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# taz.de -- Homophobie in Rumänien: „Tod den Schwulen“
> Christlich fundamentalistische und rechtsradikale Aktivisten sprengen in
> Bukarest die Vorführung eines Films über Homosexuelle. Die Polizei sieht
> tatenlos zu.
Bild: Mitglieder der rechtsextremen „Neuen Rechten“ (Noua Dreapta) demonstr…
BERLIN taz | „Tod den Schwulen!“ Unter diesem Ausruf stürmten über 50
Aktivisten schwulenfeindlicher, orthodox-christlich fundamentalistischer
und rechtsradikaler Organisationen am Mittwochabend in der rumänischen
Hauptstadt Bukarest [1][einen Kinosaal und unterbrachen die Vorführung] des
Films „The kids are all right“.
Der Film lief im Rahmen eines alljährlich organisierten „Monats der
LGBT-Geschichter“ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender). Die gesamte
Veranstaltungsreihe, die unter anderem von der rumänischen
Schwulenorganisation „Accept“ organisiert und von der US-Botschaft in
Bukarest unterstützt wurde, sollte für mehr Toleranz gegenüber
Homosexuellen werben und zum Abbau von schwulenfeindlichen Tendenzen
innerhalb der rumänischen Gesellschaft beitragen.
Bereits seit Wochen zirkulierten im Internet Boykottaufrufe
schwulenfeindlicher Organisationen. Der Direktor des rumänischen
Bauernmuseums, der den Kinosaal seiner Institution den LGBT-Organisatoren
zur Verfügung gestellt hatte, wurde beschimpft und bedroht. Dennoch hüllten
sich die zuständigen Behörden in Schweigen. Auch am Mittwoch sah die
Polizei den Krawallmachern tatenlos zu.
In einer [2][am Donnerstag veröffentlichten Erklärung] der staatlichen
rumänischen Antidiskriminierungsbehörde CNCD wird der homophobe
Zwischenfall scharf verurteilt und als Angriff auf die Menschenrechte
gewertet. Die zuständigen Behörden werden nachdrücklich aufgefordert, die
Verantwortlichen für den Vorfall zur Rechenschaft zu ziehen.
## In Hetzschriften werden Schwule mit Juden und Freimaurern gleichgesetzt
Seit Jahren wird Homosexuellen unterstellt, die nationalen und
fundamentalen christlichen Werte des rumänischen Volkes zu unterwandern und
die traditionelle Familie zu zerstören. In Hetzschriften, die in den
letzten Jahren vor allem im Internet verbreitet wurden, werden Schwule mit
Juden und Freimaurern verglichen.
So auch in mehreren von dem rechtsextremen Portal AlterMedia
veröffentlichten Beiträgen. In einem am Mittwoch publizierten Bericht des
nationalistischen und fundamentalistischen Hetzbloggers Victor Roncea wird
die Unterbrechung der Filmvorführung als „ein erfolgreicher Protest gegen
die Schwulenmafia und -propaganda“ dargestellt.
Der Direktor des Museums, der dem Druck der homophoben Organisationen
standgehalten hatte, wird in dem Bericht als Freimaurer beschrieben. Dieser
und der „katholische Kulturminister“ hätten nichts unternommen, um die
Zusammenkunft der Schwulen zu unterbinden. Zudem hätten sie die Proteste
von über 30 Organisationen gegen die „Schändung des christlichen Glaubens“
und der christlichen Traditionen der Rumänen ignoriert.
Bezeichnenderweise hatte sich die Neue Rechte diesmal nicht an den
Protesten beteiligt. Sie hatte in den letzten Jahren an vorderster Front in
der Bekämpfung der Schwulenemanzipation gestanden und systematisch für die
Wiedereinführung des alten StGB-Paragraphen plädiert. Dieser stellt
Homosexualität unter Strafe.
Die derzeitige Zurückhaltung der Neuen Rechten ist auf die Verhaftung eines
prominenten Aktivisten der Neuen Rechten zurückzuführen. Dieser war Ende
des vergangenen Jahres wegen Pädophilie festgenommen worden. Noch bevor die
Festnahme bekannt wurde, erfuhr die Öffentlichkeit Einzelheiten über einen
gewalttätigen Überfall auf die Teilnehmer einer Veranstaltung der
Hochschule für politische Wissenschaften zum Thema Homosexualität. Obwohl
die Polizei Ermittlungen eingeleitet haben soll, wurde bislang keiner der
homophoben Schläger identifiziert und gefasst.
21 Feb 2013
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=t3wKJRYydDU
[2] http://www.cncd.org.ro/noutati/Comunicate-de-presa/Comunicat-de-presa-refer…
## AUTOREN
William Totok
## TAGS
Homophobie
Rumänien
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Schwerpunkt Demos gegen rechts
Transgender
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