau, die zu dick sein soll. Ganz ohne Hitler. Obschon sie wie Hitler
aussieht, kaum, dass man ihr ein Bärtchen malt (Heftbesitzer ausprobieren!)
Und wenn man so richtig kluges Zeug sagt, dann springt einem
Spiegel-Mitinhaber Jakob Augstein bei und feiert das Buch in seiner
vielgelesenen Spiegel-Online-Kolumne, als gäbe es ein warmes Essen für den
Text. Das bringt dann bereits eine Woche vor Erscheinen Platz fünf bei
Amazon.
Man denkt ja immer, also ich denk immer, wenn man so eine Zeitung hat oder
ganz viele, dann wird man voll eingebildet und doof und weiß gar nicht
mehr, wie sich Normalsein anfühlt. Also so, wie für Jennifer Lopez das
Leben auch ohne Zeitung ist.
Beim Axel-Gott-hab-ihn-selig-Springer-Verlag ist das ganz anders. Dort
macht man jetzt einen Betriebsausflug zum Bild-Chef Kai Diekmann ins
Silicon Valley, wohl, um zu gucken, ob an dem noch alles dran ist und wie
die Ehe so läuft und packt die ganze Springer-Bagage in die Holzklasse vom
Flugzeug. Und im Hotel geht’s in Zweibettzimmer. Und das auch für den
Oberboss, Mathias Döpfner, der bei seiner Länge in der Tat zwei Betten
braucht.
Und ehrlich gesagt, das imponiert mir. Nicht nur immer Leute rausschmeißen
und die letzten Übriggebliebenen in Ramschverträge nötigen, sondern auch
selbst die Härten des normalen Lebens spüren. Das Echte suchen. Das
Authentische. Das ist der richtige Schritt! Ich kann nur gratulieren. Denn
nur wer zur Empathie fähig ist, hat die Chance zu begreifen, dass er mit
der Auslagerung von Arbeitsplätzen in die Billiglohnabteilung auch sich
selbst auslagert. Sein Ich in die Billiglohnabteilung von Moral und Anstand
verabschiedet.
Sehr zu denken gibt mir auch, dass Nuschel-Uli wieder on air ist. Ulrich
Wickert, 70, taucht jeden ersten Sonntag im Radio auf, um über Bücher zu
sprechen. Und ich denke, der ist bei den Kindern! Ich denke, der kümmert
sich! Ich weiß wirklich nicht, was das soll. Verdient seine Frau nicht
genug? Ist das wieder irgend so ein moderner Spleen der Männer? So was mit
„Selbstverwirklichung“?
Die armen Kinder! Nur weil Papi es nicht lassen kann, sitzen die den ganzen
Tag vor dem Fernseher. Noch nicht einmal ein Jahr alt! Und die arme Frau!
Will nur hoffen, dass, wenn er die Sendungsaufzeichnung in ihre Arbeitszeit
legt, seine Mutter kommt, um sich um die Zwillinge zu kümmern. Wäre ja noch
schöner, wenn die Gruner-und-Jahr-Chefin Julia Jäkel abends auch noch das
Essen warm machen müsste.
An die gute Hühnersuppe von Oma denkend, gebe ich zurück nach Berlin!
13 Feb 2013
## AUTOREN
Silke Burmester
Silke Burmester
## TAGS
Bild-Zeitung
Papst
Kai Diekmann
Mathias Döpfner
Stern
Silke Burmester
ARD
Frauen
Focus
Bunte
taz.gazete
Sexismus
Financial Times Deutschland
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Die Kriegsreporterin: Marmelade und Heizdecken
Willkommen im Kummerland Gruner + Jahr: Der „Stern“ versinkt in der
Bedeutungslosigkeit. Da will die „Brigitte“ natürlich nicht hintenanstehen.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Extraspiel des Intrigantenstadels
Chefredakteursdrama beim „Spiegel“: Wem nutzt es, wenn das einstige
Sturmgeschütz der deutschen Demokratie führungslos dasteht? Na, Jakob
Augstein!
Kolumne Die Kriegsreporterin: Das Eierkarussell dreht sich weiter
Beim „Stern“ ist – hofft man – alles dran am Mann. In der ARD herrscht
Eierüberschuss. Die „taz“ muss sich einen entzückenden Platzhalter suchen.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Männer kommen, Männer gehen!
Sind die Öffentlich-Rechtlichen noch zu retten? Gibt es nichts Schlimmeres,
als Uhren zu betexten? Ansonsten: Heu auf die Häupter der Kollegen.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Abgeschlagene Emanzen feiern sich
Auf der nächsten ProQuote-Party werden alle Wichtigen dabei sein: Zicken,
die keinen Führungsjob bekommen und tolle Chefredakteure. Mit Brusthaar.
Die Kriegsreporterin: So klappt Ihr Pro-Brüderle-Artikel
Die „Bunte“, das PR-Magazin für die Herdprämie, gibt allen Redaktionen
wertvolle Tipps: Auch wie sie eine Verteidigung Rainer Brüderles
hinbekommen.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Die Hoffnung auf Höhe Arsch
Jeder guckt, ob auch er ein Brüderle hat. Alle tasten und suchen, und wer
einen findet, versucht ihn unbemerkt verschwinden zu lassen.
Sexismus in Deutschland: Es wird anders
Die Sexismusdebatte um Rainer Brüderle kann endlich zu dauerhaften
Veränderungen führen. Auch weil die Debatte ohne Alice Schwarzer auskommt.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Auf Rekordjagd mit Philipp Rösler
„Financial Times Deutschland“? Ich werde dazu einen Vorschlag machen. Die
„Bunte“? Ich werde dazu einen Vorschlag machen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.