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# taz.de -- Aktionstag gegen sexuelle Gewalt: „Genug ist genug“
> Tänze vor Indiens Parlament und im Düsseldorfer Landtag: Weltweit gingen
> Menschen am Donnerstag gegen die Unterdrückung von Frauen auf die Straße.
Bild: Auch in Serbien tanzen Frauen gegen sexuelle Gewalt.
NEU DELHI/DÜSSELDORF dpa/afp | Eine Milliarde waren es zwar nicht, aber
immerhin Hunderttausende von Menschen beteiligten sich am Donnerstag
weltweit an Aktionen, zu denen die Bewegung „One Billion Rising“ (Eine
Milliarde steht auf) aufgerufen hatte. Sie demonstrierten für die
Gleichberechtigung der Frauen und gegen Sexismus. Den Schwerpunkt der
Aktionen bildete dabei Indien, wo die mörderische Vergewaltigung einer
23-jährigen Studentin vor zwei Monaten zu einer Protestwelle gegen die
alltägliche Gewalt gegen Frauen geführt hatte.
Tausende Inderinnen hatten sich zu Tanz-Demonstrationen versammelt. „Das
ist eine Bewegung aller gesellschaftlichen Teile – von allen Frauen, die
unterdrückt werden“, sagte Organisatorin Kamla Bhasin. „Jeder Vergewaltiger
kommt aus unseren Familien“, sagte Bhasin. „Die sind nicht aus dem Internet
heruntergeladen.“
Allein am Parlament in der Hauptstadt Neu Delhi tanzten 2.000 Menschen
zusammen eine Choreografie zum offiziellen Lied der Kampagne „Break the
chain“ (Zerbrich die Ketten) von Tena Clark. Zu den Aktionen gehörte auch
eine symbolische Beisetzung des Patriarchats und der Frauenverachtung in
einer Trabantenstadt von Neu Delhi, Gurgaon. Weitere Aktionen gab es etwa
in Lucknow, Mumbai, Bhopal und Hyderabad.
Am Donnerstag hatte sich zudem die Tochter des Sitar-Spielers Ravi Shankar
als Opfer sexuellen Missbrauchs offenbart, auch um „One Billion Rising“ zu
unterstützen. Sie sei als Kind von einem Freund der Familie über Jahre
„sexuell und emotional“ missbraucht worden, sagte Anoushka Shankar in einer
am Donnerstag veröffentlichten [1][Videobotschaft] auf dem Internetportal
Youtube. „Genug ist genug“, sagte Shankar mit Blick auf den grausamen Tod
der indischen Studentin. Die in den USA geborene Shankar ist wie ihr im
Dezember verstorbener Vater selbst Sitar-Spielerin.
In Australien gab es Flashmobs, in Singapur liefen Aktivistinnen mit
schwarzen Ballons durch ein Kaufhaus, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu
machen. Unter anderem in Serbien, auf den Philippinen, in Israel und
Nigeria gingen ebenfalls Menschen auf die Straße.
## Emanzipationsministerin macht mit
Auch in Deutschland fanden am Donnerstag Aktionen statt. In Berlin tanzten
Hunderte Menschen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor und auf
dem Alexanderplatz. In Frankfurt hatte das städtische Frauenreferat zu
einem Flashmob vor dem Frankfurter Hauptbahnhof aufgerufen. Etwa 150
Personen demonstrierten laut Angaben der Polizei in Düsseldorf. Unter den
Teilnehmern war auch Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne).
Gewalt gegen Frauen sei auch in NRW nach wie vor ein beachtliches Problem,
so Steffens. „Dieser Aktionstag kann eine besondere Kraft entfalten, wenn
weltweit Menschen auf die Straße gehen gegen die Misshandlung und
Unterdrückung von Frauen“, teilte die Ministerin mit. Bei einer Aktion der
Grünen im Landtag tanzten nach Angaben einer Sprecherin zudem etwa 100
Teilnehmer zu „Break the Chain“. Auch in Nürnberg, Leipzig, Hamburg, Ulm,
Osnabrück und Regensburg fanden AktivistInnen auf der Straße zusammen.
Die US-Autorin Eve Ensler, die das Buch „Vagina-Monologe“ verfasste, ist
eine der Initiatorinnen von „One Billion Rising“. Die Veranstaltung wurde
auf den Valentinstag verlegt, an dem in vielen Ländern die romantische
Liebe gefeiert wird.
15 Feb 2013
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=pP1HE9kzN98
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