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# taz.de -- Wagenburg soll weg: Bombenalarm zwecks Räumung
> Die Bauwagengruppe „von Wägen“ in Hannover muss ein verwaistes
> Kasernengelände verlassen – die Immobilienverwaltung fürchtet
> Weltkriegsbomben. Hannovers Bürgermeisterin hält das für „sehr
> fragwürdig“.
Bild: Muss ihre Bauwagen abfahrbereit machen: die Gruppe "von Wägen" in Hannov…
HAMBURG taz | „Weg – Hauptsache weg!“ So lautet die Devise der
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), um den Bauwagenplatz des
Vereins „von Wägen“ vom Gelände der Freiherr-von-Fritsch-Kaserne in
Hannover zu vertreiben. „Wegen des extrem schlechten Zustandes des gesamten
Geländes und darüber hinaus wegen der zusätzlichen nicht einschätzbaren
Gefahr, die von erfassten Kampfmittelverdachtsflächen ausgehen könnte, ist
es nicht mehr hinnehmbar, dass sich auf der Liegenschaft Personen
aufhalten“, schreibt Sachbearbeiterin Angela Kaufmann von der Bima
Hannover. Bis Montag sollen die 14 Wohngefährte vom Areal verschwinden.
Bei den BewohnerInnen der Wagenburg „von Wägen“ löst das Ultimatum
Unverständnis aus. „Wir haben gehofft, dass sie uns wenigstens Zeit geben,
bis kein Schnee mehr liegt“, sagt eine Sprecherin der taz. Die Gruppe, die
auf dem Bauwagenplatz Linden-Limmer entstanden ist, war im Oktober auf das
seit zehn Jahren leer stehende Gelände in der General-Wever-Straße gezogen
und wurde seither auch geduldet – angeblich wegen der schlechten Witterung.
„Das Gelände ist ernorm groß und es sind noch alle Gebäude der Kaserne
vorhanden“, so die „von Wägen“-Sprecherin. Auf dem Gelände liefen tägl…
viele Menschen herum und jetzt werde plötzlich Panik gemacht, „als würde
jeden Moment eine Bombe hochgehen“.
Auch in der Politik hat der Bombenalarm Verwunderung ausgelöst. „Ganz
Hannover ist eine Kampfmittelverdachtsfläche“, sagt der hannoversche
Grünen-Chef Tobias Leverenz. Zumal das Gelände in den vergangenen Jahren
oft genutzt wurde. So habe die Polizei mehrfach Übungen mit Wasserwerfern
abgehalten, berichtet Leverenz: „Sie hat aber vorher Bescheid gesagt, damit
sich die Bewohner nicht erschrecken.“ Ein Zirkus habe das Terrain als
Winterquartier genutzt. „Das kann alles nicht so gefährlich sein“, sagt
Leverenz.
Und selbst Veranstaltungen des Staatstheaters haben dort stattgefunden. Die
grüne Bürgermeisterin Regine Kramarek erinnert sich, vor zwei Jahren ein
Theaterfestival auf dem Kasernengelände besucht zu haben. „Es waren sieben
Bühnen aufgebaut“, sagt sie. Und bei „Orpheus in der Unterwelt“ sei sogar
der Keller eines Kasernengebäudes als Kulisse genutzt worden. „Für die
Öffentlichkeit ist schwer nachvollziehbar, weshalb die Leute nun plötzlich
keinen Tag länger geduldet werden können“, sagt Bürgermeisterin Kramarek,
die das Agieren der Bima als „sehr fragwürdig“ bezeichnet. „Mir ist
unverständlich, warum nun solche Brisanz aufgebaut wird“, sagt sie. Da
schade sich die Bima doch selbst, da sich kein Investor für das Gelände
interessiere.
Auf taz-Anfrage zeigte sich die Bima weiter kompromisslos. „Die Bima geht
davon aus, dass der Verein die Geltendmachung des Hausrechts akzeptieren
wird“, sagt Sprecherin Verena Kaiser. Daran hätte auch die Intervention der
grünen Bundestagsabgeordneten Tobias Lindner und Sven-Christian Linder
nichts geändert.
Laut Kramarek sind die Bauwagenleute „nun auf sich selbst gestellt“, ein
Alternativquartier zu finden. „Wir haben es geprüft – aber die Stadt hat
keine Alternativfläche anzubieten“, sagt Kramarek. Die Bauwagen-Bewohner
werden sich dem Druck beugen, sagt die „von Wägen“-Sprecherin. Sie werden
vorerst getrennt von den drei anderen Bauwagenplätzen Hannovers auf der
Straße Quartier beziehen.
22 Feb 2013
## AUTOREN
Kai von Appen
Kai von Appen
## TAGS
Bauwagen
Manchester United
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