| # taz.de -- Haushaltskrise in den USA: Neuer Finanzminister im Spiel | |
| > Kurz vor dem Eintreten der drastischen Zwangskürzung der Staatsausgaben, | |
| > wird Jack Lew Finanzminister. Der war Obamas Stabschef und gilt als | |
| > harter Verhandler. | |
| Bild: Barack Obama und sein zukünftiger Finanzminister Jacob Lew im Juli 2010. | |
| WASHINGTON dpa/afp | Der US-Kongress hat Jack Lew als neuen Finanzminister | |
| bestätigt. Der bisherige Stabschef von Präsident Barack Obama übernimmt | |
| seinen Job in einer schwierigen Phase. An diesem Freitag treten massive | |
| automatische Etatkürzungen in Kraft, die sich nach Expertenmeinung negativ | |
| auf die US-Konjunktur auswirken dürften. | |
| Sollten sich Obamas Demokraten und die oppositionellen Republikaner nicht | |
| kurzfristig auf einen Kompromiss einigen, müssen die US-Bundesbehörden | |
| allein bis Ende September rund 85 Milliarden Dollar (65 Milliarden Euro) | |
| einsparen. Das Weiße Haus warnte eindringlich vor harten Einschnitten in | |
| manchen staatlichen Funktionen. | |
| Im Haushaltsstreit mit den Republikanern verhält sich US-Präsident Barack | |
| Obama, als sei er immer noch mitten im Wahlkampf. Kreuz und quer flog er in | |
| den vergangenen Wochen durch das Land, zeigte sich bei Kundgebungen nahe | |
| bei den Bürgern und hämmerte ihnen seine Botschaft ein: Wenn der Kongress | |
| nicht handele, drohen ab dem 1. März tiefe Einschnitte, die Jobs kosten und | |
| die Konjunktur abwürgen. Dabei ist umstritten, wie stark die US-Wirtschaft | |
| ab Freitag tatsächlich von der Sparbombe getroffen würde. Die Republikaner | |
| jedenfalls werfen dem Präsidenten Alarmismus vor. | |
| Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, John Boehner, | |
| kritisierte Obama dafür, „überall herumgereist“ zu sein, anstatt sich mit | |
| den Abgeordneten zusammengesetzt zu haben, um eine Lösung zu finden. Der | |
| texanische Senator John Cornyn warf dem Präsidenten vor, den Menschen Angst | |
| einzujagen, um sie für einen weiteren Ausbau des Staates zu gewinnen. Und | |
| der Kongressabgeordnete Tim Huelskamp aus Kansas ist überzeugt: „Der | |
| Großteil der Nation wird am Freitag aufwachen und gähnen.“ | |
| ## Düsteres Szenario | |
| Bei Obama hört sich das Szenario anders an, düsterer. Das Weiße Haus | |
| spricht von hunderttausenden gefährdeten Arbeitsplätzen, von massiven | |
| Verzögerungen im Flugverkehr wegen Personalengpässen, von Zwangsurlaub für | |
| Staatsangestellte. „Diese Einschnitte sind falsch. Sie sind nicht fair“, | |
| sagte der Präsident am Dienstag bei einem seiner Auftritte in einer Werft | |
| im Bundesstaat Virginia. Einige der Schiffsbauer, die hier für die Marine | |
| Flugzeugträger fertigen, könnten laut Obama wegen der Einsparungen ihren | |
| Job verlieren. | |
| Die drakonischen Einschnitte gehen auf ein im Sommer 2011 vom Kongress | |
| verabschiedetes Gesetz zurück, das im kommenden Jahrzehnt Kürzungen nach | |
| dem Rasenmäherprinzip um 1,2 Billionen Dollar (920 Milliarden Euro) | |
| vorsieht. Eigentlich sollte das Sparpaket nie Wirklichkeit werden. Der | |
| automatische Rotstift sollte als Ansporn für beide Parteien dienen, einen | |
| ausgewogenen Plan zur Haushaltssanierung zu verabschieden. Doch dazu kam es | |
| nie. | |
| ## Budgetdirektor unter Clinton | |
| Der US-Senat hatte sich am Mittwochabend mit 71 zu 26 Stimmen für die | |
| Ernennung des 57-Jährigen ausgesprochen. Lews Vorgänger Timothy Geithner, | |
| der nicht für Obamas zweite Amtszeit zur Verfügung stand, hatte den Posten | |
| bereits im Januar verlassen. Seitdem führt der Stellvertreter Neil Wolin | |
| die Behörde kommissarisch. | |
| Der aus New York stammende Lew kann auf eine lange Erfahrung in der | |
| Washingtoner Haushaltspolitik zurückblicken. Bereits 1973 begann er seine | |
| Karriere in der Hauptstadt, zunächst als Assistent eines | |
| Kongressabgeordneten. 1998 bis 2001 war er Budgetdirektor unter Präsident | |
| Bill Clinton. | |
| Den Posten übernahm er auch von 2010 an für Obama. 2012 wurde Lew dessen | |
| Stabschef im Weißen Haus. In den eigenen Reihen ist er beliebt, für seinen | |
| Fleiß wird er geschätzt. Die Republikaner halten ihm hingegen vor, in | |
| Verhandlungen mit ihnen zu unnachgiebig zu sein. | |
| 28 Feb 2013 | |
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