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# taz.de -- Vergewaltiger-Prozess in Südafrika: „Allzu oft werden Täter ges…
> Zwei Jugendliche missbrauchten ein Mädchen und ließen es sterbend zurück.
> Der Fall, der nun vor Gericht verhandelt wird, schockiert das ganze Land.
Bild: Die Beerdigung der 17-jährigen Anene Booysen in Bredasdorp.
JOHANNESBURG taz | Der Gerichtssaal war voll, als am Dienstag in der
südafrikanischen Kleinstadt Bredasdorp die mutmaßlichen Vergewaltiger und
Mörder der 17-jährigen Anene Booysen mit gesenkten Häuptern und einem
Handtuch zur Bedeckung des Gesichts vor den Richter traten.
Ihre Gesichter sollten nicht gezeigt werden, hatte das Gericht am Vortag
angeordnet: Die andauernden Ermittlungen könnten sonst behindert werden.
Die beiden jungen Männer wurden nicht auf Kaution freigelassen, sondern
bleiben zunächst bis zum nächsten Gerichtstermin Ende Februar in Haft.
Die einer grausamen Tat beschuldigten Männer sind in der kleinen Gemeinde
Bredasdorp trotz Gesichtsbedeckung bekannt. Der 22-jährige Jonathan Davids
und der 21-jährige Johannes Kana werden angeklagt, Anene Booysen brutal
vergewaltigt und das schwer verletzte Mädchen nach einem gemeinsamen Abend
in einer Taverne spätnachts in einem Industriegebiet ihrem Tod überlassen
zu haben. Sie hatten ihr den Unterleib aufgeschlitzt, die Eingeweide
herausgerissen. Bevor Booysen am vorletzten Samstag im Krankenkhaus starb,
konnte sie noch den Namen eines ihrer Vergewaltiger nennen, ein Ex-Freund.
Am vergangenen Samstag wurde Anene Booysen beerdigt. Zahlreiche
Gemeindemitglieder nahmen an dem Tag an einem Protestmarsch gegen sexuelle
Gewalt teil, der vom Gewerkschaftsdachverband Cosatu und von der Frauenliga
der Regierungspartei ANC (Afrikanischer Nationalkongress) organisiert
worden war. Auch an anderen Orten des Landes hatten aufgebrachte Menschen
spontan demonstriert und nicht nur die Regierung, sondern auch Väter und
Mütter aufgerufen, endlich etwas zu unternehmen.
## Sogar Präsident Zuma fordert härtere Strafen
Das jüngste spektakuläre Verbrechen hat in Südafrika einen derartigen
Schock ausgelöst, dass sogar Präsident Jacob Zuma härtere Strafen fordert.
Südafrika werde jedoch nicht die Todesstrafe wiedereinführen, sagte er. Im
Gerichtssal in Bredasdorp hatte am Montag Lulu Xingwana, Südafrikas
Frauenministerin, Platz genommen. Sie umarmte die verzweifelte Mutter und
Angehörige der Toten.
Oppositionsführerin Helen Zille (Democratic Alliance, DA) sprach sich für
die Einrichtung eines Sondergerichts für Sexualverbrechen aus und fordert
eine Datenbank für verurteilte Sexualtäter. Die Polizei solle ihre
Einheiten für Kinderschutz und Gewalt in der Familie verstärken, forderte
Zille weiter. „Bürger können auch aktiv in der Nachbarschaftshilfe werden
und kriminelles Verhalten der Polizei melden“, sagte Zille. „Allzu oft
werden Täter von ihren Opfern und der Gemeinde geschützt.“
Das Situation in Bredasdorp – zwei Autostunden von Kapstadt entfernt, wo
die DA die Provinzregierung stellt – ist trostlos. Es gibt hohe
Schwangerschaftsraten bei Jugendlichen, Drogen- und Alkoholmissbrauch sind
häufig. „Die einzigen Ablenkungen hier sind Trinken, Sex und Drogen“, sagt
Sozialarbeiterin Rosline Koeberg. Sie hofft auf ein Freibad oder einen
Freizeitpark.
12 Feb 2013
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Südafrika
Vergewaltigung
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Sexuelle Gewalt
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Jacob Zuma
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